Das DVB-Konsortium will die technischen Spezifikationen für die CI-Plus-Schnittstelle erweitern. Dabei soll vor allem der steigenden Nachfrage nach interaktiven Zusatzdiensten für internetfähige Smart TVs Rechnung getragen werden. Außerdem steht die parallele Entschlüsselung für zwei Empfangsteile und eine Alternative zur bei HD Plus viel kritisierten Vorspulsperre auf der Agenda.
Wie Martin Gold, Vorsitzender der DVB-Arbeitsgruppe für CI Plus, in der aktuellen Ausgabe der Hauszeitschrift „DVB Scene“ ausführte, soll die geplante CI-Plus-Version 1.4 vollständig abwärtskompatibel zum aktuellen 1.3-Release gehalten werden. Für die Auslieferung von internetbasierten Videoinhalten soll dabei künftig das ISO Base Media File Format (ISOBMFF) zum Einsatz kommen. Für Pay-TV-Anbieter und Telekommunikationsplattformen werde es zunehmend wichtig, Zusatzinhalte IP-basiert als Ergänzung zum linearen Fernsehen anzubieten, erklärte Gold.
Weitere Änderungen betreffen den integrierten CI-Plus-Browser, der bei Video-on-Demand-Diensten und Elektronischen Programmführern (EPG) zum Einsatz kommt. Erleichtern will das DVB-Konsortium darüber hinaus die Einbindung von MHP- und HbbTV-basierten Diensten über Middleware-Lösungen. Zudem sollen Satelliten-Receiver und TV-Geräte mit zwei Tunern künftig über ein CI-Plus-Modul beide Empfangsteile mit entschlüsselten Inhalten versorgen können. Außerdem macht sich das Konsortium Gedanken über den „Formfaktor“. Der auch von Laptops bekannte PCMCIA-Schacht für die Module könnte künftig einer kompakteren Variante weichen.
Darüber hinaus stellte Gold Überlegungen in den Raum, dass die im Datenstrom mitgelieferten Benutzerregeln („Usage Rules Information“) im Bereich „Trickplay“ und Funktionen zur zeitversetzten Wiedergabe erweitert würden. Das könnte gute Nachrichten für Nutzer der Satellitenplattform HD Plus bedeuten. Sollte dieses Konzept implementiert werden, ließe sich im TV-Signal die viel kritisierte Vorspulsperre gezielt auf Werbeblöcke beschränken und das Navigieren in den übrigen Teilen der Aufzeichnung freigeben. RTL und ProSiebenSat.1 stellen seit 2010 entsprechende Korrekturen in Aussicht, blieben bisher aber eine Umsetzung schuldig.
Die umstrittene Verschlüsselungstechnologie CI Plus steht nach jahrelangen Grabenkämpfen vor einer offiziellen Standardisierung durch das branchenübergreifende DVB Project. Das Lenkungskommittee, in dem mehr als 270 Programmanbieter, Gerätehersteller, Netzbetreiber und Behörden zur Förderung des digitalen Fernsehens zusammengeschlossen sind, hatte im November die Weichen für eine offizielle DVB-Spezifikation gestellt, nachdem die Entwicklung des CI-2.0-Standards innerhalb von DVB gescheitert war (DIGITALFERNSEHEN.de berichtete). [ar]
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