Preise von bis zu 7000 Euro verlangen sowohl Samsung als auch LG für ihre neuen SUHD- beziehungsweise OLED-Fernseher in 65 Zoll. Die Testredaktion des HDTV-Magazins geht der Frage nach, welche Technologie die bessere von beiden ist.
Themen wie Ultra HD, HDR und erweiterte Farbräume sind die Schlagworte der Stunde, die Lösungsansätze von LG und Samsung könnten dabei unterschiedlicher kaum sein. Testlaborleiter Christian Trozinski kommentiert die aktuelle Situation:
„Blickt man zurück auf die CRT-Ära und verfolgt die Weiterentwicklungen im Bereich der Plasma-TVs (Stichwort Kuro), dann ist OLED durch die pixelgenaue Lichterzeugung diejenige Technik, die diesem Ideal am ehesten entspricht. Samsungs SUHD-Technik ist nach wie vor eine LCD-Technologie mit allen bekannten Stärken und Schwächen. Allerdings, und das ist neu im TV-Markt, kombiniert Samsung Helligkeit, Kontrast, Farbumfang, 10-Bit-Panel und HDR-Unterstützung erstmalig in einem Gesamtpaket.
Kritiker der LED-LCD-Technik dürfte es wenig überraschen, dass technologisch bedingte Nachteile wie Clouding, eine leichte Schattenbildung und ein eingeschränkter Blickwinkel auch auf den JS9590 zutreffen. Allerdings gelten diese Kritikpunkte auch für LED-LCDs in fünf- und sechstelligen Preisbereichen, selbst unsere Erfahrungen mit HDR-Profimonitoren sind in dieser Hinsicht alles andere als positiv. Kurzum: Wer LED-LCDs bislang für genau jene Probleme kritisiert hat, wird auch Samsungs SUHD-TVs bemängeln.
Umgekehrt können Samsungs SUHD-Fernseher jeden OLED- oder Plasmafernseher alt aussehen lassen, wenn es um eine brillante und dennoch natürliche Bilddarstellung geht. Selbst normale Blu-ray-Discs zeigen durch die HDR-Wandlung einen enormen Bildkontrastgewinn und während man Filme wie ‚Harry Potter 7.2‘ bislang nur im komplett abgedunkelten Raum genießen konnte, ermöglicht Samsungs JS9590 die Filmwiedergabe auch unter Wohnzimmerbedingungen. Die Helligkeitswerte sprechen deutlich für Samsungs SUHD-Technik: 380-880 cd/m2 im Filmmodus mit HDR-Wandlung sind ein Vielfaches dessen, was LGs OLED-Technik aktuell leistet, dort rangiert die maximale Bildhelligkeit zwischen 100 und 350 cd/m2 (Werte beziehen sich auf EC930V).
Im dunklen Raum spielt der JS9590 ebenfalls seine Stärken aus: Das Bild ist sowohl in den dunkelsten als auch hellsten Bereichen verfärbungsfrei (dies gilt auch für die Bewertung über die gesamte Bildfläche), der Fernseher lässt sich exzellent kalibrieren und es werden keinerlei Details unterschlagen. Erfreulich ist, dass die gesamte Bildverarbeitung auch mit UHD-Quellen funktioniert: Zwischenbildberechnung, Farbraumerweiterung und HDR-Wandlung bleiben intakt, in Summe bietet der JS9590 eine Qualität, wie kein LED-LCD zuvor.
Geht man vom derzeitigen Optimum aus (UHD mit HDR), so ist der JS9590 der Fernseher, der dieses Format als erster TV überhaupt umsetzen kann, was im Umkehrschluss für manchen Filmfan bedeuten dürfte, sich für SUHD zu entscheiden. Wie LG auf die HDR-Entwicklungen reagiert, bleibt noch abzuwarten, denn eine höhere Spitzenhelligkeit ist Gift für die Lebensdauer der selbstleuchtenden OLED-Zellen. Sollte es LG tatsächlich wie auf der CES angekündigt gelingen, mit den Modellen EF950 und EG960 HDR-Signale zu unterstützen und die Spitzenhelligkeit auf 800 cd/m2 nach oben zu katapultieren, dann wäre dies der passende technologische Konter, um Samsungs SUHD-Technik Paroli zu bieten.
Blickt man nicht durch die ‚Filmbrille‘, sondern hält sich vor Augen, dass die meiste Zeit brillantes Standard-TV-Material dargestellt wird, dann ist die LED-LCD-Technik noch immer universeller einsetzbar als die auf Filmmaterial spezialisierte OLED-Technik. Wir sehen beide Technologien deshalb nicht als Konkurrenten, sondern als wichtige Ergänzung, um sowohl Heimkino- als auch traditionelle TV-Fans anzusprechen.
Wer LED-LCD-Fernseher kategorisch ablehnt und Bildfehler wie Clouding, eine leichte Schattenbildung oder eingeschränkte Blickwinkel nicht akzeptiert, der sollte sich im OLED-Segment umsehen. Demgegenüber schafft es Samsung, ein zukunftsfähiges TV-System auf die Beine zu stellen und den Kontrastvorteil auch im Wohnzimmer mit verfügbaren Quellen auszuspielen. Bildbrillanz, Farbwiedergabe und Bildschärfe sind mit dem JS9590 berauschend und es bereitet schlichtweg Freude, die eigene Filmsammlung noch einmal mit dem Fernseher wiederzugeben – von echten HDR-Quellen ganz zu schweigen.“[ct]
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