Nüchtern betrachtet geht es bei der SD-Abschaltung weniger um SD oder HD, sondern vielmehr um die genutzten Übertragungsstandards.
Als das Digitalfernsehen während der frühen 1990er-Jahre entwickelt wurde, waren DVB-S für Satellit und DVB-T für die Terrestrik ein riesiger Quantensprung in der Übertragungstechnik. Was auch der Entwicklung von Komprimierungstechniken zu verdanken war. 1996 war MPEG-2 der letzte Schrei.
Wie funktioniert Datenkomprimierung?
Beim analogen Fernsehen wurden pro Sekunde 25 Bilder vollumfänglich übertragen. Also auch jene Bildelemente, die von einem zum nächsten Einzelbild gleich bleiben. Die Datenkomprimierung geht davon aus, dass das, was ohnehin schon übertragen wurde und da ist, nicht im nächsten Augenblick noch einmal gesendet werden muss. Es kommt einfach in einen Zwischenspeicher, von wo es bei Bedarf wieder ausgelesen wird. Tatsächlich übertragen werden nur die Änderungen von einem Einzelbild zum Nächsten. Womit sich eine enorme Einsparung ergab. Die Folge: Anstatt eines einzigen analogen Programms konnten nun über Satellit rund 10 übertragen werden. Beim Antennenfernsehen waren es vier. Wie sprechen immer noch von SD.
Hier: Mehr News zur SD-Abschaltung
Wie hieß der Standard?
Der damals aktuelle Standard hieß DVB-S in MPEG-2. Der funktionierte Wunderbar für SD. Aber als dann HD ein Thema wurde, stellte man fest, dass die Datenmenge eines HD-Signals vier SD-Programmen entsprach. Damit hätte man auf einem Satellitenkanal gerade einmal zwei HD-Kanäle untergebracht. Bei DVB-T wäre man wieder nur bei einem einzigen gewesen. Also uninteressant und aus Sicht der Übertragungskosten recht teuer.
Also ein neuer Standard?
Also wurde weiter entwickelt. Mit MPEG-4 wurde ein noch deutlich verbesserter Komprimierungsstandard herausgebracht und auch am Übertragungsstandard wurde geschraubt. Womit DVB-S2 und DVB-T2 entstanden.
DVB-S2 und MPEG-4 sorgte für eine markante Datenreduktion. Womit nun für die Übertragung eines HD-Kanals kaum mehr an Datenrate vonnöten war, als für ein SD-Programm. Eine tolle Sache. Sie hatte nur einen Nachteil. Mit alten DVB-S-Boxen waren im neuen Standard übertragene Programme nicht zu empfangen. Dasselbe trifft sinngemäß auch auf DVB-T2 zu.
DVB-S2 und MPEG-4 nur für HD?
Anfangs wurde der Standard tatsächlich nur für die Verbreitung von HD-Programmen genutzt. Doch recht bald ist man draufgekommen, dass sich der Standard genauso gut für SD-Programme eignet. Und so werden seit langem vor allem auf anderen Satellitenpositionen auch SD-Kanäle in DVB-S2 und MPEG-4 übertragen. Auch das spart Datenrate und den Programmveranstaltern eine Menge an Übertragungskosten.
Wie ist das auf Astra 19,2 Grad Ost?
Alleine auf 19,2 Grad Ost gibt es 36 deutschsprachige SD-Programme, die in DVB-S2 mit MPEG-4 oder zumindest DVB-S in MPEG-4 senden. Egal um welche der beiden Varianten es sich handelt, beide können von alten DVB-S-Receivern nicht empfangen werden. Auch für sie braucht es eine HD-Box.
Was heißt das?
Am Ende heißt das, dass man mit einer HD-Box nicht nur exklusiv die in HD ausgestrahlten Fernsehprogramme sehen kann, sondern auch eine Reihe weiterer in SD, die ebenfalls auf modernere Übertragungstechniken setzen. Damit zeigt sich einmal mehr, dass eine alte DVB-S-Box Schnee von vorgestern ist und dringend ersetzt gehört.
Auch interessant:
Bildquelle:
- sd-hd-tv: © Fokussiert - stock.adobe.com