Bisher hat kein Rivale die Dominanz von Apples iPad bei Tablet-Computern brechen können. Jetzt weist alles darauf hin, dass Amazon mit einem eigenen Tablet antritt. Könnte der Online-Händler mit seinem breiten Inhalte-Angebot punkten, wo andere scheiterten?
Apples erfolgreiches iPad dürfte schon heute einen neuen Konkurrenten von Amazon bekommen. Der weltgrößte Online-Einzelhändler wird laut US-Medienberichten am Mittwoch einen eigenen Tablet-Computer vorstellen. Dem Vernehmen nach soll er „Kindle Fire“ heißen und mit einer Bildschirmdiagonalen von 7 Zoll (17,8 cm) etwas kleiner als das iPad sein. Mit einem US-Preis von 250 Dollar werde es nur etwa halb so teuer wie das günstigste iPad verkauft, schrieb das Blog „TechCrunch“. Es laufe zwar mit dem Google-Betriebssystem Android, aber in einer von Amazon selbst weiterentwickelten Version.
Amazon wird zugetraut, zu einem starken Herausforderer für Apple und das iPad zu werden: Der Konzern kann beim Tablet nahtlos sein breites Angebot an Büchern, Musik, Filmen und Apps integrieren, zumindest in den USA. Der Online-Händler kann auf dem Erfolg seines Kindle-Lesegerät für digitale Bücher aufbauen.
Das iPad ist rund eineinhalb Jahre nach dem Marktstart nach wie vor das Maß aller Dinge im Tablet-Geschäft. In den vergangenen Monaten kamen zwar viele konkurrierenden Geräte heraus, doch Apple hält nach Einschätzung von Experten immer noch rund drei Viertel des Marktes.
Mit dem TouchPad von Hewlett-Packard wurde zuletzt ein iPad-Herausforderer nach nur wenigen Wochen auf dem Markt aus dem Verkehr gezogen. Auch das Playbook des Blackberry-Anbieters Research In Motion verkauft sich laut Medienberichten schlecht. Etwas besser läuft es für die vielen Android-Tablets, allerdings wurde keines davon auch nur annähernd zu einem Verkaufshit wie das iPad. Zudem schießt Apple mit Ideenklau-Vorwürfen vor allem gegen Samsung quer.
Amazon hat aber etwas, was andere Konkurrenten nicht haben – eine ähnlich starke Inhalte-Plattform wie Apples iTunes Store. Der Online-Händler hat in den vergangenen Jahren seine Palette an online verfügbaren Inhalten Schritt um Schritt ausgebaut. Allerdings blieben einige Angebote wie der Dienst zum Speichern von Musik in der Internet-Cloud, die Film-Downloads oder die Plattform für Android-Apps bisher US-Kunden vorbehalten. Oft verzögern komplexe Verhandlungen mit Rechteinhabern einen internationalen Start, so kam zum Beispiel auch Amazons Kindle deutlich später nach Europa.
Zuletzt habe Amazon große Magazin-Verlage wie Condé Nast und Hearst als Partner gewonnen, berichtete das Blog „All Things Digital“. Außerdem kann der Online-Händler künftig Filme und TV-Sendungen der US-Senderkette Fox online zeigen.
Amazon hat bereits eine starke Stellung bei Lesegeräten für digitale Bücher. Die bisherigen Kindle-E-Reader hatten aber einen Schwarz-Weiß-Bildschirm. Amazon betont stets, dass es eine starke Nachfrage nach dem Kindle gebe, nannte aber nie Absatzzahlen. Der Konzern hält sich auch dazu bedeckt, was genau am Mittwoch (16.00 Uhr MESZ) in New York vorgestellt werden soll.
Den Berichten zufolge ist das Amazon-Tablet technisch mit dem Blackberry-PlayBook verwandt – weil es ebenfalls vom Auftragsfertiger Quanta mitentwickelt worden sei, berichtete das Blog „gdgt“. Demnach arbeite Amazon bereits an der nächsten Tablet-Generation, die Anfang kommenden Jahres auf den Markt kommen solle. [Andrej Sokolow]
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