Nur wenige Auserwählte dürfen die heiligen Hallen des Sony-Headquarters in Tokyo betreten – das HDTV Magazin konnte bereits vor der CES erste Infos zu Sonys 2024er-TV-Planung in Tokyo sammeln. Neben den bereits bekannten Studiomonitoren und Filmkameras präsentierte Sony einen brandneuen TV-Prototyp, der Erinnerungen an die ersten Backlight-Master-Drive-Modelle wachruft.
Langjährige Leserinnen und Leser des HDTV-Magazins dürften sich bei der Bezeichnung „Backlight Master Drive“ an das Jahr 2016 zurückerinnern, als Sony den LCD-TV-Markt mit den ZD9-Modellen auf ein neues Qualitätslevel hob. Eine für damalige Verhältnisse sehr hohe Local-Dimming-Anzahl im Zusammenspiel mit einer feinfühligen LED-Ansteuerung ermöglichten beeindruckende HDR-Kontraste. 2024 soll sich diese Erfolgsgeschichte wiederholen, wenngleich sich Sony über die Kennzeichnung der neuen TV-Modelle noch ausschweigt.
Drei bestimmende Faktoren bei Sony
Laut Sony lässt sich die Qualität eines QLED-Mini-LED-LCD-TVs nicht auf bloße Zahlenwerte reduzieren. Während andere TV-Hersteller mit 5000 Nits oder 5000 Dimming-Zonen werben, schweigt sich Sony weiterhin über die Spitzenhelligkeit und die exakte Local-Dimming-Anzahl aus. Vielmehr kommt es laut Sony darauf an, wie der Bildprozessor, die LED-Treiber-Ansteuerung und die Leuchtdioden im Teamplay zusammenspielen, um das maximale Potenzial der Bildqualität abzurufen. Der Sony XR-Prozessor gibt hierbei die Spielregeln vor, indem abgestimmte Ansteuerungssignale auf Basis einer Bildanalyse an die LED-Treiber weitergereicht werden. Diese führen eine Digital-Analog-Wandlung durch und die Helligkeitsansteuerung der einzelnen Mini-LEDs erfolgt nahezu stufenlos. Sony setzt hierbei auf eine 22-Bit-Präzision, was in Kombination mit dem 10-Bit-LCD-Panel für einmalig feine Helligkeitsübergänge sorgt.
Sonys Geheimrezept bei den neuen Fernsehern
Nicht ganz ohne Stolz präsentierte Sony die neu entwickelten LED-Treiber, die zahlreiche Vorteile ermöglichen. Im Vergleich zum letztjährigen Sony X95L ist der neue Mini-LED-LCD-Prototyp in der Lage, deutlich mehr Local-Dimming-Zonen anzusteuern. Dies kommt nicht nur der Schwarzdarstellung zugute, sondern hellste HDR-Details erscheinen noch leuchtstärker. Blooming- und Halo-Effekte sind deutlich minimiert, weshalb der neue LED-LCD-Prototyp kontrastreichere HDR-Bilder ermöglicht. Die LED-Ansteuerung wird in Echtzeit hinsichtlich der Effizienz und Leistungsfähigkeit optimiert und Sony stellt sicher, dass sich Temperaturschwankungen und andere Einflüsse nicht negativ auf die Bildausleuchtung auswirken. Zugleich arbeitet die 2024er-Local-Dimming-Hardware effizienter, sodass sich bei gleicher Bilddiagonale eine spürbare Energieeinsparung ergibt. Die neuen Mini-LED-LCDs dürften damit eine ganze Energiesparklasse besser eingestuft werden als die X95L-Modelle.
Warum setzt Sony auf LED-LCD?
Die Bildqualität der QD-OLEDs A95K und A95L sowie die überragenden Testergebnisse ließen die LED-LCD-TVs von Sony mehr und mehr verblassen. Doch die LED-LCD-Technik bietet nach wie vor ganz eigene Stärken. Automatische Dimming-Effekte bei Standbildern treten mit LED-LCDs nicht auf und die vollflächige Bildschirmhelligkeit ist deutlich höher. Mit riesigen Bilddiagonalen wie 85 Zoll können LED-LCDs zudem effizienter arbeiten und auch die Preis-Leistung spricht häufig für die LED-LCD-Technik, wenn Bildgrößen jenseits der 65 Zoll angestrebt werden. Sony schenkt der Mini-LED-LCD-Technik aber aus ganz anderen Gründen die volle Aufmerksamkeit. So bietet die Kombination aus der LCD- und Mini-LED-Technik die einmalige Gelegenheit, andere TV-Hersteller mit technischen Innovationen zu überflügeln, während dies im OLED-Segment meist nur über die elektronische Bildansteuerung möglich ist.
Die Leistungsdifferenzierung ist im LED-LCD-Segment deshalb potenziell größer. Zudem stellte Sony vor einigen Monaten den Referenzmonitor HX3110 vor, der ein Dual-Layer-LCD-Panel mit einem LED-Local-Dimming-Backlight kombiniert und ein HDR-Mastering mit 1000 Nits (vollflächig) bis 4000 Nits (Detailhelligkeit) ermöglicht. OLED-Fernseher decken derartige Helligkeitsbereiche noch nicht ab und auch wenn der neue LED-LCD-Prototyp nicht an den HX3110 heranreicht, so dürften die Verbesserungen hinsichtlich des Bildkontrasts und der Effizienz dazu führen, dass Sonys beste Mini-LED-LCD-Modelle einen neuen Benchmark im HDR-Segment setzen.
Die Konkurrenz schläft nicht
Sony ist keinesfalls der einzige Hersteller, der mit einer deutlich verbesserten LED-LCD-Technik wirbt. Andere Anbieter sorgen mit astronomischen Zahlenwerten für Aufsehen und selbst die 10000-Nits-Schallmauer könnte mit den größten und teuersten LED-LCD-TVs auf der CES 2024 erreicht werden. Sony Zurückhaltung bei der Angabe von konkreten Zahlenwerten führt dazu, dass einiges an Überzeugungsarbeit notwendig sein wird, um die tatsächliche Leistungsfähigkeit der neuen LED-LCD-Local-Dimming-Technik zu vermarkten. Vor Mai 2024 ist nicht mit einer offiziellen Enthüllung des neuen TV-Line-ups zu rechnen, weshalb die direkten Konkurrenten viel Zeit erhalten, Sonys Neuankündigung den Wind aus den Segeln zu nehmen. Wir freuen uns dennoch schon riesig auf Sonys voraussichtlich beste 4K-LED-LCD-Technik aller Zeiten und einen würdigen Nachfolger der 2016er-Backlight-Master-Drive-Legende ZD9.
Bildquelle:
- Sony_Headquarter: Auerbach Verlag