Bislang hatte LG (zumindest außerhalb Asiens) die Hoheit im OLED-Bereich. Auf der IFA ist mit Panasonic nun ein zweiter Global Player auf den Zug aufgesprungen. Die erste ausführliche Präsentation des CZ950 lässt vermuten: Da kommt etwas Großes.
Ein Screening auf einer Mammutmesse wie der IFA ist grundsätzlich mit Vorsicht zu genießen. Als Journalist hat man keinen Einfluss auf Aufstellung, Lichtverhältnisse oder TV-Einstellungen. Wenn also Panasonic den brandneuen, 65 Zoll großen, CZ950 – den ersten serienreifen OLED-TV des Herstellers vorstellt – und ein entsprechendes Konkurrenzgerät eines nicht benannten Mitbewerbers (findige Auskenner können sich den Namen in etwa denken) zum Vergleich nutzt, sollte man also das Gezeigte mit der nötigen Distanz bewerten.
Der Panasonic-OLED ist kein Schnellschuss. Prototypen gibt es seit Jahren und schon Plasma-TVs perfektionierte Panasonic damals, bis sie endgültig von LCDs überholt wurden. Dass man nun die Konkurrenz nicht nur kopiert, ist nur logisch. Prominente Hilfe bei der Kalibrierung der OLEDs holte man sich aus Hollywood. Das Motto lautet „Picture quality is everything“ und dazu gehören auch Kontrast und Farbgebung. Um hier das Maximum zu erreichen, arbeitete man mit Mike Sowa zusammen, Kolorist in Hollywood, der unter anderem am Film „Oblivion“ mit Tom Cruise gearbeitet hat.
An ebendiesem Beispiel erläutert Sowa, was Panasonics neuer OLED-TV der Konkurrenz voraushat. Und in der Tat kann die Präsentation beeindrucken. Der Helligkeitsverkauf in dunklen Bildbereichen ist linearer, die OLED-Pixel (bei schwarzem Bild sind sie schlicht ausgeschaltet) schalten schneller um, sodass in sehr dunklen Bereichen mehr Details sichtbar sind. Gleichzeitig wirkt die Farbgebung natürlicher (vor allem an Hauttönen erkennbar) und der Kontrast satter. Um dies zu beweisen, stand zwischen dem Panasonic-OLED und dem Konkurrenzprodukt ein Referenzmonitor, dessen Bild weitgehend deckungsgleich mit Panasonics Produkt war.
Außerdem auffällig: Die Helligkeit, die Achillesverse der OLED-Panels, wirkte überraschend hoch. Sie wurde aber auch nicht in den Mittelpunkt gerückt. Sowa und Panasonic konzentrierten sich wenig überraschend auf dunkle, kontrastreiche Filmsequenzen. Dabei spielt auch das IFA-Modethema HDR (High Dynamic Range) eine wichtige Rolle, das höhere Helligkeit und bessere Kontraste ermöglicht. Philips etwa erläuterte uns die Vorteile seiner neuen 9600er-HDR-TV-Serie, setzte den Fokus aber umgekehrt auf die detailgenauere Durchzeichnung in sehr hellen Bildbereichen. Die Frage, welcher Hersteller HDR wie und vor allem: wie gut nutzt, wird das TV-Geschäft in den kommenden Monaten beschäftigen.
Es sei noch einmal betont: Die Präsentation mag beeindruckend gewesen sein, aussagekräftig ist sie maximal ansatzweise. Natürlich rückt der Hersteller sein neues Produkt, im wahrsten Sinne, ins rechte Licht und lässt ihn im Vergleich zur Konkurrenz nicht alt aussehen. Ob die Versprechen stimmen, werden die ersten ausgiebigen und neutralen Tests zeigen. Wir freuen uns in jedem Fall auf die ersten Testmuster.
Ein billiges Vergnügen wird der CZ950 allerdings nicht. Das 65-Zoll-Modell wird sich im Preisrahmen von etwa 10 000 Euro bewegen, wenn es im Oktober in den Handel kommt. OLED bleibt damit vorerst auch bei Panasonic dem High-End-Bereich vorbehalten.
[chp]
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