TV-Marken sponsern Fußballvereine: ein genialer Deal oder doch nur eine Zwangsheirat? Wir blicken zurück auf außergewöhnliche Sponsoring-Coups der letzten Jahrzehnte und werfen einen ersten Blick auf die größten Fernseher, um die Fußball-EM 2024 im eigenen Wohnzimmer zu zelebrieren.
In den letzten Jahrzehnten zierten ganz unterschiedliche Entertainment-Marken die Fußballtrikots, darunter auch Videospielhersteller. Sega warb mit der Videospiel-Konsole Dreamcast auf den Trikots des FC Arsenal zu einer Zeit, als David Seaman die Tore verhinderte und Thierry Henry die Tore für Arsenal erzielte.
Auf den Shirts von Fußballergrößen wie Gabriel Omar Batistuta und Diego Armando Maradona, die sich im Fußballsport nahezu unsterblich machten, zeigte sich hingegen Nintendo. Und selbst Atari und Commodore buhlten auf den Trikots von Olympique Lyon und Bayern München um die Aufmerksamkeit der Fußballfans.
In der Gegenwart bleibt von dieser Spielfreude nur die Playstation-Marke im Gedächtnis. Auffälliger sind derzeit TV-Hersteller vertreten, die im EM-Jahr 2024 durchstarten. Insbesondere die QLED-LCD-Hersteller TCL und Hisense treiben die Fußball EM 2024 voran.
TCL sponsert DFB-Team
Wer bei der Fußball-EM in Deutschland mit der Männer-Nationalmannschaft im Sommer mitfiebert, wird am TCL-Logo nicht vorbeikommen. Nachdem jahrelang Samsung der DFB-Sponsor der A-Nationalmannschaft der Männer war, rückt zur Fußball EM 2024 der Elektronikriese TCL ins Rampenlicht. Die aktuelle Partnerschaft zwischen dem DFB und TCL wird auch in den nächsten Jahren fortgesetzt.
Wer die Werbemotive von TCL ganz genau in Augenschein nimmt, dürfte allerdings einen Spieler vermissen: Als Torhüter kommt auf den TCL-Motiven stets Marc-André ter Stegen zum Zug, während von Manuel Neuer weit und breit nichts zu sehen ist. Der Grund: Obwohl TCL der offizielle Sponsor des DFB-Teams ist, ging Manuel Neuer eine exklusive Partnerschaft mit Hisense zur UEFA Euro 2024 ein.
Vor dem Einstieg ins DFB-Sponsoring unterstützte TCL u.a. die tschechische Fußball-Nationalmannschaft der Männer und den britischen Fußballclub Arsenal FC. Zudem posierten zahlreiche Fußballstars als TCL-Markenbotschafter, darunter Harry Kane, Marco Reus, Neymar und Paul Pogba.
Bei den Bildgrößen der aktuellen Fernseher bricht TCL sämtliche Rekorde: Das Spitzenmodell X955 wird es mit einer Bilddiagonale von bis zu 115 Zoll zu kaufen geben. Wer die 25000 Euro dafür nicht aufbringen kann, findet womöglich mit dem TCL T8B in 85 Zoll für 2000 Euro seinen EM-Fernseher.
Hisense als UEFA-Euro-Sponsor
Die UEFA Fußball EM 2024 wird nicht etwa von TCL oder Samsung, sondern von Hisense gesponsert. Da der DFB mit TCL eine eigenständige Marketingkooperation geschlossen hat, sind auf den Hisense-Motiven keinerlei DFB-Spieler zu sehen – bis auf Manuel Neuer. Hisense sicherte sich eine Marketingkooperation mit der für lange Zeit unantastbaren Nummer eins im DFB-Tor. Während Manuel Neuer aktuell für Hisense Produkte wirbt, sind seine Teamkollegen samt Torhüter Marc-André ter Stegen auf den Werbemotiven von TCL präsent.
Hisense ist als Sponsor keine Unbekannte im Fußball, schließlich ging der TV-Hersteller bereits 2016 eine Marketingpartnerschaft mit der UEFA ein. Hisense warb darüber hinaus mit Superstars wie Neymar, Lionel Messi und Kylian Mbappé in den Diensten von Paris Saint-Germain. Zudem war Hisense der offizielle Sponsor der FIFA-WMs in Russland und Qatar.
Als XXL-Großbildgeräte mit Bilddiagonalen jenseits von 100 Zoll vertreibt Hisense vorrangig Ultrakurzdistanz-Projektoren (als Laser-TVs vermarktet) mit passenden Leinwänden. Wer einen echten Fernseher bevorzugt, findet im neuen QLED-LCD-Line-up leuchtstarke Fernseher in 75 und 85 Zoll. Für XXL-Großbildfans hat Hisense sogar einen 100-Zoll-Fernseher für 3000 Euro im Angebot, um die Fußball-EM im ganz großen Stil zu erleben.
Panasonic: in Japan ein Titelträger
Die Werbedeals von Panasonic mit Fußballern wie Marco Reus waren vom Pech verfolgt. Als sich Fußballfans auf Tore des Stürmers bei der damaligen WM 2014 freuten, musste Reus aufgrund einer Verletzung unmittelbar vor dem Turnierstart die Heimreise antreten.
Wenige Jahre zuvor, in der Blütezeit der 3D-TV-Ära, verkündete Panasonic eine erweiterte Partnerschaft mit der U.S. Major League. Panasonics Strategie: Mit 3D-Kameras und 3D-TVs das Sporterlebnis noch intensiver in die Wohnzimmer zu bringen. 2013 überschlugen sich förmlich die Ereignisse, als Panasonic Werbedeals mit Paris Saint-Germain und mit dem FC Barcelona einging. Auf der eigenen Showbühne konnte Panasonic mit Neymar sogar einen Fußball-Weltstar präsentierten, der stilecht als Manga-Figur verewigt wurde.
Im Heimatland Japan ist Panasonic bereits seit Jahrzehnten ein Fußball-Schwergewicht. So findet man in der Präfektur Osaka das Shiritsu Suita Fußballstadion, das auch Panasonic Stadion genannt wird. Die Heimmannschaft Gamba Osaka wurde als Werksmannschaft von Matsushita bzw. Panasonic in den 1980er-Jahren gegründet und auch heute hält Panasonic mehrheitlich die Anteile am Fußballverein. Neben nationalen Titelgewinnen konnte Gamba Osaka 2008 die asiatische Champions League für sich entscheiden.
2017 sorgte Panasonic im eigenen Stadion mit einer Lichtershow für Aufsehen, als 15 Hochleistungsprojektoren (jeweils 31000 Lumen) von Panasonic das gesamte Spielfeld in ein visuelles Spektakel verwandelten.
Im TV-Bereich ist Panasonic vergleichsweise konservativ aufgestellt, wenn riesige Bildschirmgrößen gefragt sind. Mit OLEDs und LED-LCDs in 77 und 75 Zoll sollte sich aber auch für ambitionierte Fußballfans ein passendes TV-Modell finden. Zudem werden neue Panasonic-Fernseher in den nächsten Wochen enthüllt, sodass sich zur EM 2024 noch ein paar Überraschungen ergeben könnten.
Philips und TP Vision gehen getrennte Wege
Mit dem PSV Eindhoven verbindet Philips eine jahrzehntelange Partnerschaft, die lediglich vor zehn Jahren auf eine harte Probe gestellt wurde, als sich Philips nach mehr als 30 Jahren als Trikotsponsor des Vereins zurückzog. In den letzten Jahren verstärkte Philips hingegen das Engagement und will auch zukünftig ein starker Teamplayer des PSV Eindhoven sein. Die Heimspielstätte hört weiterhin auf den Namen Philips Stadion.
Fernseher mit dem Philips-Logo werden von TP Vision produziert, sodass es nicht verwundert, dass die Marken Philips und TP Vision beim Fußballsponsoring getrennte Wege gehen. TP Vision kooperiert mit dem FC Barcelona und legt den Fokus auf Starspieler wie Robert Lewandowski und Ilkay Gündogan.
Als Werbepartner des FC Barcelona geht TP Vision einen ungewöhnlichen Weg, denn statt das eigene Logo oder das Philips-TV-Logo einzusetzen, rückt das Label „Ambilight TV“ in den Vordergrund. Aktuelle Philips-TV-Käufer können an einer Verlosung teilnehmen, um die Chance auf ein Trainingscamp beim FC Barcelona zu erhalten.
Mittels rückseitiger Ambilight-Beleuchtung, die in Echtzeit die Farbe des Bildinhalts widerspiegelt, wachsen die Ambilight-Fernseher von TP Vision förmlich über sich hinaus. Neue Bildgrößenrekorde stellt TP Vision mit den Philips Ambilight TVs zwar nicht auf, doch mit 77-Zoll-OLEDs und 85-Zoll-LED-LCDs sollte sich die Stadionstimmung dennoch emotional auf das Wohnzimmer übertragen.
Samsungs Fußball-Geschichte
Aufgrund der Marktdominanz von Samsung in den letzten Jahren und dem Werbefokus auf prominente Einzelpersonen wie Oliver Kahn, verliert man Samsungs Fußballhistorie schnell aus den Augen. Bereits Ende der 1980er-Jahre prangte das Samsung-Logo auf den Fußball-Trikots des 1. FC Köln, der mit beliebten Spielern wie Pierre Littbarski auch in den europäischen Wettbewerben vertreten war.
Gerade für FC-Fans, die aufgrund der aktuellen sportlichen Situation mit der Vereinszukunft hadern, dürfte der Blick in die Vergangenheit eine gewisse Zuversicht wecken. Samsung verfolgte die Werbestrategie mit Bundesliga-Vereinen noch weitere Jahre: in den 1990ern wurde Eintracht Frankfurt als neuer Partner auserwählt.
In den letzten Jahren trat Samsung als DFB-Werbepartner in Erscheinung. Aufgrund der ausbleibenden Erfolge des deutschen Männer-DFB-Teams dürfte man bei Samsung diese Zeit mit gemischten Gefühlen bewerten. Eine echte Pechsträhne erwischte Samsungs Markenbotschafter Mario Götze: Als der Spieler bei der Fußball-WM im Jahr 2018 lediglich eine Zuschauerrolle einnahm, machte Samsung aus der Not eine Tugend und produzierte in Zusammenarbeit mit dem Fußballstar einen Werbespot, der bis heute in Erinnerung bleibt. Die Grundbotschaft: Rückschläge wegstecken und sich nicht unterkriegen lassen.
Aktuell hält sich Samsung mit Fußball-Sponsorings bedeckt und verzichtet auf einen Werbedeal zur Fußball-EM 2024. Stattdessen stehen Preisaktionen im Mittelpunkt, sodass Vorbesteller die neusten Samsung-Geräte unterhalb der UVP erhalten. Die Displaygrößen können sich sehen lassen: OLEDs sind in 77 sowie 83 Zoll und QLED-LCDs in 75, 85 oder gar 98 Zoll erhältlich. Damit wähnen Sie sich bei den Fußballpartien direkt im Geschehen, auch wenn Samsung dieses Jahr von den Tribünenrängen zuschaut.
Sony in der Champions League
Fußballfans mit einem Faible für Sony-Bravia-TVs hatten in den letzten Jahren wenig zu feiern. Stattdessen ist die Spielkonsole Playstation die treibende Kraft hinter Sonys Sponsoring-Aktivitäten. Passend zum eigenen Anspruch ging Sony bereits 1997 einen XXL-Werbedeal mit der UEFA Champions League ein und aktuell sind Playstation-Marken wie The Last of Us, God of War, Astrobot und Spider-Man im Trailer zu bewundern.
Unvergessen: In den 1990er-Jahren war das Sony-Logo auf den Trikots von Juventus Turin vertreten, zu einer Zeit, als Weltstars wie Alessandro Del Piero und Zinédine Zidane die Fußballwelt verzückten. Das Fußball-Märchen erreichte 1996 seinen Höhepunkt, als Juventus im Olympiastadion in Rom den Champions-League-Titel gegen Ajax Amsterdam errang – höchstdramatisch im Elfmeterschießen. Auf den Kamerabildern in Großaufnahme stets mit dabei: das Sony-Logo auf den Juve-Trikots.
Für Aufsehen sorgte Sony 2014 durch die Aufkündigung der langjährigen FIFA-Partnerschaft. Aufgrund zahlreicher Korruptionsvorwürfe bei den WM-Vergaben an Russland (WM 2018) und Qatar (WM 2022) sowie zahlreicher Umstrukturierungen innerhalb des FIFA-Sponsoring-Konzepts zog Sony die Reißleine und beendete die Zusammenarbeit mit der FIFA. Als offizieller Grund wurden schlicht stetig steigende Kosten angegeben.
Eine aktuelle Fußball-Kooperation mit der Bravia-TV-Marke wird auf nationaler Ebene in den Fokus gerückt, denn Sony ging eine Marketingkooperation mit Borussia Dortmund ein. Deren aktuelle Champions-League-Saison verläuft bislang so erfolgreich, dass Sony in mehrfacher Hinsicht vom Werbedeal profitieren dürfte.
Bei den neuen TV-Modellen setzt Sony auf XXL-Bildgrößen wie 75 und 85 Zoll. Durchaus ungewöhnlich: Die Bravia 9 Serie wird in Europa nicht in 65 Zoll angeboten und die Bravia 7 Serie gibt es nicht in 55 Zoll, obwohl beide Modelle in den USA erhältlich sind. Wer es noch größer mag, findet in etwas älteren 98- oder gar 100-Zoll-TVs den passenden Spielpartner. Neben der Consumer-TV-Sparte sind Sony-TVs und -Displays auch über Sony Professional erhältlich. Hier sorgt insbesondere ein neuer matter Kontrastfilter für Aufsehen.
LG: in Frankfurt zu Hause
Im Heimatland Südkorea steht LG im sportlichen Wettstreit mit Samsung. In Deutschland findet dieses Duell seine Fortsetzung, denn beide Big-Player des TV-Segments sind in Frankfurt ansässig. LG ist Samsung in einem Punkt voraus: Das Stadion von Eintracht Frankfurt ist fest in der Hand von LG. Damit blicken Fußball-Fans bei allen Heimspielen der Frankfurter Eintracht auf die Videoinstallationen und Werbebanner von LG.
Trotz der aktuellen Bekenntnis zur Eintracht dürfte LG dem ehemaligen Sponsoring von Bayer Leverkusen nachtrauern, die aktuell neue Rekorde in Europa aufstellen. Immerhin könnte Bayer durch weitere Titelgewinne sogar der Frankfurter Eintracht helfen, die nächste Saison erneut international spielen möchte.
Fast vergessen ist LGs Kooperation mit der deutschen Nationalmannschaft beim Sommermärchen 2006: Statt Fernseher zeigen sich im offiziellen LG Katalog von damals vor allem Klimageräte – kein Wunder, schließlich war die OLED-TV-Revolution damals noch nicht spruchreif. OLED-TVs waren hingegen das Zugpferd beim Sponsoring-Deal mit der englischen Fußball-Liga in den Jahren 2017 bis 2020, deren Marktwert in den letzten Jahren schwindelerregende Dimensionen erreichte.
Im TV-Segment ist die OLED-Technologie LGs wichtigster Trumpf. In den letzten Jahren sind die TV-Geräte regelrecht über sich hinausgewachsen: OLED-TVs in 77, 83 oder 97 Zoll beeindrucken mit selbstleuchtenden Pixeln. Einzig der nicht-lineare Preisanstieg stellt mit wachsender Bildschirmgröße eine hohe Hürde dar, sodass für viele Fußball-Fans spätestens bei 83 Zoll das finanzielle OLED-TV-Limit erreicht sein dürfte.
Die Wahrheit liegt auf dem Platz
Die zwei größten Flachbild-TV-Sponsoren der UEFA Euro 2024, TCL und Hisense, sind zugleich jene TV-Marken, die mit XXL-Zollgrößen von 85, 98 und 100 Zoll zu vergleichsweise geringen Preisen auftrumpfen. Selbst ein 115-Zoll-Fernseher schafft es erstmals in den Markt.
Abseits der zwei Hauptsponsoren betrachtet der Großteil der TV-Hersteller die schönste Nebensache der Welt von den Zuschauerrängen aus. Statt ikonischer Werbedeals rund um die EM dürften vor allem Preisaktionen dafür sorgen, dass XXL-Fernseher in den Fokus des Kaufinteresses rücken. Die technischen Möglichkeiten fallen so vielfältig wie noch nie aus: Ob QLED-LCD, OLED oder QD-OLED, mit dem passenden Fernseher kommt garantiert die richtige Fußball-Stimmung auf.