Leipzig – Fachhändler räumen die Regale und Technikfans reiben trauernd die Augen: Der japanische Anbieter Pioneer gab sich in den vergangenen Wochen der Weltwirtschaftskrise geschlagen und beendet in diesem Monat seine TV-Produktion. Ein Rückblick.
Rom 2007: In einem gigantischen Event versammelt Pioneer Pressevertreter aus ganz Europa in Italiens Hauptstadt. Mit der Marke „Kuro“ (japanisch für „Schwarz“) will der angeschlagene Hersteller Boden gutmachen. Die Präsentation hinterließ nicht nur bei uns Eindruck: Plasmafernseher mit einer überragenden Bildqualität und hochwertigem Design sollten in den kommenden Monaten Pressevertreter, Fachhändler sowie Kunden begeistern.
Die Rechnung scheint zunächst aufzugehen. In Tests erringt Pioneer international die höchsten Auszeichnungen und „Kuro“-Plasmas setzen den Maßstab im Bildbereich. Fachhändler in ganz Deutschland unterstützen das neue Konzept samt Shop-in-Shop-Systemen. Was Pioneer zu diesem Zeitpunkt noch nicht weiß:
Der Absatz von „HD ready“Fernsehern im Hochpreissegment bricht in den folgenden Monaten ein und Kunden achten vermehrt auf das Full-HD-Logo. Entsprechende „Kuro“-Plasmas können Ende 2007 die klaffende Lücke zur LCD-Konkurrenz zwar schließen, schwächeln allerdings durch hohen Stromverbrauch.
Mit Preisen von über 4 000 Euro und Bilddiagonalen von 50 bis 60 Zoll spricht Pioneer außerdem einzig Heimkinofans mit prallen Geldbeuteln an. Die Fachhandelsausrichtung wird zudem von Internet- und Großmarktangeboten untergraben, sodass die Preisstabilität innerhalb weniger Monate ins Wanken gerät.
Die Präsentationen in den Verkaufsräumen leiden ebenfalls unter den schwammigen Vorgaben. Bei greller Beleuchtung wirken die „Kuro“-Plasmas gegenüber der LCD-Konkurrenz meist blass.
Noch viel blasser sahen allerdings die wirtschaftlichen Kennzahlen des Unternehmens aus. Als sie dann doch eine kräftige Farbe annahmen, war diese tiefrot. [mg]
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