Apple-Chef Tim Cook hat mit überragenden Quartalszahlen bewiesen, dass der iPhone-Hersteller auch ohne Steve Jobs auskommt. Und ein Ende der Erfolgsgeschichte ist nicht absehbar. Im Gegenteil: Wenn der neue Konzernchef Recht behält, steht Apple gerade erst am Anfang.
Wenn Steve Jobs das noch hätte erleben können: 37 Millionen verkaufte iPhones, mehr als 15 Millionen iPads und gut 5 Millionen Mac-Computer. Und das alles in einem Quartal. Der Gewinn von 13,1 Milliarden Dollar ist einer der höchsten, den ein Unternehmen je innerhalb von drei Monaten erzielt hat – in der Rekordliste stehen sonst nur Ölkonzerne. Kein Superlativ scheint mehr ausreichend, um das Wachstum bei Apple zu beschreiben.
„Wir könnten nicht zufriedener sein“, sagt Tim Cook, der das Erbe von Steve Jobs als Apple-Chef angetreten hat. Im Oktober war der legendäre Firmengründer nach einem langen Krebsleiden gestorben. Viele Fans und Investoren hatten sich gefragt: Funktioniert Apple auch ohne Jobs? Cook hat bewiesen: Es funktioniert. Die Analysten begeisterten sich an den „Monster-Zahlen“, die Apple vorgelegt hat.
Noch immer ist der Konzern bis ins Mark von Steve Jobs geprägt. Alle derzeitigen Erfolgsprodukte gehen auf ihn zurück, und auch für etliche noch streng geheime Zukunftsprojekte dürfte Jobs den Grundstein gelegt haben. Und Cook schärfte sein Manager-Talent im vergangenen Jahrzehnt bereits als der Macher im Hintergrund mit einem Fokus auf effiziente Produktion und schlanke Lagerbestände. Freimütig gab er nach Vorlage der Zahlen zu, die Nachfrage nach dem iPhone 4S unterschätzt zu haben. Apple hätte auch mehr verkaufen können, „aber wir haben nicht hoch genug getippt“.
Das mobile Betriebssystem iOS, mit dem iPhone, iPad und die iPod-touch-Player laufen ist jetzt eine Großmacht: 315 Millionen Geräte seien bisher davon verkauft worden, davon rund ein Fünftel allein im vergangenen Quartal.
Die Frage ist: Kann Apple das Wachstumstempo halten? Wenn die Theorie von Tim Cook stimmt, hat die Erfolgsgeschichte gerade erst richtig angefangen. „Ein Produkt zieht das andere nach“, sagt der Apple-CEO. Die „Einstiegsdroge“ für die Apple-Welt ist demnach das iPhone. Wer auf den Geschmack kommt, landet anschließend beim iPad. „Und dann kommt der Mac.“ Das funktioniert inzwischen auch in der Unternehmenswelt: Cook zählte in der Telefonkonferenz reihenweise große Konzerne auf, die bei Apple angekommen sind oder zumindest Apple-Produkte in ihren Netzwerken dulden.
Der Apple Macintosh, einst ein totales Nischenprodukt, ist besonders bei der trendigen Jugend beliebt. Wer mit einem Windows-Laptop in einem New Yorker Starbucks-Café sitzt, wird schon schief angeguckt. Es dominieren die eleganten MacBooks. Nicht umsonst ist Apple nach den Zahlen des Marktforschers Gartner mittlerweile der drittgrößte Computerhersteller in den Vereinigten Staaten und einer der größten weltweit. Und das, während der Gesamtmarkt für klassische Windows-PCs so schwach ist wie seit Jahren nicht mehr.
Deswegen gilt das iPad als der große Wachstumstreiber der Zukunft. „Es wird der Tag kommen, an dem mehr Tablet-Computer als PC verkauft werden“, prophezeite Cook. Im vergangenen Quartal hätten sich Tablet-Computer in den USA bereits besser verkauft als Desktop-PCs. Ein Schlüsselelement für die Zukunft ist auch der Onlinedienst iCloud, mit dem sich Daten der Apple-Kunden zwischen verschiedenen Geräten bewegen. iCloud habe nach dem Start im Herbst inzwischen 85 Millionen Kunden, sagte Cook. „Es ist kein Produkt, es ist die Strategie für das nächste Jahrzehnt.“
Und schon bald, davon gehen Branchenkenner fest aus, wird Apple auch einen eigenen Fernseher herausbringen: Einfach zu bedienen per Sprache, direkt verbunden mit dem Internet, und natürlich voll vernetzt mit iPhone, iPad und Mac. „Ich werde zukünftige Produkte nicht weiter kommentieren – das ist vermutlich ein Schock für Sie“, blockte Firmenchef Cook aber die Nachfrage eines Analysten zum Apple-Fernseher ab.
Apples Geheimniskrämerei ist legendär. Cook machte deutlich, dass dies bei Produktankündigungen auch so bleiben werden. Zugleich setzte er in den vergangenen Wochen neue Akzente für mehr Offenheit: Erstmals veröffentlichte Apple eine Liste seiner Zulieferer. Cook versprach in einem sehr seltenen Interview eines Apple-Chefs, mehr für die Arbeiter in chinesischen Werken der Apple-Partner zu tun.
Und selbst wenn Apple die Ideen ausgehen sollte, an Kunden wird es nicht mangeln. „Im chinesischen Markt ist Musik drin“, sagt Cook. Der Ansturm auf das neue iPhone 4S war so groß, dass es beim Verkaufsstart in der Volksrepublik vor zwei Wochen zu Tumulten vor einem Apple Store in Peking kam (DIGITALFERNSEHEN.de berichtete). [Daniel Schnettler/ar]
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