[HD+TV 6/12] Problemfalle Blickwinkel bei LCD-Technologien

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Bild: © lassedesignen - Fotolia.com
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Flachbildfernseher mit LCD-Technik oder sogenannte „LED-TVs“ liefern ein überzeugendes Bild, aber längst nicht aus allen Blickwinkeln. Sind LCD-Fernseher damit nur für Singlehaushalte die richtige Wahl?

Blickt man zurück auf die Weiterentwicklung der Fernsehertechnik im Wohnzimmer, stellt man einen großen Wandel fest. So waren Röhrenfernseher zwar weder praktisch noch energiesparend, doch sorgte die Bilderzeugung der Röhrentechnik dafür, dass auf allen Sitzplätzen ein vergleichbarer Bildeindruck entstand. Mit der Plasmatechnik, die ebenfalls für einen breiten Blickwinkel ausgelegt ist, sollte die HDTV-Ära im Wohnzimmer ausgelebt werden, doch stattdessen gaben die Konsumenten rund um den Globus vorrangig der LCD-Technik den Zuschlag.
 
Nach dem Siegeszug im Büro eroberte die LCD-Technik auch das Wohnzimmer, doch ein Problem erkannten viele Konsumenten erst, wenn der Röhrenfernseher im Wohnzimmer ausgemustert wurde und an gleicher Stelle der LCD-Fernseher seinen Platz fand: Der Blickwinkel ist meist eingeschränkt und Farben, Helligkeit sowie Kontraste schwinden bei seitlicher Betrachtung. Was im Büro kein Problem darstellt, wird gerade im Wohnzimmer schnell zum Ärgernis, denn im Familienkreis erleben nur wenige Zuschauer den optimalen Bildeindruck. Doch warum ändert sich die Bildcharakteristik überhaupt zum Schlechteren, obwohl die Hersteller mit Blickwinkeln von 170 Grad und mehr werben?
 
 
Werbung kontra Praxis
 
Das Kriterium Blickwinkel wird von Herstellerseite oft nur stiefmütterlich behandelt, kein Wunder, unterschlägt die Werbung „Blickwinkel von 170 Grad und mehr“ doch, dass die Angabe ein miserables Kontrastverhältnis zulässt, d. h. der Bildeindruck massiv schlechter ausfallen kann als bei einer frontalen Betrachtung. Eine verpflichtende Herstellerangabe, wonach die Bildqualität vergleichbar zur frontalen Betrachtung ausfallen muss, existiert nicht, was die Angabe letztendlich zum reinen Marketinginstrument werden lässt.

Lichtschleuse
 
Um einen Bildpunkt hell oder dunkel erscheinen zu lassen, benötigt ein LCD-Fernseher Lichtventile, die die Lichtwellen abblocken oder hindurchlassen. Möglich macht dies die Kombination aus Flüssigkristall- und Polarisationsschichten. Flüssigkristalle in LCD-Fernsehern können als Lichtschleusen angesehen werden und jeder Bildpunkt ist ein Lichtkanal. Das Problem: Nur wenn Sie exakt senkrecht auf die Bildfläche blicken, nehmen Sie das Optimum an Helligkeit, Kontrast und Farbdarstellung wahr. Sitzen Sie hingegen wenige Zentimeter seitlich der mittleren Sitzposition, verändert sich die Bildcharakteristik: Das Bild wird dunkler, Schwarz hellt sich meist auf und die Farben wirken kühler. Je nach verwendeter LCD-Technik ist dieses Problem mehr oder weniger deutlich erkennbar.
 
 
Kontrast kontra Blickwinkel
 
Die einzige LCD-Technik, die aktuell blickwinkelstabile Bilder liefert, ist die IPS-Technologie von Herstellern wie LG und Panasonic, die ebenfalls in TV-Modellen von Metz, Philips oder z. B. in Apples iPad oder iPhone zum Einsatz kommt. Auf dem Papier besitzt die IPS-LCD-Technik entscheidende Vorteile: Ganz gleich, ob Sie von oben, unten oder der Seite das Bild betrachten, der Eindruck ist nahezu gleichwertig zur frontalen Sitzposition.
 
Der Trick: Die Flüssigkristalle, deren Molekülstruktur sich von Flüssigkristallen der VA-Technik unterscheidet, stehen immer im gleichen Winkel zur Lichtquelle und rotieren in einer Ebene um die eigene Achse, was eine gleichmäßige Abstrahlung nach allen Seiten zur Folge hat. Dennoch gilt die IPS-Technik gerade unter Heimkinofans als rotes Tuch, denn die Ausrichtung der Flüssigkristalle sorgt für Kontrastschwächen im Schwarzbereich: Das Hintergrundlicht, das häufig statisch arbeitet und somit auch bei dunklen Bildern ungehindert auf die Flüssigkristalle trifft, kann nur unzureichend geblockt werden, weshalb Schwarz eher grau erscheint.
 
Samsungs konkurrierende VA-LCD-Technik trumpft hier auf: Schwarz erscheint satter, der Blauschimmer in dunklen Bereichen ist dadurch weniger störend. Möglich macht dies eine veränderte Anordnung der Flüssigkristalle: Diese stehen nicht immer waagerecht, sondern auch senkrecht zur Lichtquelle und zwar genau dann, wenn Schwarz erzeugt werden soll. Dadurch verändert sich allerdings die Abstrahlcharakteristik, was zu enormen Schwächen bei seitlicher Betrachtung führt. Sitzen Sie frontal, erscheinen dunkle wie helle Bereiche exakt wie vom Filmproduzenten beabsichtigt, blicken Sie seitlich auf die Bildfläche, können Sie plötzlich in dunkle Bildbereiche hineinsehen und erkennen Details, die eigentlich im Verborgenen bleiben sollten.
 
 
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[red]

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