Prägende technologische Weiterentwicklungen im Flachbild-TV-Segment oder das letzte Aufbäumen der CRT-Technik: Den exklusivsten TV-Geräten wohnt noch immer ein gewisser Zauber inne. Im ersten Teil unserer Zeitreise lassen wir einige der seltensten Fernseher der Jahre 2003 bis 2011 Revue passieren.
Sony Qualia 015 / 2003 / ca. 9000 Euro (36 Zoll)
Zu den letzten technologischen Meilensteinen der CRT-Ära gehörte der Sony Q015-KX36, kurz Qualia 015. Passend zum 35-jährigen Jubiläum der Trinitron-CRT-Technologie präsentierte Sony im Jahr 2003 noch einmal sämtliche Qualitäten, die Heimkinofans jahrzehntelang begeisterten.
Im Gegensatz zu einer konventionellen Lochmaske konnte durch Sonys Trinitron-Aufbau die zugeführte Energie effizienter in Licht umgewandelt werden, wodurch auch die Farbdarstellung profitierte.
Beim Qualia 015 kam Sonys bestes Produktionsverfahren zum Einsatz, um die Farbleuchtschicht direkt mit dem Glasfilter der Bildfläche zu verheiraten. Der Vorteil: Die Farbdynamik und die Schwarzdarstellung konnten gegenüber konventionellen Bildröhren-TVs deutlich gesteigert werden.
Sony tunte speziell die Rotdarstellung des Phosphorfilters, sodass kein orangefarbenes Rot, sondern ein tiefes, sattes rubinfarbenes Rot erzeugt wurde. Die Bildfläche des Qualia 015 war flach statt gekrümmt, was den Fernseher auch aus heutiger Sicht modern erscheinen lässt.
Sonys Faible für eine leicht nach hinten geneigte Bildfläche kam beim Qualia 015 ebenfalls zum Tragen. Wird der Qualia 015 vergleichsweise tief positioniert und mittels Standfuß nach hinten anwinkelt, ergibt sich ein harmonisches Sehvergnügen.
Sony stattete den speziellen Floor-Stand mit einem Drehregler aus, um den Neigungswinkel manuell einstellen zu können. Obwohl der Qualia 015 keine HDMI-Schnittstellen besitzt, ist es über Komponenteneingänge (Direktanschluss und D4-Ports) möglich, HD-Signalquellen in 720p und 1080i Qualität analog zuzuspielen.
Sonys Bildverarbeitung in Form der sogenannten WEGA-Engine ermöglichte schon damals eine Farbkontrast- und Pixelkontursteigerung, ohne die Darstellung zu künstlich erscheinen zu lassen. Eine Stärke, die sich Sony bis heute bewahrt.
Sharp Aquos XS1 / 2008 / ca. 12000 Euro (65 Zoll)
TV-Tests werden in schöner Regelmäßigkeit schnell zur Routine, doch als Sharp im Jahr 2008 den Luxusfernseher XS1 präsentierte, bekamen sogar wir weiche Knie.
Der Sharp Aquos XS1 kombinierte eine hochwertige ultraflache (2,3 cm) Metallgehäusekonstruktion mit einem komplexen RGB-LED-Backlight. Selbst aus heutiger Sicht ist diese Konstruktion einzigartig: Mehr als 1500 einzeln ansteuerbare RGB-LEDs zwängen sich beim 65-Zoll-Modell des XS1 auf engstem Raum.
Möglich wird dies durch einen schuppenartig verschachtelten Aufbau im Inneren: Das LED-Licht wird über spezielle ineinandergreifende Lightguides gezielt nach vorn geleitet, aber zugleich wird verhindert, dass die LEDs in benachbarte Dimming-Felder einstrahlen.
Das innovative, aber immens teure RGB-LED-Backlight katapultierte die LCD-Technologie dank der enorm feinen Local-Dimming-Ansteuerung in Kontrastsphären, die vormals nur Plasmafernseher mit selbstleuchtenden Pixeln erreichten.
Dank einer RGB-Farblichtleistung von knapp 700 Nits und einer Flächenhelligkeit von knapp 350 Nits war der Sharp XS1 zugleich ein leuchtstarkes Full-HD-Vorbild.
In der Praxis zog die komplexe LED-Ansteuerung aber auch Kompromisse nach sich, sodass die Filmwiedergabe mit dem XS1 nicht so fehlerfrei war, wie von uns erhofft.
Optimierte Lautsprecher von Pioneer, ein beleuchtetes Tastenfeld, eine externe Anschlussbox und der imposante Aufbau samt XXL-Standfuß machten den Sharp XS1 dennoch zu einem der beeindruckendsten Fernseher, die wir jemals getestet haben.
Panasonic NeoPDP Z1 / 2009 / ca. 6000 Euro (54 Zoll)
Nach dem Ausstieg Pioneers aus dem Plasma-TV-Geschäft klaffte eine große Lücke in den Händlerregalen, die Panasonic mit der „Z1“-Serie zu füllen wusste.
Mit dem Z1 präsentierte Panasonic im Jahr 2009 einen echten Benchmark der Plasma-TV-Technologie: Neben der exzellenten Bildqualität trumpfte der Fernseher mit einer für Plasma-TV-Verhältnisse verschwindend geringen Bautiefe (2,5 cm) auf.
Obwohl die Schwarzdarstellung nicht an Pioneers-Kuro-Modelle heranreichte, so konnte Panasonic durch eine exzellente Bewegtbildschärfe und den ultrapräzisen THX-Modus ganz eigene Akzente setzen. Die Kontrastfilterscheibe war zudem praxistauglicher als bei anderen Plasma-Fernsehern zuvor, weshalb der Panasonic Z1 auch im Wohnzimmereinsatz eine exzellente Figur abgab.
Ein ganz besonderer Clou war der externe Receiver samt Emitter: Die Bild- und Tonsignale der angeschlossenen Quellen wurden damit drahtlos zum Fernseher übertragen, was allerdings eine Sichtverbindung zwischen Sender und Empfänger voraussetzte.
Eine direkte HDMI-Kabelverbindung war zwar möglich, doch die drahtlose Audio- und Video-Übertragung machte selbst vor 1080p-60-Hz-Signalen einer Playstation 3 nicht schlapp und die Anzeigequalität war exzellent.
Panasonic gelang es in den folgenden Jahren nicht mehr, einen noch flacheren Plasma-TV als Nachfolgemodell auf den Markt zu bringen, weshalb der Z1 unser Bild eines real existierenden „Next-Gen-Plasma-TVs“ bis heute prägt.
Toshiba Cell Regza X1 / 2009 / ca. 9000 Euro (55 Zoll)
Normalerweise ist bei einem Fernseher das Display der Star, doch im 2009 vorgestellten Regza-TV von Toshiba drehte es sich vor allem um ein Thema: den Cell-Prozessor.
Die CPU der Playstation 3 fand in der externen Receiver-Box des Cell-Regza-TVs eine neue Heimat. Das Rechenmonster war mehr als 140-Mal leistungsstärker als Prozessoren in anderen TV-Lösungen und musste mit einem massiven Kühlblock versehen werden, um nicht den Hitzetod zu sterben.
Die Energieaufnahme von mehr als 100 Watt zeigte deutlich, dass die externe Receiver-Box ein wahres Kraftwerk beheimatete. Doch wie beschäftigt man den Cell-Prozessor mit vergleichsweise einfach zu handhabenden Videostreams? Toshibas Antwort: Auf der integrierten 3000-GB-Festplatte konnten bis zu acht HDTV-Programme gleichzeitig aufgenommen und wiedergegeben werden.
Eine verspielte Multi-Screen-Ansicht verdeutlichte die immense Rechenleistung, die zur gleichzeitigen Decodierung aller Videostreams notwendig war.
Doch auch dem Display kam die Cell-Rechenleistung zugute: Komplexe Upscaling-Mechanismen und Rauschfilter sorgten selbst mit komprimierten Videosignalen in geringerer Auflösung für den notwendigen Durchblick. Das Cell-Regza-Display baute auf der LED-LCD-Technik auf und die Direct-LED-Beleuchtung wurde in 512 Dimming-Zonen angesteuert.
Mit einer Farblichtleistung von mehr als 1000 Nits gehört der Cell-Regza-TV selbst aus heutiger Sicht zu den leuchtstärksten Displays aller Zeiten. Unsere Vorfreude, diesen in Japan vorgestellten Ausnahmefernseher im Testlabor unter die Lupe zu nehmen, wurde in den folgenden Jahren allerdings getrübt: Toshiba stellte das Cell-Projekt ein und nutzte lediglich die Ergebnisse der Cell-Berechnung für eine kostengünstigere Cevo-Variante.
Immerhin konnte der als 55ZL1 vermarktete Cevo-TV ebenfalls auf das leistungsstarke LED-LC-Display zurückgreifen, sodass die Bildqualität nahezu gleichwertig ausfiel. Doch im Vergleich zum Cell-TV war der 55ZL1 ein einfach gestrickter Fernseher, dem der Cell-Prozessor abhandengekommen war. Der in Japan vorgestellte Cell Regza X1 bleibt damit der einzige Fernseher mit dem Playstation-Cell-Prozessor.
Loewe TV-Konzepte (Prototypen) / IFA 2011
Auf unseren Reisen rund um den Globus erblicken wir hinter den Kulissen häufig TV-Prototypen, die allerdings meist nie das Licht der Welt erblicken.
2011 war alles anders, denn um einen Blick auf die Zukunft des Home Entertainments zu erhalten, musste man nur den Weg zur IFA antreten: Loewe präsentierte einzigartige TV-Designstudien ohne Geheimniskrämerei in aller Öffentlichkeit.
Im Gegensatz zu vielen halbgaren Prototypen ließen sich die einzigartigen Loewe-Konzeptstudien aus allen Blickwinkeln bestaunen und abgestimmte Videoinhalte demonstrierten praxisnah den jeweiligen Verwendungszweck.
Der Loewe Pivot ist als 21:9-Screen in einer vertikalen Ausgangsposition wie ein XXL-Smartphone-Display ausgerichtet und informiert über Internet-Nachrichten und Social-Media-Inhalte. Sobald ein Filminhalt gestartet wird, rotiert der Screen um 90 Grad und ermöglicht eine 21:9-Cinemascope-Wiedergabe.
Auf der Geräterückseite des Loewe Pivot wurde nicht nur ein 3D-Blu-ray-Laufwerk, sondern auch ein Soundprojektor integriert. Damit wurde der Loewe Pivot zu einem echten All-in-One-Entertainment-Gerät.
Einen etwas anderen Ansatz verfolgte Loewe mit dem TV-Screen Module: Neben dem Hauptbildschirm ist ein vertikal ausgerichtetes Zweitdisplay angeheftet, auf dem Zusatzinfos dargestellt werden können. Dies gilt für Gaming-Inhalte (mit Live-Chats) und TV-Sendungen gleichermaßen (unterschiedliche Kameraperspektiven bei Sportübertragungen).
Mit dem Loewe Mirror wählte Loewe hingegen einen Spiegellook und die Display-Studie bekam einen elektronischen Kalender und einen Ambiente-Modus spendiert. Die Navigation gelingt beim Loewe Mirror ganz ohne Fernbedienung über Handbewegungen. Ohne eine grafische Darstellung tarnt sich der Loewe Mirror entsprechend der Produktbezeichnung als Spiegel.
Loewes einzigartige „Zukunftsfernseher“ waren auf dem IFA-Messegelände 2011 ein echter Publikumsmagnet und selbst mit einem aktuellen Technikverständnis erscheinen Loewes Design-Konzepte von damals noch immer wie Science-Fiction.