Im zweiten und abschließenden Teil unserer Zeitreise blicken wir zurück auf weitere bemerkenswerte Fernseher der letzten 15 Jahre. Ob Laser-Projektions-Fernseher, 21:9-Cinemascope-TVs oder der erste einrollbare TV-Screen: an Technikinnovationen mangelte es wahrlich nicht.
Mitsubishi Laservue / 2008 – 2011 / ca. 6000 Euro
Bis ins Jahr 2008 standen nicht nur regelmäßig LCD- und Plasma-Fernseher auf unserem Testplan, sondern auch einige Rückprojektions-TVs schafften es in unsere Videotesträume.
Neben Herstellern wie JVC und Thomson zeigte auch Sony, dass sich vergleichsweise günstige XXL-TV-Geräte mit fantastischer Bildqualität über eine Rückprojektionstechnik verwirklichen lassen.
Zu einem Massenmarkterfolg wurden die klobigen Fernseher zwar nie und die Auswahl an Rückpro-Geräten verringerte sich Jahr um Jahr, doch Hersteller wie Mitsubishi machten aus dieser Not eine Tugend.
Besonders in den USA waren Rückpro-Fernseher für lange Zeit eine lukrative Nische und Mitsubishi fühlte sich in diesem TV-Segment pudelwohl.
Mitsubishis riesige Rückpro-TVs (73, 82 und 92 Zoll) ermöglichten dank DLP-Technik und klassischer UHP-Lampentechnik nicht nur beeindruckende 2D-Bilder, sondern viele TV-Modelle waren auch zu 3D-Blu-ray-Signalen kompatibel.
Die Fortsetzung dieser Erfolgsgeschichte sollten die Laservue-Fernseher schreiben. Die Verknüpfung der Single-Chip-DLP-Technik mit einer Laserlichtquelle galt damals als echte Innovation.
Die Fernseher kamen zunächst in 65 und 75 Zoll auf den Markt. Satte Farben und eine vergleichsweise geringe Energieaufnahme waren nur einige der Stärken der neuen Beleuchtungstechnik.
Der IFA-Auftritt 2011 von Mitsubishi war ein letztes Aufbäumen, um dem Flachbild-TV-Trend entgegenzuwirken und die Laservue-Fernseher sollten langfristig auch außerhalb des US-Marktes in Europa durchstarten.
Trotz des hoffnungsvollen Technikausblicks auf der IFA 2011 kamen die Laservue-TVs hierzulande nicht offiziell auf den Markt. Zudem zeigten die US-Modelle Defizite bei der Langlebigkeit, weshalb das Kapitel der Rückprojektionsfernseher ein etwas unrühmliches Ende fand.
In den folgenden Jahren nutzte Mitsubishi die Laservue-Marke für klassische Projektoren, doch zur alten Hochform lief Mitsubishi im Heimkinosegment nicht wieder auf. In Erinnerung bleiben die Rückpro-Technikkolosse aber bis heute.
Auch wenn sich Rückprojektionsfernseher langfristig nicht durchsetzen konnten: Die DLP-Technik mit Laserlichtquelle führte zum späteren Siegeszug der UST-Projektoren.
Toshiba ZL2 / 2011 / 8000 Euro
Kaum ein anderes TV-Gerät sorgte bei einem IFA-Auftritt für derart lange Warteschlangen. Mitten im 3D-Hype stellt Toshiba mit dem 55ZL2 nicht nur einen 4K-LED-LCD-Fernseher vor, sondern den ersten marktfähigen 3D-Fernseher, der keinerlei 3D-Brille erforderte.
Das brillenlose 3D-Verfahren wurde bereits im Kleinformat durch Nintendos 3DS umgesetzt: Vergleichbar zu einer 3D-Postkarte im Linsenrasterdruck ermöglichen es vorgelagerte Filter, unterschiedliche Perspektiven in abweichenden Winkeln abzustrahlen, sodass unter Einhaltung des optimalen Blickwinkels ein 3D-Bildeindruck ohne 3D-Brille möglich wurde.
Toshiba trieb dieses Konzept auf die Spitze, indem mit dem ZL2 gleich 9 Perspektiven zum Sitzplatz geworfen wurden. Dies erlaubte einen gewissen Bewegungsspielraum, ohne den 3D-Eindruck zu mindern. Zusätzliche Kameras ermöglichten eine Gesichtserkennung, um die 3D-Bildausgabe zu optimieren – ein Trick, den Nintendo ebenfalls beim New-3DS-Modell umsetzte.
Aufgrund der brillenlosen 3D-Technik sank die effektive 3D-Auflösung aber unter den üblichen Full-HD-3D-Standard, sodass die 3D-Darstellung mit dem ZL2 weniger detailreich erschien, als mit einem klassischen 3D-Fernseher, der eine Brille benötigte.
Das K.o.-Kriterium des ZL2 war die enttäuschende 3D-Bildtiefe: Statt einer besonders räumlichen Blu-ray-3D-Wiedergabe, wie es 3D-Fernseher mit Brille ermöglichten, zeigte der ZL2 einen kaum nennenswerten 3D-Effekt. Damit war auch der stolze Preis des 3D-Fernsehers kaum noch zu rechtfertigen.
Immerhin konnte der ZL2 als 4K-Edge-LED-LCD bei der 2D-Wiedergabe punkten, wenngleich die Full-HD-LCD-TV-Konkurrenz durch die Direct-LED-Backlight- und Local-Dimming-Technik dem Toshiba-TV in Sachen Bildkontrast voraus war.
Da es sich beim Toshiba ZL2 um einen 4K-Fernseher der ersten Generation handelte, waren die verbauten HDMI-Schnittstellen mitsamt der Bildverarbeitung nicht für zukünftige 4K-HDR-Signalstandards ausgelegt, weshalb der Toshiba ZL2 im anbrechenden 4K-Zeitalter ein Nischendasein fristete.
Die 3D-Technik verschwand im 4K-HDR-TV-Zeitalter vollständig und der Traum eines überzeugenden brillenlosen 3D-Fernsehers mit moderner Displaytechnik bleibt bis heute unerfüllt.
Philips Cinema 21:9 und Ambilux / 2009 – 2015 / ca. 4000 – 6000 Euro
2009 sorgte Philips nicht nur durch Ambilight für Aufsehen, denn der TV-Hersteller präsentierte mit dem Cinema 21:9 einen Kinofernseher, der im Cinemascope-Format Kinofilme ohne schwarze Balken zeigte.
Das ungewöhnliche Seitenverhältnis gestattete es, sämtliche Bildformate in der korrekten Größenrelation abzubilden: Kinofilme in Cinemascope erschienen damit größer als eine 16:9-Wiedergabe. Statt schwarzer Balken oben und unten zeigten sich Kinofilme in voller Pracht, während 16:9- und 4:3-Inhalte mit schwarzen Flächen an den Bildseiten präsentiert wurden.
Nativ verarbeiten konnte das Display die eigene Auflösung von 2560×1080 Bildpunkten allerdings nicht und da Blu-ray-Filmsignale im 16:9-Format und in Full-HD-Qualität vorlagen, musste das Bild entsprechend aufgezoomt werden, um den gesamten Bildschirm zu füllen.
In allerhöchste Bildqualitätssphären schafften es die späteren Generationen des Cinema-21:9-Screens: Besonders der 58PFL9956H vermittelte mit Direct-LED-Backlight und Local Dimming einen fantastischen Bildkontrast und war der ersten Cinema-21:9-Generation mit CCFL-Beleuchtung weit voraus.
Philips nutzte das ungewöhnliche Bildformat in ganz unterschiedlichen Preis- und Größen- und Leistungsklassen. Ein kompakteres Edge-LED-LCD-Modell setzte auf die flimmerfreie und komfortable Polfilter-3D-Technik.
2012 stand das Cinema-21:9-Projekt überraschend vor dem Aus. Nur wenige Hersteller wagten im späteren 4K-Zeitalter noch einmal das Experiment, einen Fernseher im Cinemascope-TV-Format zu produzieren.
Doch Philips war immer für Überraschungen gut und nicht zuletzt das Thema Ambilight wurde kreativ ausgelebt. Nach der Philips-Aurea-TV-Ära und aufwändig produzierten Ambilight-Kurzfilmen (u.a. von Meisterregisseur Wong Kar Wai) richteten sich 2015 alle Augen auf den weltweit ersten Ambilux-TV.
Erstmals kamen an der Gehäuserückseite eines Philips-TVs neun Pico-Projektoren zum Einsatz: DLP-Mini-Beamer mit einer Auflösung von 852 x 480 Pixeln erzeugten anstelle von LEDs das dynamische Rücklicht. Aus Ambilight wurde so Ambilux.
Der Philips PUS8901 vergrößerte durch die „Rückprojektion“ die wahrgenommene Bildfläche und der Bildinhalt war schemenhaft auf der Wand erkennbar. Für den besten Bildeindruck musste der Fernseher knapp 20 Zentimeter von der Wand entfernt aufgestellt werden.
Wer im Besitz des Philips PUS8901 ist, genießt noch heute ein exklusives TV-Vergnügen, denn die Ambilux-Innovation flammte 2015 nur einmalig auf.
LG OLED G6 / 2016 / ca. 8500 Euro
Keine andere Technologie hat den TV-Markt in den letzten 10 Jahren so stark beeinflusst wie OLED. Als wichtigster Player sei hier LG genannt: Die meisten OLED-Panels, die in OLED-TVs schlummern, werden von LG.Display gefertigt.
Zu den zahlreichen technologischen Meilensteinen gehört der LG OLED-TV G6V. Das ultraflache OLED-Panel wird beim G6 durch eine Glasscheibe stabilisiert, die ähnlich dünn wie die Bildfläche selbst ausfällt. Durch das Monolith-Design in Glasoptik erscheint der G6 selbst aus heutiger Sicht hochmodern.
Verankert ist das hauchdünne OLED-Display auf einem ausladenden Standfuß und der Bildschirm ist untrennbar mit dem Unterbau verbunden ist. Die Aufstellung des Fernsehers ist durch die notwendige Rotation des vergleichsweise schweren Standfußkonstrukts nicht ganz einfach gelöst.
Sämtliche Anschlüsse und Tuner sind im Standfuß untergebracht, der dank integrierter Lautsprecher zugleich als Soundbar-Ersatz dient. Für die passende Beschallung sorgt ein Soundsystem von Harman Kardon, das durch das Mikrofon der Fernbedienung und abgespielten Testtönen automatisch optimiert wird.
Der größte Trumpf des LG OLED G6 ist allerdings die Unterstützung sämtlicher Home-Cinema-Standards. Als einer der ersten Fernseher weltweit unterstützte der LG OLED G6 Dolby-Vision-Quellen. Zugleich war der OLED-Fernseher aber auch zu 3D-Inhalten kompatibel.
Die Kombination aus einem 4K-OLED-Panel und der flimmerfreien Polfilter-3D-Technik ermöglichte die beste 3D-Wiedergabe, die es im Wohnzimmer mit einem Flachbildfernseher zu bestaunen gab.
Wer sich den LG OLED G6 damals nicht leisten konnte, fand im LG OLED E6 eine passende Design-Alternative. Wer hingegen eine gebogene OLED-Bildfläche bevorzugte, kam mit dem OLED C6 auf seine Kosten: Auch bei dieser Modellreihe integrierte LG einmalig eine 4K-HDR-Dolby-Vision-Unterstützung und eine Polfilter-3D-Wiedergabe.
Was zu dieser Zeit noch nicht absehbar war: Die LG-OLED-Modelle G6, E6 und C6 gehörten zur ersten und gleichzeitig zur letzten TV-Generation, die 4K, HDR, Dolby Vision und 3D in einem TV-Gerät vereinten.
Zukünftige OLED-Modelle von LG waren nicht länger zum 3D-Standard kompatibel und auch weitere TV-Hersteller ließen die 3D-Unterstützung fallen, um sich ausschließlich der 4K-HDR-Zukunft zu widmen.
LG OLED R / 2018-2024 / ca. 75000 Euro
Flachbildfernseher werden immer effizienter und schlanker, doch mit steigenden Bildgrößen erscheinen die XXL-TVs im ausgeschalteten Zustand wie ein schwarzes Loch im Wohnzimmer.
Mit der OLED-Technologie präsentierte Hersteller LG bereits früh biegsame Displays und skizzierte damit eine völlig neue Display-Ära.
Allerdings wurden flexibel biegsame OLED-Displays zunächst nur im Kleinformat vorgestellt und an TV-übliche Bildgrößen war lange Zeit nicht zu denken.
Als 2018 das erste vollständig einrollbare XXL-OLED-Display präsentiert wurde, schien der Durchbruch für eine neue Displayzukunft zum Greifen nah. Zunächst als TV-Prototyp vorgestellt, dauerte es weitere drei Jahre, bis LG Electronics die Idee in einem Consumer-TV verwirklichte.
Im Jahr 2021 machte LG mit dem OLED R (Rollable) das Unmögliche möglich: Das 65-Zoll-Display des Fernsehers verschwindet bei Nichtgebrauch im XXL-Kasten.
Die Funktionsweise fällt vergleichbar zu einer ausfahrbaren Bodenleinwand aus: Das OLED-Display wird eingerollt im Kasten verstaut und fährt behutsam Schritt für Schritt nach oben, sobald der Einschaltknopf betätigt wird. Auf der Displayrückseite sorgen motorisierte Metallgelenke für die nötige Stabilität.
Obwohl der LG OLED R mit 65 Zoll keine Größenrekorde aufstellt und die Bildqualität nicht besser als bei konventionellen OLED-TVs ausfällt, sprengt der Preis sämtliche Rekorde: Wer den einfahrbaren OLED-Screen im Wohnzimmer präsentieren wollte, musste eine Investitionshürde von 75000 (!) Euro überspringen.
Dass der LG OLED R kein Massenmarkterfolg werden würde, war angesichts des Preises bereits zur Markteinführung zu vermuten. Dass LG das Projekt 2024 vollständig einstellten und keinen Nachfolger präsentieren würde, kam allerdings überraschend.
Doch das Ende des ersten einrollbaren Fernsehers markiert zugleich den Beginn neuer Displayideen. Wohin werden sich Flachbildfernseher abseits der Kriterien Bildqualität und Smart-TV-Anwendungen zukünftig entwickeln?
Geht es nach dem Willen der Display-Hersteller, könnten transparente OLED-Screens ein mögliches Zukunftsszenario darstellen. Statt des LG OLED R steht aktuell der LG OLED T (Transparent) hoch im Kurs. Die Zeit wird zeigen, ob sich das neue Displaykonzept zukünftig besser vermarkten lässt.
Den ersten Teil unseres TV-Special finden Sie hier: https://www.digitalfernsehen.de/news/technik/video/fuer-alle-zeiten-einmalig-einzigartige-tv-geraete-mit-seltenheitswert-teil-1-df-tech-1122040/