Vor knapp einer Woche konnten Sie uns Ihre Fragen zum Thema SUHD stellen. Das Testteam des HDTV Magazins hat sich den Fragen angenommen und kann nun die wichtigsten davon beantworten.
1. Fällt das Bild bei leicht seitlicher Betrachtung genauso schnell ab wie bei anderen LCD-Geräten?
Ja. Samsung setzt auf die kontraststarke, aber blickwinkelinstabile VA-LCD-Technik, d.h. Durchzeichnung, Schwarzdarstellung, Helligkeit und Farbwiedergabe verschlechtern sich bei seitlicher Betrachtung enorm. Durch die Bildkrümmung wird dem Ausbleichen der Bildecken sehr gut entgegengewirkt, wenn die optimale Sitzposition eingehalten wird. In der Praxis können zwei Personen gleichzeitig die bestmögliche Bildqualität genießen – bei drei oder vier Personen dürfte es schwierig werden.
2. Kann SUHD im Kontrast auch nur ansatzweise mit Plasma oder OLED mithalten?
Das hängt davon ab, was man unter Kontrast versteht. Bezieht man sich allein auf die Schwarzdarstellung im Filmbetrieb, dann lautet die Antwort: nein. Durch die pixelgenaue Helligkeitssteuerung sind Plasmas und OLEDs da im Vorteil. Bewertet man den Kontrast dagegen aus der Summe aller Elemente (Schwarz, Helligkeit, Farben), dann bietet Samsungs SUHD-TV mehr Möglichkeiten als bisherige OLED- oder Plasmafernseher – gerade im Wohnzimmer zeigt der JS9590 die kontraststärkeren Bilder. Tipp für Plasmafans: Aktivieren Sie die HDR-Konvertierung des JS9590 und reduzieren Sie den Hintergrundlichtregler auf Stufe 5-8, dann sollten im dunklen Raum keine Wünsche mehr offenbleiben.
3. Wird vollwertiges HDMI 2.0 (ARC, 4k, 60Hz, YUV 444, HDCP 2.2 gleichzeitig) unterstützt?
HDMI 2.0 bedeutet nicht, dass alles das, was technisch denkbar ist, auch gleichzeitig umgesetzt werden kann. Wird in UHD mit 60 Bildern pro Sekunde und 10 Bit übertragen, reichen die Möglichkeiten des aktuellen Standards nicht mehr aus, um im 4:4:4-Format zu übertragen – d.h. irgendeinen Kompromiss bei Bildrate und Farbauflösung muss man in der Praxis immer eingehen. Auf dem Blu-ray-Nachfolger sollen Daten in UHD, HDR, 10 Bit, 24p-60p und im 4:2:0-Format vorliegen, es ist nicht unwahrscheinlich, dass eine HDMI-Version 2.x kommt, um mehr Bandbreite zur Verfügung zu stellen. Die Schnittstellen des JS9590 unterstützen je nach Anschluss eine bestimmte Zusatzfunktion wie ARC oder MHL, die Eingänge sind dementsprechend beschriftet. Sämtliche Tests mit UHD-Zuspielungen über HDMI in 60p 4:4:4 verliefen an allen Eingängen erfolgreich. Einziges Manko: Intern scheint ein nicht abschaltbares Bildprocessing am Werk zu sein, das Auswirkungen auf die Darstellung von Farbkonturen hat. Über USB und den internen Mediaplayer konnten wir Testbilder sauberer darstellen als über die HDMI-Zuspielung (selbst wenn UHD-Color für die 4:4:4-Darstellung aktiviert wird). Der gleiche „Fehler“ trat bereits mit den 2014er-Modellen auf. Wir haben Samsung kontaktiert und warten noch auf eine Rückmeldung.
4. Wie ist die Bildqualität bei Netflix in 4k?
Exzellent, insbesondere mit HDR-Konvertierung und Farbraumerweiterung.
5. Wird die neue HDR-Funktion von Netflix unterstützt?
Ja, aktuell ist allerdings nur HDR-Demomaterial von „Exodus“ und „Life Of Pi“ auf USB-Stick für Testzwecke verfügbar. Die Daten liegen im UHD-HDR-HEVC-Format vor. Während für die HDR-Wandlung die LED-Beleuchtung zwingend auf „Hoch“ eingestellt werden muss, reicht es für echte HDR-Quellen aus, die Standardeinstellung zu verwenden. Die HDR-Daten liegen als Zusatzdatenstrom vor, der parallel zum normalen Standard-Stream mitläuft. Der TV muss deshalb kontinuierlich die Zusatzdaten auslesen. Treten dabei Fehler auf, kann der HDR-Effekt für Sekundenbruchteile aussetzen.
6. Wie sieht es mit DVB-S2X aus?
Das kann aktuell niemand beantworten. Da die UHD-Verbreitung mit bewährter DVB-S2-Technik zu weit fortgeschritten ist und Kapazitäten vorhanden sind, geht derzeit niemand davon aus, dass DVB-S2X für den aktuellen UHD-Standard zum Einsatz kommen wird (was zukünftig Richtung 8K-Entwicklung passiert, steht in den Sternen).
7. Welche VoD-Anbieter sind bereits nutzbar?
Zum Verkaufsstart werden die bekannten VoD-Anbieter wie Amazon, Netflix, Maxdome und Co. verfügbar sein. Weiterhin ist Sky Online ohne Zusatzbox abrufbar.
8. Wie sieht es mit Spiegelungseffekten aus?
Samsung hat den Kontrastfilter verbessert, d.h. es treten weniger Aufhellungen und Spiegelungen als bei den 2014er-Modellen auf. Insgesamt ist die Leistung vergleichbar mit den 2014er-Flat-TVs (die 2014er-Curved-TVs hatten einen schlechteren Kontrastfilter). Nachteilig sind die ungleichmäßigen Verzerrungen von Spiegelungen durch die gebogene Bildfläche.
9. Ich habe gelesen, dass die 2015er One Connect Box ohne nervigen Lüfter auskommen soll, könnt ihr das bestätigen?
Jein: Ein Lüfter ist definitiv integriert, die Abluft strömt unten links durch einen Lüftungsschlitz. Allerdings nervt der Lüfter keineswegs, die erste Version der One-Connect-Box bei den letztjährigen UHD-TVs war dagegen wirklich nervig laut. Zum Vergleich: Die One-Connect-Box des JS9590 arbeitet mit Lüfter knapp 15dB leiser als eine PS3 Slim.
10. Sind die Datenschutzerklärungen umfassend und wird der deutsche Datenschutz eingehalten?
Die Datenschutzrichtlinien entsprechen den bereits bekannten AGBs. Innerhalb der AGBs wird auf zahlreichen Seiten darauf hingewiesen, dass bestimmte Daten an externe Dienstleister weitergeleitet werden. Zudem weist Samsung darauf hin, dass Daten außerhalb Deutschlands (z.B. in Südkorea) ausgewertet werden und in diesem Fall die Datenschutzrichtlinien des Auslands greifen. Da die AGBs stetig angepasst werden und wir keine Anwaltskanzlei ersetzen können, sollte man vor der Zustimmung der AGBs diese auch wirklich durchlesen.
11. Wird DVB-S2/C2 und DVB-T2 zusammen mit HEVC unterstützt?
Der Empfang von UHD in HEVC über Satellit ist problemlos möglich. Tests von DVB-T2-Ausstrahlungen werden aktuell im Raum Berlin durchgeführt, hier hat Samsung den HEVC-Empfang (Full-HD) ebenfalls bewiesen. DVB-C2 ist nicht spruchreif, deshalb muss man abwarten, wie UHD-Quellen im Kabel zukünftig bereitgestellt werden.
12. Wie schlägt sich das Gerät mit normalem SD-Content von DVD oder DVB-C/S?
Diese Frage müssen wir etwas allgemeiner beantworten: Wir können einen UHD-Fernseher in 65 Zoll nicht für den SD-Empfang empfehlen, dabei spielt es keine Rolle, von welchem Hersteller das Modell ist oder mit welcher Technik es arbeitet. Wir empfehlen für SD-Inhalte Full-HD-LCDs oder Plasma-TVs bis 46 Zoll. Der JS9590 spielt seine Stärken nur aus, wenn auch das Bildmaterial eine hohe Qualität aufweist: 720p von ARD und ZDF sollten es mindestens sein.
13. Wie macht er sich als Monitor einer Spielekonsole?
Sehr gut. Im Spielemodus sinkt die Eingabeverzögerung auf knapp 23 ms, dabei ist die Zwischenbildberechnung aber inaktiv und das Bild muss neu eingestellt werden. Im TV-Modus ist die Eingabeverzögerung wie bei allen UHD-TVs hoch (128-142ms).
14. Welche Codecs/Containerformate werden unterstützt?
Dateiformate: *.avi *.mkv *.asf *.wmv *.mp4 *.mov *.3gp *.vro *.mpg *.mpeg *.ts *.tp *.trp *.mov *.flv *.vob *.svi *.m2ts *.mts, *.divx. Containerformate: AVI, MKV, ASF, MP4, 3GP, MOV, FLV, VRO, VOB, PS, TS, SVAF. Video Codecs UHD: H.264 BP/MP/HP, HEVC (H.265 – Main, Main10, Main4:2:2 10), Motion JPEG, VP9.
15. Taugt die Performance des Webbrowsers?
Der Tizen-Webbrowser des JS9590 erzielte 465 Punkte im HTML-5-Test und 761 im Futuremark-Test (besser als Samsung Galaxy S3, schlechter als iPhone 5). Über den Webbrowser lassen sich beispielsweise Videos auf der Youtube-Website in 1080p abrufen – UHD klappte im Test noch nicht. Die kompletten Testergebnisse zum Browser lassen sich hier nachlesen: https://twitter.com/HDTV_Magazin/status/575331190858772480
16. Wie lange lädt die Netflix-App (Vergleich zu anderen Geräten)?
Nicht schneller oder langsamer, d.h. nach wenigen Sekunden ist die App gestartet.
17. Ist eine Farbkalibrierung möglich?
Ja, die Farbtemperatur kann in zwei oder zehn Punkten kalibriert werden, die einzelnen Farben (Farbraum) lassen sich ebenfalls anpassen. Durch den zusätzlichen Quantum-Dot-Farbfilter ist die Voreinstellung unpräziser als in den Vorjahren, der TV verhält sich bei der Kalibrierung aber „gutmütig“.
18. Wie einfach ist die Änderung der Programmreihenfolge?
Bei der Programmsortierung erkennen wir keine wirklichen Fortschritte, am einfachsten ist es, nach Druck auf die Kanalliste eine Favoritenliste anzulegen. Dabei müssen nur die gewünschten Sender der Hauptliste in die Favoritenliste kopiert werden und die einzelnen Programme lassen sich dann leicht in der Reihenfolge sortieren. Nachteil: Die ursprüngliche Kanalnummer bleibt bestehen, d.h., wenn RTL in der Hauptliste auf Nummer 3 abgelegt wurde, taucht diese Nummer in der Favoritenliste selbst dann auf, wenn RTL nicht auf Position 3 abgelegt wird, was insbesondere beim Zappen irritiert. Die Programmnummern können zwar angepasst werden, aber der gesamte Prozess ist ebenso wie die Programmsortierung nicht sehr intuitiv gelöst.
19. Wie hoch ist der Stromverbrauch?
Der Stromverbrauch ist stark abhängig von der Beanspruchung der LED-Beleuchtung. Im Test mit aktiviertem Dimming schwankte der Verbrauch zwischen 80 und 350 Watt – realistische Praxiswerte sind 150 bis 300 Watt je nach Bildinhalt bzw. Einstellung der Hintergrundbeleuchtung.
20. Nach wie vielen Sekunden kommt nach einem Kaltstart das Bild?
Der TV benötigt knapp 5 Sekunden, um nach einem Kaltstart das TV-Bild anzuzeigen. Will man sofort die Apps und Onlinefunktionen starten, muss man ein paar Sekunden zusätzlich warten.
21. Wie sieht es mit UHD-Files auf USB-Sticks aus, die mit UHD-Kameras selbst aufgenommen wurden?
Rohdaten von Kameras verarbeitet der Fernseher nicht, die Daten müssen zunächst in H.264 oder H.265 bzw. entsprechende Containerformate abgespeichert werden. In unserem Test konnten wir UHD-Videoaufnahmen von Panasonic- und Sony-Kameras in 24p, 25p und 50p bei Datenraten zwischen 50 und 100 Mbit/s problemlos und ruckelfrei abspielen. Zum Vergleich: Samsungs UHD-Serie des Vorjahres konnte nur die Hälfte der Testfiles wiedergeben.
22. Ist tatsächlich ein 200-Hertz-LCD-Panel verbaut?
Nein. Die Annahme, dass ein 200-Hertz-Panel verbaut sein könnte, war der missverständlichen technischen Angabe durch Samsung Korea geschuldet. Samsungs JS9590 verwendet ein 100-Hertz-LCD-Panel und steigert die wahrgenommene Bewegtbildschärfe durch ein Backlight-Scanning auf 200-Hertz-Niveau (ist damit vergleichbar mit einem 200-Hertz-LCD-Panel, wenn dieses nicht mit einer optimierten Beleuchtung arbeitet). Wird der Hintergrundregler sehr stark reduziert (z.B. Stufe 5 von 20) ist die Bewegtbildschärfe nahezu perfekt, auch ohne diesen Trick erscheinen Bilder in Bewegung jedoch ausreichend scharf. Das verwendete Panel arbeitet in dunklen Bildbereichen sehr sauber, d.h. es treten keine störenden Nachzieheffekte auf. Theoretisch kann man Bewegtbilder noch besser darstellen, indem die LED-Clear-Motion-Option aktiviert wird: Dann tritt überhaupt keine Unschärfe mehr auf, aber das Bild flimmert im Takt der Eingangsbildfrequenz in 50 oder 60 Hertz, was schlicht praxisuntauglich ist.
23. Inwieweit wird BT.2020 (ITU-R-Empfehlung für Ultra-HDTV) unterstützt?
Der Farbraum des JS9590 deckt den DCI-P3-Standard sehr gut ab, derzeit gibt es technologisch gesehen kein Display, das BT.2020 schafft. Für die Videoproduktion ist BT.2020 nicht sehr wahrscheinlich, für den Blu-ray-Nachfolger scheint die Farbnorm DCI P3 der Standard zu werden. Sobald sich Lasertechnik am Markt etabliert hat, könnte BT.2020 in Angriff genommen werden. In der Natur findet man aber so gut wie keine Farben, die diesen extremen Farbraum rechtfertigen würden, d.h. wenn man über BT.2020 diskutiert, spricht man über ein theoretisches Leistungsmaximum, das in der Praxis kaum eine Rolle spielt.
24. Liegen dem Fernseher wirklich keine 3D-Brillen bei? Wie gut ist die 3D-Wiedergabe?
Obwohl im Karton ein Kästchen für 3D-Brillen reserviert wurde, ist dieses leer – 3D-Brillen müssen optional nachgekauft werden. Die 3D-Wiedergabe konnten wir mit 3D-Brillen aus dem Vorjahr dennoch testen, waren aber enttäuscht: Die Bildhelligkeit sinkt dramatisch und die HDR-Konvertierung funktioniert in 3D nicht (was überrascht, da es mit UHD-Quellen klappt). Doppelkonturen sind nur in dunklen Bereichen auszumachen. Schade: Werden 3D-Blu-rays in 2D gewandelt bleiben die Kontrastnachteile bestehen, d.h. auch dann funktioniert die HDR-Wandlung nicht. Da einige Blu-rays wie „Guardians Of The Galaxy“ nur in der 3D-Fassung im IMAX-Bildformat vorliegen, ist es doppelt ärgerlich, dass die 3D-Performance nicht überzeugt. Vielleicht gelingt es Samsung zukünftig die 2D-Rückwandlung von 3D-Blu-rays so abzustimmen, dass diese der bestmöglichen HDR-2D-Wiedergabe entspricht – das wäre in unseren Augen der beste Kompromiss. [ct]
Bildquelle:
- Technik_Video_Artikelbild: Technik_Video_Artikelbild.jpg: © lassedesignen - Fotolia.com