Schon lange versucht Apple, die Abhängigkeit von seinem wichtigsten Zulieferer und erbitterten Rivalen Samsung einzudämmen. Jetzt verbündet sich der iPhone-Auftragsfertiger Foxconn mit Sharp – einem weiteren Apple-Partner. Auch für einen Apple-Fernseher könnte der Deal eine Rolle spielen.
In der Elektronik-Branche entsteht im Schatten von Apple eine neue Allianz: Der chinesische Auftragsfertiger Foxconn steigt beim japanischen Elektronik-Konzern Sharp ein. Apple könnte damit den langersehnten starken Gegenpol zu Samsung bekommen – seinem bisher wichtigsten Bildschirm-Lieferanten, aber auch erbitterten Widersacher. Angesichts der zunehmenden Spekulationen über einen Apple-Fernseher ist auch interessant, dass sich Foxconn-Gründer Terry Gou sich massiv an der Sharp-Tochter SDP beteiligt, die auf große LCD-Bildschirme spezialisiert ist.
Foxconn ist bekannt als Hersteller der meisten Apple-Geräte, darunter der populären iPhones und iPads. Die taiwanische Foxconn-Mutter Hon Hai und andere Unternehmen der Gruppe werden nach dem Deal etwa zehn Prozent an Sharp halten, wie das japanische Unternehmen am Dienstag mitteilte. Der Preis liegt bei gut 66 Milliarden Yen (600 Millionen Euro). Vor dem Hintergrund des Geschäfts bekommt auch der Besuch von Apple-Chef Tim Cook in China am Montag, über dessen Inhalt nur wenig bekannt wurde, eine neue Bedeutung.
Vieles weist darauf hin, dass Apple bei der Allianz im Hintergrund die Strippen ziehen könnte. Apple hatte laut Informationen aus der Branche massiv in die Display-Produktion bei Sharp investiert, um sich stärker von Samsung zu lösen. Die Südkoreaner sind ein scharfer Rivale im Geschäft mit Smartphones und Tablets. Die Konzerne führen viele Prozesse wegen gegenseitiger Ideenklau-Vorwürfe, darunter auch in Deutschland (DIGITALFERNSEHEN.de berichtete).
Zuletzt hieß es jedoch in US-Medienberichten, die Sharp-Displays seien trotz einer Milliarden-Investition von Apple nicht rechtzeitig zum Start des neuen iPad fertiggeworden. Deshalb habe erneut Samsung den Zuschlag bekommen. Auch der südkoreanische Konkurrent LG war im Vorfeld als neuer Lieferant gehandelt worden, aus bislang unbekannten Gründen aber letztlich doch nicht zum Zuge gekommen.
Nach dem Deal will Foxconn bis zu 50 Prozent der Display-Produktion aus dem großen Sharp-Werk Sakai abnehmen, hieß es jetzt. Wie andere große Hersteller von LCD-Bildschirmen leidet Sharp unter massiven Überkapazitäten: Der lange boomende Markt für Fernsehgeräte schwächelt. Auch die Fabrik in Sakai war zuletzt nur etwa zur Hälfte ausgelastet. Sharp kündigte unter anderem deshalb für das bis Ende März laufenden Geschäftsjahr seinen bisher höchsten Verlust von 290 Milliarden Yen (2,6 Mrd Euro).
Das Werk in Sakai gehört zur Tochter Sharp Display Products Corporation (SDP). Sharp hielt an SDP bisher 93 Prozent und gibt jetzt die Hälfte davon an Terry Gou ab. Die restlichen 7 Prozent bleiben unverändert beim bisherigen Partner Sony. Das Werk soll zudem gemeinsam gemanagt werden. Foxconn wurde zwar immer wieder für harte Arbeitsbedingungen in seinen riesigen Fabrik-Städten in China kritisiert, hat sich für Apple aber als hoch effizienter und günstiger Fertiger erwiesen und konnte in den vergangenen Jahren dank der Partnerschaft einiges an Geld und technologischem Wissen ansammeln. [Andrej Sokolow]
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