Die ARD glaubt nicht daran, dass sich durch eine Satelliten-Grundverschlüsselung Lizenzkosten für den Erwerb von Übertragungsrechten für sportliche Großereignisse einsparen oder die Chancen auf den Zuschlag erhöhen lassen. Konkurrenten von ORF und SRG widersprechen.
Bettina Altenkamp, stellvertretende ARD-Sprecherin, sagte auf eine entsprechende Anfrage von DIGITAL FERNSEHEN: „Bei einer Verschlüsselung wäre nach unseren Erfahrungen mit einer Einsparung von Rechtekosten für unsere Ausstrahlungen nicht zu rechnen. Demgegenüber würden die Kosten einer etwaigen Verschlüsselung theoretisch denkbare geringfügige Einsparungen bei den Rechtekosten deutlich übersteigen.“
Hintergrund der Anfrage waren jüngste Entwicklungen bei der Übertragung des NBA-Basketballfinales mit Superstar Dirk Nowitzki. ARD und ZDF hatten sich zwar um die Live-Rechte für die Endspiele der US-Liga bemüht. Der zuständige Rechtevermarkter verwehrte aber die Ausgabe von Free-TV-Rechten für den deutschen Markt und verwies auf die guten Empfangsmöglichkeiten der deutschen Free-TV-Sender per Satellit im Basketball-verrückten Spanien sowie in anderen europäischen Ländern (DIGITAL FERNSEHEN berichtete).
Trotzdem glaubt Altenkamp in einer gemeinsamen Stellungnahme für ARD und ZDF nicht, „dass sich die Rechtekosten durch die unverschlüsselte Satellitenausstrahlung erhöhen“ oder attraktive Rechte verwehrt bleiben könnten. Zur Begründung führte sie an, dass die deutsche Sprache im europäischen Ausland bereits eine „natürliche Sprachbarriere“ darstelle. Damit beeinträchtige die Ausstrahlung durch ARD und ZDF in deutscher Sprache den Weiterverkaufswert der Rechte im europäischen Ausland „nicht spürbar“.
„Zu sehen ist auch, dass die durch die unverschlüsselte Satellitenausstrahlung gegebene Empfangbarkeit der Sendungen auch in anderen EU-Ländern der Idee des einheitlichen europäischen Binnenmarktes entspricht, wie er in der Kabel- und Satellitenrichtlinie deutlich zum Ausdruck kommt“, verwies die Sprecherin auf die rechtlichen Rahmenbedingungen innerhalb der Europäischen Union.
Ganz anders hatte das in der Vergangenheit Walter Bachmann beurteilt. Der Distributionsverantwortlicher beim Schweizer Fernsehen (SF) erklärte auf Anfrage von DIGITAL FERNSEHEN, sein Sender könne sich Programmeinkäufe im Bereich Film, Serie und Sport nur deshalb leisten, weil durch die Verschlüsselung und geographische Begrenzung die Lizenzen in einem „gerade noch finanzierbaren Bereich“ lägen.
Diese Auffassung vertritt auch sein Kollege Pius Strobl aus der Generaldirektion des österreichischen ORF. „Tatsache ist, dass wir einen über Österreich hinaus gehenden Rechteerwerb weder finanzieren noch begründen könnten. Als Faustregel könnte man annehmen, dass der ökonomische Unterschied Kauf ‚Österreichrechte‘ zu ‚deutschsprachiger Raum‘ in etwa bei 1 zu 10 liegt“, sagte Strobl zu DIGITAL FERNSEHEN.
Trotz Konfrontation mit diesen Aussagen revidierte die ARD ihre Auffassung nicht und verwies auf neuerliche Nachfrage erneut auf die abgegebenen Stellungnahmen. Mit Sportfive hatte einer der führenden internationalen Sportrechte-Vermarkter zuletzt ebenfalls die Notwendigkeit für Schutzmaßnahmen attraktiver Liveübertragungen betont. Dabei ging es Deutschland-Geschäftsführer Philipp Hasenbein unter anderem um das Unterbinden illegaler Streams im Internet.
[ar]
Bildquelle:
- Technik_Video_Artikelbild: Technik_Video_Artikelbild.jpg: © lassedesignen - Fotolia.com