Smart TVs stehen heute in vielen Haushalten, doch nur weil ein internetfähiges Gerät im Haus ist, wird dieses noch lang nicht genutzt. Zu kompliziert die Bedienung, Sorgen um die Privatsphäre – Smart TVs müssen noch immer Überzeugungsarbeit leisten. Und die trägt zunehmend Früchte, wie eine neue Studie zeigt.
Fernseher mit Internet-Anschluss setzen sich in Europa einer aktuellen Studie zufolge langsam aber sicher durch. In Deutschland nutzen 38 Prozent der Haushalte ein Smart-TV mit entsprechenden Diensten als Hauptgerät, in der Schweiz sind es sogar gut die Hälfte (51 Prozent). Die neuen Funktionalitäten waren demnach bei der Hälfte der Käufer das entscheidende Kriterium für die Neuanschaffung, teilte der Branchenverband gfu am Mittwoch in Berlin mit.
Noch im vergangenen Jahr hatte nur gut die Hälfte der neuen Besitzer eines Smart-TV ihr Gerät überhaupt ans Netz angeschlossen. Umfragen hatten ergeben, dass die zähe Akzeptanz vor allem an der für viele zu komplizierten Bedienung lag. Ohnehin war der Begriff des Smart-TV nur wenigen bekannt.
Die Branche hatte daraufhin eine verbandsübergreifende Kampagne gestartet, mit der den Kunden das Smart-TV erklärt und nahegebracht werden sollte. Heute wüssten 42 Prozent der Nutzer in Deutschland genau, wofür Smart-TV stehe, 44 Prozent sei zumindest der Begriff bekannt, sagte Hans-Joachim Kamp, Aufsichtsratsvorsitzender der gfu. Inzwischen sind demnach 61 Prozent der Geräte in Deutschland am Netz, weitere 12 Prozent gehen über ein externes Gerät online. Inzwischen werden aber auch die Zusatzfunktionen von vielen mehr genutzt, hieß es am Mittwoch.
Der aktuellen Studie zufolge wollen 53 Prozent der Nicht-Nutzer in Deutschland aber auch weiter grundsätzlich auf Online-Funktionen am Fernseher verzichten. 26 Prozent von ihnen befürchten „Eingriffe in ihre Privatsphäre“. Ebenfalls 26 Prozent geben an, dass ihr verfügbarer Internetanschluss zu langsam sei oder der Anschluss an das Netz zu kompliziert. Es zeige sich aber, dass die Funktionen genutzt werden, sobald das Smart-TV einmal an das Internet angeschlossen ist, sagte Kamp.
Am meisten werden demnach mit 72 Prozent die Angebote von Mediatheken genutzt, gefolgt von der Videoplattform YouTube (63 Prozent) und Filme auf Abruf (Video on Demand, 50 Prozent). Twitter oder Facebook nutzen lediglich 31 Prozent der Befragten, 27 Prozent verwenden den Fernseher für Online-Spiele. Zur vorgegebenen Sendezeit schauen mit 44 Prozent der Nutzer in Deutschland Sendungen immer weniger.
Dennoch dürfte das Geschäft mit neuen smarten Flachbildfernsehern trotz neuer Bildtechnologie, größeren Displays, verbesserter Bedienung und smarten Online-Funktionen auch weiterhin schwierig bleiben. Die Hersteller kämpfen derzeit mit einem stagnierenden Markt. Zulezt sackte das Kerngeschäft der Branche der Unterhaltungselektronik erneut um 7,3 Prozent ab. Im Mai erwogen laut Studie für dieses Jahr aber immerhin 12 Prozent der Befragten, sich ein TV-Gerät anzuschaffen, 13 Prozent hätten sich eher für einen Tablet-Computer entschieden und 20 Prozent wäre ein neues Smartphone wichtig gewesen.
Von der Fußballweltmeisterschaft als sportliches Großereignis profitieren die TV-Hersteller jedoch auch in diesem Jahr. Demnach wollten sich im Mai 1,2 Millionen Menschen in Deutschland innerhalb der folgenden sechs Wochen ein neues TV-Gerät anschaffen. Am wichtigsten waren den Nutzern ein größerer Bildschirm (78 Prozent) und höhere Auflösung (66 Prozent). Begriffe wie „UHD“ (auch Ultra-HD) oder „4k“, die für die aktuell höchste Auflösung stehen, sagten aber nur einem relativ kleinen Teil der Befragten überhaupt etwas. Smarte Internet-Funktionen gaben für 63 Prozent den Ausschlag – im vergangenen Jahr sagten dies lediglich 39 Prozent.
Für das kommende Jahr erwartet die Branche wieder ein Wachstum von 5 Prozent. Im laufenden Jahr dürfte der Markt mit Unterhaltungselektronik und Haushaltsgeräten um 1 Prozent zulegen, schätzt die gfu. Die treibende Nachfrage kommt allerdings vor allem aus Südamerika, dem Mittleren Osten und Afrika sowie den Schwellenländern in Asien.
Für die repräsentative Studie wurde im Auftrag der gfu im Mai 1000 Menschen in Deutschland und insgesamt 6000 in Europa (mit Frankreich, Großbritannien, Italien, Spanien, Österreich und der Schweiz) befragt. [dpa/fm]
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