[IFA 2011] Unterhaltungselektronik steht vor Online-Revolution

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Bild: © lassedesignen - Fotolia.com
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Die Zeit der fetten Zuwächse in der Unterhaltungselektronik ist vorbei – doch die Berliner Funkausstellung IFA ist voll wie noch nie. Das Internet ist auf dem Vormarsch ins Wohnzimmer. Und damit steuert die Branche auf ihre bisher größten Umwälzung zu.

Die Unterhaltungselektronik steht vor einer Online-Revolution. Die vielen Fernseher und Musikanlagen mit Internet-Anschluss, die die Hallen der diesjährigen IFA in Berlin füllen, sind ihre Vorboten. In den kommenden Jahren wird das Internet die Art, wie wir fernsehen und damit auch das Geschäft von Geräteherstellern und TV-Konzernen grundlegend verändern, prognostizieren Experten. „Die Entwicklung ist nicht mehr aufzuhalten“, sagt etwa Michael Schidlack vom deutschen IT-Branchenverband BITKOM. „Es wird aber noch einige Jahre dauern.“
 
Ein Türöffner, mit dem das Internet in die Wohnzimmer vordringt, sind die Fernsehgeräte. Immer mehr neue Modelle sind ein „Smart TV“, mit Internet-Zugang. Im vergangenen Jahr wurden schon 2,2 Millionen von ihnen in Deutschland verkauft, dieses Jahr sollen es nach Branchenschätzungen 3,8 Millionen werden und 2012 schon 4,8 Millionen. Auch wenn so einige von ihnen vielleicht gar nicht ans Internet angeschlossen werden – „es gibt damit bereits eine riesige technische Basis für neue Dienste“, wie Schidlack betont.

Die Hallen der IFA (2. bis 7. September) waren schon Tage vorher komplett ausgebucht – und das obwohl die Zeit der fetten Wachstumsraten in der Unterhaltungselektronik vorbei ist. Vor ein paar Jahren noch standen vor allem bei den TV-Geräten Sprünge von mehr als 30 Prozent auf der Tagesordnung, weil Verbraucher in großem Stil ihre Röhren-Fernseher durch moderne Flachbildschirme ersetzten. Doch inzwischen tritt in entwickelten Märkten wie Westeuropa oder die USA eine Sättigung ein. Die Verkaufszahlen sind zwar stabil hoch, doch sie sinken eher als zu wachsen.
 
Weltweit ging der Fernseher-Absatz im zweiten Quartal um ein Prozent auf 55,52 Millionen Geräte zurück, wie die Marktforscher von DisplaySearch errechneten. In Deutschland wurden im ersten Halbjahr zwar noch 4,4 Millionen TV-Geräte verkauft – das waren aber 4,7 Prozent weniger als vor einem Jahr. Der Hinweis auf das WM-Jahr 2010 erklärt das nur bedingt – schließlich gab es auch in den Nicht-Fußball-Jahren 2007 und 2009 satte Zuwächse. Zusätzlich zur Zurückhaltung der Käufer drücken Preiskämpfe die Erlöse der Hersteller. So richtig gut verdient aktuell niemand in dem Geschäft.
 
Die Unterhaltungselektronik-Branche braucht also dringend neue Impulse – und die IFA ist die perfekte Plattform, um den Verbrauchern die schöne vernetzte Welt der Zukunft zu verkaufen. Und die wird nach Einschätzung von Beobachtern schnell die Oberhand gewinnen. Schon zum Jahr 2013 würden mehr Nutzer Internet-fähige Geräten wie Fernseher, Blu-ray-Player oder Spielkonsolen kaufen als traditionelle PCs, erwartet die Marktforschungsfirma IHS iSuppli.
 
Wenn die Online-Revolution erstmal einschlägt, könnte der Umbruch für Geräte-Hersteller und Medienbranche gewaltig ausfallen. Wenn die Inhalte sowieso aus dem Internet auf den Fernseher kommen, senke das den Bedarf, die Geräte weiterzuentwickeln, sagt Schidlack. „Die Innovationen finden dann im Netz statt.“ Auch die traditionellen Fernbedienungen könnten mit der Zeit neuen Bedienkonzepten auf Smartphones und Tablets weichen, wie sie schon heute entwickelt werden.
 
Das gesamte Ökosystem der Consumer Electronics verändere sich derzeit durch die zunehmende Vernetzung der Geräte in hoher Geschwindigkeit, sagt auch Klaus Böhm von der Marktforschungs- und Beratungsagentur Deloitte. Um die Chancen der Veränderung zu nutzen, müssten die Hersteller etwa von Internet-TVs oder Smartphones verstärkt Kooperationen unter anderem mit Inhalte-Anbietern schließen. „Entlang der Wertschöpfungskette ergeben sich für alle Marktteilnehmer neue Geschäftsmodelle“, sagte Böhm vor der IFA-Eröffnung. [Andrej Sokolow/Renate Grimming]

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