
Mit einer unnachahmlichen Filmbildwiedergabe konnte Panasonics TX-65CZW954 im Test bereits überzeugen. Doch wie schlägt sich der OLED-TV im alltäglichen Praxisbetrieb?
Handelt es sich beim TX-65CZW954 um einen getunten Supersportwagen, der nur auf der Rennstrecke überzeugt, oder bietet der OLED-TV auch im alltäglichen TV-Betrieb Mehrwerte? Die Testredaktion des HDTV Magazins widmet sich im heutigen Special der Praxistauglichkeit des außergewöhnlichen Fernsehers.
Christian Trozinski kommentiert: „Bereits beim Auspacken des Fernsehers wird deutlich, dass Panasonic keinen reinen Bildspezialisten ins Rennen schickt. Die beleuchtete Hauptfernbedienung und die Zweitfernbedienung mit Touchpad wurden mit Metallblenden versehen und 3D-Brillen sind ebenfalls im Lieferumfang enthalten. Auf der Rückseite des Fernsehers erfreuen vier HDMI-Eingänge, zwei CI-Schnittstellen und Doppeltuner für Sat, Kabel und DVB-T – nur einen SD-Kartenslot haben wir vermisst. TV-IP-Empfang und die Einspeisung von TV-Sendern ins Netzwerk bieten andere TV-Hersteller in dieser Kombination nicht.
Sendereinrichtung, Kanallistennavigation und Umschaltzeiten überzeugen ebenso wie die Bildqualität im TV-Betrieb: Bereits mit 720p-Quellen und in HD produzierten Inhalten kann sich das Ergebnis sehen lassen. Keinesfalls hören lassen kann sich der Klang der integrierten Lautsprecher: Das Resultat fällt unterdurchschnittlich aus, sodass wir zu externen Lautsprechern raten.
Wer bereits Erfahrungen mit den 2015er-Modellen von Panasonic gemacht hat, dürfte nach dem Einschalten etwas verwundert sein, denn der ‚Feuerfuchs‘, das Markenzeichen des Firefox-OS-Betriebssystems, begrüßt Sie beim TX-65CZW954 nicht. Somit müssen Sie auf den neuen Home-Screen verzichten (entsprechende Taste fehlt auf der Fernbedienung) und die Menüoberfläche gleicht denen der Vorjahresmodelle. Großer Vorteil: Im Gegensatz zu den Firefox-OS-Modellen können Sie Time-Shift aktivieren (permanente Aufzeichnung einschalten).
Die installierten VoD-Apps (zum Beispiel Netflix und Youtube, Amazon soll zeitnah folgen) sind allesamt UHD-tauglich. Über die integrierten Tuner lassen sich ebenfalls die UHD-Testkanäle von Astra und Co. bestaunen. An die Grenzen stießen wir erst, als wir den integrierten Mediaplayer verwendeten (UHD-Videos mit hoher Datenrate konnten wir nicht abspielen) oder auf den installierten Browser zurückgriffen (deutlich schwächer als der Firefox-Browser). Die Zukunftstauglichkeit des Fernsehers sollte durch HDMI 2.0, HDCP 2.2, HDR-Signalannahme (nach SMPTE-Standards ST2084 und ST2086), UHD-TV-Empfang, DVB-T2-Empfang und UHD-Videostreaming (HEVC und VP9) dennoch gesichert sein“, so Trozinski weiter.
„Während sich im TV-Betrieb meist nur kosmetische Dinge im Vergleich zu den Firefox-LCD-TV-Modellen ändern, so sind die Unterschiede beim Thema PC- und Videospiele deutlich gravierender. Zur Erinnerung: Panasonics UHD-LED-LCDs erreichen meist eine sehr hohe Bildbrillanz (Flächenhelligkeit), großen Farbumfang und eine äußerst geringe Eingabeverzögerung selbst im TV-Modus mit aktivierter Zwischenbildberechnung (ca. 50 ms). Die Farbwiedergabe ist mit dem OLED-Fernseher zwar ebenfalls berauschend, aber durch die limitierte Flächenhelligkeit überzeugt der Videospiel-Bildeindruck zur Tageszeit weniger. Gleichfalls steigt die Energieaufnahme bei sehr hellen Bildern auf bis zu 480 Watt – ein TX-65CXW804 LED-LCD mit deutlich höherer Flächenhelligkeit begnügt sich mit knapp der Hälfte. Wie energieeffizient OLED arbeiten kann, zeigt sich erst im Filmbetrieb: Durch verhältnismäßig viele dunkle Flächen im Bild begnügt sich der TX-65CZW954 mit 150 bis 350 Watt.
Doch zurück zum Thema Videospiele und PC-Signale: Um die verlustfreie Darstellung bei voller Farbauflösung zu gewährleisten, müssen Sie lediglich den Pure-Direct-Modus aktivieren. Vorteil im Vergleich zu anderen Herstellern: Die getroffenen Bildeinstellungen bleiben erhalten, Sie können den aktuell gewählten Bildmodus weiterhin verwenden. Nur auf den Einsatz der Zwischenbildberechnung müssen Sie im Pure-Direct-Modus verzichten.
Der Knackpunkt des Fernsehers ist allerdings die enorme Eingabeverzögerung. Selbst im Spielemodus fällt die Eingabeverzögerung mit knapp 86 ms deutlich höher aus, als bei Panasonics LED-LCDs im TV-Modus. Im Pure-Direct-Betrieb steigt die Verzögerung auf knapp 120 ms – da fällt es schwer, mit dem Mauszeiger zu navigieren. Im TV-Modus steigt die Verzögerung auf über 200 ms an, selbst bei einfachen Tasteneingaben über die Fernbedienung bemerkt man, dass der OLED-TV auf Eingabekommandos zeitversetzt reagiert. Für Videospiele ist der TX-65CZW954 damit leider gänzlich ungeeignet.
Panasonics TX-65CZW954 überzeugt im TV-Betrieb fast ebenso wie im Kinofilmbetrieb. Einzig bei Bildinhalten, die eine hohe Flächenhelligkeit voraussetzen (z.B. Wintersportsendungen), stößt die OLED-Technologie prinzipbedingt an die Grenzen. Durch die vielseitige Tunerausstattung, die zukunftstauglichen Decoder und HDMI-Schnittstellen werden Sie mit diesem UHD-Fernseher auch langfristig Freude haben. Für die Ultra HD Blu-ray, UHD-Streams über VoD und für Astras UHD-Testkanäle ist der TX-65CZW954 bereits bestens gerüstet. Dass sich die OLED-Technik auch für Videospiele eignet, diesen Beweis konnte Panasonic leider nicht erbringen. Das gesamte Bildprocessing scheint enorm ressourcenintensiv zu sein, was zulasten der Eingabegeschwindigkeit geht. UHD-LED-LCDs (nicht zuletzt von Panasonic) bleiben damit das Maß der Dinge für Gamer.“
Lesen Sie morgen im sechsten Teil unseres XXL-Specials: Sie haben gefragt, wir antworten. Die wichtigsten Fakten zu Panasonics TX-65CZW954.
Der Test im Überblick:
Teil 1: Die Verwirklichung eines Traums
Teil 2: Leuchtende Bilder dank perfektem Schwarz?
Teil 3: Der Filmwiedergabe verpflichtet
Teil 4: Der perfekte OLED-TV?
Teil 5: Der perfekte Fernseher?[ct]
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