Der niederländische Elektronikkonzern Philips ist im zweiten Quartal wegen unerwarteter Abschreibungen tief in die roten Zahlen gerutscht. Unter dem Strich stand ein Verlust von 1,345 Milliarden Euro. Im Vorjahresabschnitt hatte das Unternehmen noch einen Gewinn von 262 Millionen Euro ausweisen können.
Das teilte das Unternehmen am Montag in Amsterdam mit. Kurzfristig erwartet Vorstandschef Frans van Houten keine deutliche Verbesserung. „Das wirtschaftliche Umfeld ist unsicher“, sagt der seit April amtierende Konzernchef. Helfen sollen nun ein 500 Millionen Euro schweres Sparprogramm für das Unternehmen und ein 2 Milliarden Euro umfassendes Aktienrückkaufprogramm für die Aktionäre. Nachdem die Aktie am Morgen in einem schwachen Markt um mehr als zwei Prozent zulegen konnte, drehte sie später ins Minus.
Das einst größte Sorgenkind, die im April ausgegliederte TV-Sparte, brachte mit 97 Millionen Euro erneut einen Verlust. Philips hatte in diesem Bereich nach anhaltend schwacher Entwicklung die Reißleine gezogen und das Geschäft als Joint-Venture mit dem taiwanesischen Unternehmen TPV Technology ausgegliedert (DIGITAL FERNSEHEN berichtete).
Durch nahezu alle Sparten zogen sich die Abschreibungen. Am stärksten wertete der Konzern sein Gesundheitsgeschäft ab: 824 Millionen Euro betrug hier die Korrektur. Auch im Lichtgeschäft, das zwar weiterhin von der starken Nachfrage der Autobauer getragen wird, aber beim Verkauf an die Verbraucher schwächelt, schrieb der Konzern mehr als eine halbe Milliarde Euro ab. Die Erwartungen insgesamt seien an die Zeit nach dem Ende der Erholungsphase angepasst worden, hieß es im Bericht.
Der Umsatz schrumpfte in der Zeit von April bis Juni von 5,3 auf 5,2 Milliarden Euro. Neben einer gebremsten Nachfrage für die Konsumelektronik machten sich hier die instabilen Devisenmärkte negativ bemerkbar. Philips hatte jüngst bereits gewarnt, dass wegen des schwächeren Marktumfelds in Westeuropa der Gewinn im zweiten Quartal leiden dürfte.
Währungsschwankungen machten den Niederländern ebenfalls zu schaffen. Die Effekte drückten so kräftig auf die Erlöse, dass auch ein Zuwachs in der Gesundheitssparte und ein solides Abschneiden im Lichtgeschäft, in dem Philips weiterhin von der Umstellung auf Leuchtdioden profitiert, einen Umsatzrückgang nicht verhindern konnten.
Das Aktienrückkaufprogramm im Volumen von zwei Milliarden Euro läuft für ein Jahr und startet ab sofort. Das Sparprogramm, mit dem Philips die Kosten um eine halbe Milliarde Euro drücken will, soll sich ab 2013 positiv auswirken. Auch ein Stellenabbau sei Teil des Programms, sagte Finanzvorstand Ron Wirahadiraksa.
Bis 2013 soll der Umsatz um vier bis sechs Prozent jährlich wachsen. Die Marge für den operativen Gewinn vor Steuern und Abschreibungen (EBITDA) im Konzern soll bei 10 bis 12 Prozent herauskommen. Zum Vergleich: Im abgelaufenen Quartal lag sie bei 7,1 Prozent. Der deutsche Rivale Siemens will seine Zwischenbilanz am 28. Juli veröffentlichen. [ar/dpa]
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