Rätsel um „Universal Design Certification“ – LG schweigt

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Bild: © lassedesignen - Fotolia.com
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Plaketten und Testsiegel sind für viele TV-Hersteller eine unverzichtbare Marketing-Zutat. Schließlich lässt sich durch vermeintlich unabhängige Auszeichnungen die Qualität der eigenen Produkte beim Kunden ins rechte Licht rücken. Schwierig wird es, wenn Fragen zur Herkunft solcher Zertifikate unbeantwortet bleiben – wie aktuell im Fall von LG.

Am 13. Februar überraschte der koreanische Hersteller mit der Botschaft, die hauseigenen Magic-Remote- und Magic-Motion-Fernbedienungen aktueller Smart-TV-Modelle seien mit der „Universal Design Certification“ für einfache und komfortable Bedienung ausgezeichnet worden. So sind die im September 2011 im Rahmen der IFA-Präsentation der Cinema-3D-TV-Serie vorgestellten Steuerhilfen sicherlich praktisch, aber schwerlich „innovativ“. Schließlich hat Nintendo bereits 2006 für seine Spielekonsole Wii mit der „Wiimote“ eine entsprechende Lösung vorgestellt.
 
Wofür genau das in der Branche weitgehend unbekannte Zertifikat vergeben wurde, beantwortet dann auch die Pressemitteilung von LG Electronics nur im Ansatz: Es bestätige „die Produktqualität in Gänze“, heißt es eher vage und interpretationsoffen. Immerhin: Auch „die Qualität der verarbeiteten Materialien, das ergonomische Design sowie die Benutzerfreundlichkeit der Magic Remote“ hätten den Ausschlag für die Zertifizierung gegeben, die im weiteren Text unvermittelt gar zur „Auszeichnung“ mutiert. Im Testlabor des Auerbach Verlags und bei anderen Anbietern war die Fernbedienung dagegen eher durch lange Reaktionszeiten und schlechte Erkennungsraten der Sprachsteuerung negativ aufgefallen.LG schweigt zu Vergabekriterien

 
Das warf für die Redaktion von DIGITALFERNSEHEN.de gleich mehrere Fragen auf: Wer vergibt diese ominöse „Universal Design Certification“? Handelt es sich nun um eine klassische industrielle Zertifizierung im Sinne der Einhaltung eines festgelegten Kriterienkatalogs oder wird hier lediglich eine werbewirksame Auszeichnung vergeben? Und erfolgt die Vergabe unter unabhängigen Kriterien oder handelt es sich möglicherweise um ein gegen Gebühr ausgegebenes PR-Siegel?
 
Fragen, mit denen wir sowohl LG Electronics als auch die Hannoveraner Universal Design GmbH und deren Geschäftsführer Thomas Bade konfrontiert haben, der hinter der Vergabe steckt. Als Gründungsmitglieder von Universal Design tauchen neben Bade als früherem Chef von Kia Motors Deutschland unter anderem noch ein Innenarchitekt, ein Professor der Bauhaus-Universität, ein Rechtsanwalt und der Mitarbeiter einer Immobilienfirma auf. 
 
Auf der Website des Unternehmens ist zumindest nicht direkt zu erkennen, wie sich der ebenfalls vergebene Innovationspreis der Altenpflege Hannover oder Auftritte auf den Messen „Haus Holz Energie Stuttgart“ und „Baden Messe 2012“ mit der Befähigung in Einklang bringen lassen, Innovationssiegel für Produkte aus der Unterhaltungselektronik zu vergeben.
 
Eine „Universal Design Certification“ ist auf der Website im übrigen gar nicht zu finden. Lediglich ein „Universal Design Award“, der seit 2008 einmal jährlich ausgelobt wird und durch eine Experten-Jury aus „renommierten Designern und Architekten“ und ein Verbraucher-Panel von „100 Personen verschiedenster Altersgruppen und Professionen“ vergeben wird.  Bei diesem Award werden die Magic Remotes von LG allerdings nicht unter den Preisträgern aufgeführt

Werbewirksame Siegel ohne praktischen Nutzen?

 
Leider wollte Universal-Design-Geschäftsführer Bade auch auf mehrfache Anfrage der Redaktion nicht zur Aufklärung beitragen und sich zu den eigentlich unverfänglichen Fragen äußern, welche Kriterien für eine Vergabe der „Universal Design Certification“ erfüllt sein müssen, wer über die Vergabe eines entsprechenden Siegels entscheidet und ob die Erteilung für die damit bedachten Hersteller mit der Zahlung einer Lizenzgebühr verbunden ist. Auch die Presseagentur von LG ließ am Montag bei erneuter Nachfrage lediglich erklären, dass der Hersteller „sich zu Ihren Fragen derzeit nicht äußern“ will.
 
Damit bleibt auch das Rätsel ungelöst, warum das Zertifikat laut LG-Pressemitteilung am 11. Februar 2012 in München vergeben wurde, obwohl die verleihende Universal Design GmbH doch ihren Sitz in Hannover hat. Eine konkrete Veranstaltung als Anlass für die Verleihung wurde nicht genannt. Nun mag diese Einsilbigkeit seitens Hersteller und Organisation einfach nur auf eine unglückliche Kommunikation zurückzuführen sein. Dass einerseits offensiv mit Siegeln und Auszeichnungen geworben, andererseits auf konkrete Anfrage deren Herkunft aber nicht transparent gemacht wird, wirft dennoch Fragen hinsichtlich der generellen Glaubwürdigkeit solcher Auszeichnungen auf.
 
Warum sowohl LG als auch Universal Design auf konkrete Auskünfte verzichten und damit Spekulationen zur Seriosität des „Universal Design Certificate“ Tür und Tor öffnen, bleibt bis zum Brechen ihrer Schweigens vorerst das Geheimnis beider Unternehmen. [Alexander Rösch/Florian Pötzsch]

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6 Kommentare im Forum
  1. AW: Rätsel um "Universal Design Certification" - LG schweigt Jetzt wird es aber Zeit, den Staatsanwalt mal zu holen. LG wird die fragwürdige Auszeichnung "gekauft" haben. Das scheint gerade eine Kultur des fragwürdigen Treibens bei LG vorzuherrschen. Illegale Methoden als letzter Versuch in Deutschland? Und: Was sagt der Verbraucherschutz zu solchen Praktiken?
  2. AW: Rätsel um "Universal Design Certification" - LG schweigt Das sind die richtigen: Erst die Produkte versemmln und dann dem Kunden mit irgendwelchen Sinnlos-Auszeichnungen Sand in die Augen streuen. LG glaubt doch wirklich, die können die Kunden komplett verschaukeln!!!!!
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