Wenn man sich zu sehr an eine Technologie gewöhnt hat, kann es passieren, dass man bei einem Ausfall hilflos dasteht. Doch bietet eine solche Situation auch die einmalige Chance, sich seiner eigenen Kreativität wieder bewusst zu werden.
Nahezu vor jeder Heftabgabe hat sich ein ungeliebtes Ritual eingebürgert: Kurz vor Schluss trudelt noch ein Testgerät herein, was unbedingt noch Eingang in die aktuelle Ausgabe finden muss. Und sollte mal dies nicht der Fall sein, gibt es auf jeden Fall einen neuen Flachbildschirm oder Blu-ray-Gerät, welches so beliebt ist, sodass es nach Wunsch des Herstellers am besten am Tag des Empfangs gleich wieder an das nächste Testlabor weitergereicht wird. Egal welcher auch Eintritt: Zeitnot begleitet uns im Testlabor wie ein treuer Gefährte, nur dass wir uns dabei keinen lahmenden Gaul leisten können.
Ein eingespieltes Team und unsere erfahrenen Tester schockt der Zeitdruck nur wenig und in den meisten Fällen klappt auch alles wie am Schnürchen. Es sei denn, es gerät ein tückischer Kiesel in das sonst sauber schnurrende Getriebe des Testlabors. Beim letzten Störenfried begann alles mit einem Schrei.
Keine Angst, es wurde niemand unter einem Testgerät begraben oder Ähnliches. Vielmehr es ein Ausbruch von Verzweiflung meines neuen Kollegen aus der Audio-Abteilung, Martin Heller, welcher zwei Tage vor Abgabe sich in Eile noch um ein in letzter Minute eingetroffenes 2.1-Komplettsystem kümmern musste. Nach dem sorgsamen Aufbau wurde er jedoch jäh gebremst – von der Fernbedienung.
Die Fernbedienung, ein Utensil, das nicht mehr aus der Unterhaltungselektronik und vielen anderen Bereichen wegzudenken ist, versagte schlicht und ergreifend ihren Dienst. Es half kein Batterienwechsel, kein Schütteln, kein Klopfen – der Signalgeber wollte einfach keine Befehle weitergeben. Martin war angesichts der Zeitnot der Verzweiflung nahe. Ich legte ihm eine Bedienung direkt am Gerät nahe, doch waren darüber viele Funktionen nicht ansteuerbar – zuviel Abhängigkeit von der Fernbedienung. Aber ich hatte noch eine andere Idee.
Ich ging mit Martin in die Nachbarredaktion, holte einen Schlüssel und begab mich in die Katakomben des Auerbach-Verlages. Für meinen frischgebackenen Testlaborkollegen Martin war es das erste Mal und ich gebe zu: Das Abenteuer hatte gewisse Parallelen mit Indiana Jones. Und genau wie dieser Filmheld bergen wir einen Schatz. Doch an der Stelle, wo sich in Indy’s Abenteuern Totenschädel türmen, offenbarte sich vor uns die legendäre Fernbedienungssammlung des Verlages. Nun galt es einfach, ein bis zwei Exemplare des gleichen Herstellers zu bergen und siehe da: zurück im Labor ließ sich das System wunderbar damit bedienen. Um dem Ganzen noch die Krone aufzusetzen, habe ich mit einer zwar futuristische aussehenden, aber merklich uralten Universalfernbedienung das gleiche Kunststück vollführt.
Die Quintessenz: Zwischen all der Flut von neuen Geräten und den immer kürzer werdenden Innovationszyklen kann man sich als Testredakteur immer auf eines verlassen – die Frequenzen, Codes und Steuersignale der guten alten Fernbedienung…NEUES AUS DEM TESTLABOR – Alle Beiträge im Überblick
[Christian Hill]
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