Mit der Version 1.4 wird die ursprünglich von den Geräteherstellern entwickelte CI-Plus-Schnittstelle erstmals zum offiziellen DVB-Standard. CI Plus 1.4 wird dabei einige Neuerungen im Vergleich zu den bisherigen Spezifikationen bieten. Peter Siebert vom DVB-Projekt erklärte gegenüber DIGITAL FERNSEHEN die wichtigsten Innovationen.
Mit der 2010 auf dem Markt eingeführten CI-Plus-Schnittstelle sorgten die Gerätehersteller Neotion, Panasonic, Philips, Samsung, SmarDTV und Sony für einigen Wirbel auf dem Markt für TV-Empfangsgeräte. Waren sie Spezifikationen für den ursprüngliche CI (Common Interface)-Standard noch vom DVB-Konsortium entwickelt worden, so hatten sich die Hersteller für die Entwicklung von CI Plus in einem eigenen Konsortium, dem CI Plus LLP, zusammengefunden. Das Ziel war es, die Schnittstelle für die Decodierung verschlüsselter, digitaler TV-Programme so weiterzuentwickeln, dass die Bedürfnisse der Gerätehersteller mit denen der TV-Sender in Einklang gebracht werden konnten. Im Ergebnis wurden mit CI Plus zahlreiche weitere Möglichkeiten für Kopierschutzmaßnahmen (Digital Rights Management – DRM) implementiert.
Mit der neuesten Version 1.4 wandert das CI-Plus-Projekt nun zurück in den Schoß des DVB-Konsortiums. Bereits im September 2013 waren im Rahmen der IBC (International Broadcasting Conference) erstmals einige der Spezifikationen des neuen Standards vorgestellt worden. DIGITAL FERNSEHEN sprach mit Peter Siebert, Execitive Director Technology & Standards beim DVB-Projekt, darüber, was die Weiterentwicklung von CI Plus an Neuerungen mit sich bringt und was diese vor allem für den Endverbrauchermarkt bedeuten. Multistreams:
„Eine der Wichtigsten Neuerungen von CI Plus 1.4 im Vergleich zu den Sezifikationen von Version 1.3 ist die Unterstützung von Multistreams“, erklärt Siebert. Dadurch unterstützt die Schnittstelle künftig mehr als nur einen Datenstrom. Das Feature soll vor allem für PVR- und EPG-Services wichtig werden, wo mehr als ein Datenstrom gleichzeitig übertragen und empfangen wird. Profitieren könnten hier unter anderem Besitzer von Geräten Mit Twin-Tunern, die dann in der Lage wären, zwei Programme über eine CI-Plus-Schnittstelle zu empfangen.CI Plus für IPTV und On-Demand-Angebote:
Die zweite wichtige Neuerung umfasst eine verbesserte Übertragung von IP-basierten Streams und soll CI Plus auch für IPTV-Anbieter zunehmend interessant machen. „Das bedeutet, dass über den neuen Standard nun alle Funktionen, die normalerweise in einer IPTV-Set-Top-Box integriert sind, jetzt auch von einem CI-Plus-Modul übernommen werden können“, so Siebert. Bereits auf der IBC 2013 hatte der CAM (Conditional Access Module)-Hersteller SmarDTV eine entsprechende Demo gezeigt, bei der ein TV-Signal via IP-Stream ohne vorgeschaltete Set-Top-Box direkt über das neue CI-Plus-Modul auf dem Fernseher übertragen wurde.
Wie Siebert weiter erklärte wären CI-Plus-Module mit dem 1.4-Standard auch für die Entschlüsselung von OTT (Over The Top)-Angeboten nutzbar. So könnten in Zukunft beispielsweise auch verschlüsselte Mediatheken über das Modul decodiert werden. „Das wäre ohne weiteres möglich. Es geht dabei nur darum, dass CI-Plus-Module auf dem Markt verfügbar sind, die das entsprechende DRM-System unterstützen. Die Frage ist hier vielmehr, ob es Anbieter geben wird, welche die entsprechende Funktion anbieten“, erklärt der DVB-Experte. Er selbst sehe momentan ein großes Interesse an CI Plus: „Es gibt eine ganze Reihe von Marktteilnehmern, die weg von der klassischen Set-Top-Box wollen und für die CI Plus eine Alternative ist.“App-Verwaltung, grafische Schnittstelle und Wasserzeichen:
„Wir haben weiterhin die technischen Grundlagen dafür geschaffen, dass in Zukunft die Priorität von Apps verwaltet werden kann“, beschreibt Siebert eine weitere Neuerung der Spezifikationen von 1.4. So können Applikationen vom CI-Plus-Modul gestartet werden. Die Frage, die sich dann ergeben würde, sei die, ob eine bestimmte App das Recht hat, den Bildschirm zu benutzen und beispielsweise das TV-Signal eines Senders zu überlagern. „Diese Frage können wir als DVB-Projekt natürlich nicht beantworten, wir können aber zumindest die technischen Vorrausetzungen schaffen“, erklärt der Experte.
Auch der sogenannte CI-Plus-Browser, die grafische Schnittstelle zwischen Modul und Empfangsgerät, wurde erweitert. Dieser bietet nun einige neue Funktionen und erlaubt beispielsweise Bild-in-Bild-Darstellungen. Zusätzlich mit CI Plus 1.4 möglich: Die Integration eines Wasserzeichens in aufgezeichnete Inhalte. Damit hätten beispielsweise die Senderveranstalter die Möglichkeit, die illegale Verwendung ihres Contents einzuschränken. Aufnahme und Vorspulsperre:
Einer der größten Kritikpunkte an CI Plus durch die Verbraucher war kurioserweise immer das Fehlen einer Vorspulsperre. Der Grund: Weil die Vorspulsperre fehlt und der Nutzer damit unter anderem die für die Sender wichtigen Werbeblöcke bei einer Aufzeichnung in Sekundenschnelle überspringen könnte, wurden bislang sämtliche Sender über CI Plus mit einer generellen Aufnahesperre versehen. Wer also ein Pay-TV-Paket gebucht hat und bestimmte Filme nicht live verfolgen kann, schaut mit einem CI-Plus-Modul bislang tatsächlich in die Röhre. Hier hat das DVB-Projekt bei der Festlegung der Spezifikationen für CI Plus 1.4 jedoch eine Veränderung angedacht. „Die technischen Voraussetzungen für eine Vorspulsperre sind beim 1.4-Standard tatsächlich von uns vorgesehen“ erklärt Siebert. Diese könnten theoretisch dazu führen, dass die Aufnahmerestriktionen für CI Plus in Zukunft fallen gelassen werden.
Die finale Entscheidung darüber, welche der neuen Features letztlich für CI Plus 1.4 tatsächlich implementiert werden, liegt hier aber nun wieder beim CI Plus LLP. Erst dort wird letztlich bestimmt, welche der vom DVB-Projekt ausgearbeiteten Spezifikationen der jeweilige Hersteller eines Endgerätes am Ende auch implementieren muss. [ps]
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