Startet 5G Broadcast schon ab 2027?

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5G-Broadcast-Antenne
Diese 5G-Broadcast-Antenne des Bayerischen Rundfunks kam beim Test während der EM zum Einsatz. Foto: BR/ Manfred Schmitz

Kürzlich wurde bekannt, dass 5G-Broadcast-Dienste ab 2027 bereitstehen sollen. Aktuell arbeitet die 5G Broadcast Strategic Task Force, kurz 5BSTF, an einer gemeinsamen Roadmap. Das Ziel ist, 5G Broadcast in sechs europäischen Märkten mit 270 Millionen Menschen an den Start zu bringen.

Wer steckt hinter der 5BSTF?

Die 5G Broadcast Strategic Task Force wird aus der Media Broadcast aus Deutschland, der TDF aus Frankreich, Emitel aus Polen, CRA aus Tschechien, BTCY aus Belgien, der RAI aus Italien und Cordiant Capital aus Großbritannien gebildet. Unterstützend steht zudem Rohde & Schwarz aus Deutschland zur Seite.

Welche Ziele verfolgt die 5BSTF?

Zunächst einmal sollen Mehrwertangebote für Smartphone-Hersteller zu kreieren. Schließlich sollen die dazu bewogen werden, für 5G Broadcast geeignete Smartphones auf den Markt zu bringen. In diesem Zusammenhang sei allen, die bereits ein 5G-Smartphone besitzen gesagt, dass ihre Geräte NICHT für 5G Bradcast geeignet sind.

Das Ziel ist weiter, 5G Broadcast ab etwa dem zweiten Quartal 2027 an den Start zu bringen. Idealerweise in allen sechs Mitgliedsländern.

Wo soll 5G Broadcast ausgestrahlt werden?

Die an 5BSTF beteiligten Sendernetzbetreiber haben sich bereit erklärt, einen Teil ihrer bestehenden DVB-T/T2-Infrastruktur auf 5G-Broadcast umzurüsten. Im Falle von Deutschland würde das vermutlich bedeuten, dass Freenet eines seiner drei DVB-T2-Sendernetze für 5G-Broadcast opfern würde. Wobei opfern das falsche Wort ist. Denn das Ausland hat längst bewiesen, dass man in einen DVB-T2-Multiplex mit HEVC-Komprimierung durchaus mehr Programme bei gleichzeitig guter Bildqualität unterbringen kann, als das derzeit der Fall ist. Es sollte also keine große Kunst sein, die aktuell über drei Multiplexe angebotenen Programme in künftig nur noch zwei unterzubringen. Die dritte Senderkette würde dann für 5G-Broadcast bereitstehen.

Bedeutet 5G Broadcast 2027 das Ende für DVB-T2?

Um diese Frage zu beantworten, müssen wir zunächst einmal DVB-T2 und 5G Broadcast miteinander vergleichen. Fakt ist, dass sich DVB-T2 an ein breites Spektrum an Empfangsgeräten wendet. Heute kann etwa jeder neue Fernseher unter anderem DVB-T2 empfangen. Der Fokus liegt damit beim stationären Empfang und sehr guter Bildqualität auf großen Screens. Schlecht schaut es bei DVB-T2 allerdings mit dem Mobilempfang aus. Wobei das technisch leicht realisierbar wäre. In der Vergangenheit gab es ja schon mal DVB-T-Handys. Die wurden jedoch nicht von den Mobilfunkanbietern unterstützt und waren für teures Geld zu kaufen. DVB-T-Handys wurden deshalb nicht unterstützt, weil sich damit keine zusätzlichen Einnahmen generieren ließen. Was bei TV über Streaming sehr wohl der Fall war. Alleine aus dieser Erfahrung heraus müssen wir uns fragen, wie attraktiv 5G Broadcast für Mobilfunkanbieter sein wird. Gerade hier wird der Schlüssel zum Erfolg liegen.

5G Broadcast startet bei Null. Die Situation ist vergleichbar mit der Einführung des Fernsehens in Deutschland ab 1953. Wer hatte damals einen Fernseher? So gut wie keiner. Wer hat heute, wer wird 2027, ein Smartphone für 5G Brodcast besitzen? So gut wie keiner. Es müssen also erst einmal Geräte in den Markt. Wobei wir bislang stets nur zu hören bekommen haben, dass der Fokus am Mobilempfang liegt. Also wohl erstmal nichts mit 5G Broadcast am Big Screen im Wohnzimmer. Für den ist 5G offensichtlich gar nicht gedacht.

DVB-T2 und 5G Broadcast parallel?

Auf der einen Seite wird uns 5G Broadcast seit Jahren als das Allheilmittel für den Rundfunk verkauft. Wie von mehreren Seiten, etwa auf den medientagen München im Herbst 2024 zu hören war, sieht man 5G Broadcast (vorerst) einmal nur als Ergänzung zu DVB-T2. Also sollte es beide Verbreitungswege durchaus parallel geben. Was auch heißt, dass die Programmveranstalter, die bei 5G Broadcast mitmachen werden, nach heutigem Wissenstand aber auch nicht auf ihre DVB-T2-Verbreitung verzichten werden. Also wird 5G Broadcast nicht mehr sein, als eine Art Simulcast.

Also was kommt 2027?

2027 wird einmal den Anfang von 5G Broadcast darstellen. Zunächst wird man diesen Dienst so ziemlich ohne Zuschauer anbieten. Wichtig ist der Sendebeginn aber für die Gerätehersteller, um Modelle entwickeln und testen zu können. Bis diese Geräte verfügbar sein werden, werden rund ein bis zwei Jahre vergehen. Womit 5G Broadcast ab etwa 2029/2030 interessant werden könnte. Für welche Anwendungen, das wird man dann sehen.

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