Die lang erwartete Ankündigung des Deutschlandstarts vom VoD-Anbieter Netflix brachte am zweiten Tag der Anga Com keine Schweißperlen auf die Stirn der künftigen Wettbewerber. Die freuen sich eher und sind gespannt, ob das Unternehmen bei uns überhaupt genau so erfolgreich sein kann wie in den USA.
Für Holger Enßlin, Rechtsvorstand bei Sky, findet der Netflix-Start in Deutschland nur so hohe Beachtung, weil der Anbieter durch seinen rasanten Erfolg in den USA eine große Aufmerksamkeit genießt. „Netflix hat mit der Serie ‚House of Cards‘ einen schönen Marketingstunt hingelegt. Und wir haben mitgeholfen, weil die Serie bei uns im Programm läuft,“ zeigt sich Enßlin gelassen. Sky werde auch in Zukunft die Netflix-Serie exklusiv als erstes in Deutschland zeigen.
Das Pay-TV hat in den letzten Jahren an Fahrt gewonnen, waren sich alle Teilnehmer des Panels „Pay TV, On Demand und TV Everywhere – Neue Erlöspotenziale oder Umverteilung?“ einig. Enßlin zufolge ist der Erfolg von Sky vor allem den technischen Innovationen wie HDTV und Video-on-Demand (VoD) zu verdanken. „Das hat unsere Kundengruppen geändert. Dank Sky Go sind unsere neuen Abonnenten jetzt wesentlich jünger als die Bestandskunden. Und Netflix befeuert diesen Trend zu neuen Bezahlinhalten. Der Kuchen wird für alle größer.“
Ähnlich sieht es auch Nicole Agudo Berbel von der ProSiebenSat.1 Media AG. Das Unternehmen habe sein Free-TV auf den Werbemarkt ausgerichtet. Darüber hinaus sorgen drei Pay-TV-Sender der Gruppe und der Onlinedienst Maxdome dafür, im Bereich der Digitalisierung jetzt durchzustarten. „Die Kunden lernen, dass man für hochqualitativen Content zahlen muss,“ stellte Agudo fest. Diese Einstellung stehe und falle mit der Exklusivität des Angebots.
Mit einer satten Verdopplung des Preises sorgte der TV-Streaming-Anbieter Zattoo in den letzten Monaten für Ärger bei den Kunden. Niklas Brambring, CEO der Zattoo International AG, verteidigte die Preiserhöhung konsequent: „Wir haben im letzten Jahr unsere Inhalte angepasst sowie neue Sender hinzugenommen und werden uns auch in diesem Jahr erweitern. Wir haben den Preis jetzt ein Mal angepasst und gar keine andere Wahl.“ Was Zattoo jetzt verlange, sei der Wert, für den das Unternehmen auch bezahlen müsse, um es nachhaltig zu betreiben.
Wieviel die Endkunden für VoD und Co. bezahlen würden, war ein weiterer Punkt, der Harmonie auf die Gesicher der Beteiligten zauberte. Zattoo-Chef Brambring nannte das Ergebnis seiner länderübergreifenden Studie, wonach Kunden bereit seien, zwischen 12 und 15 Euro im Monat für solche Dienste zu zahlen. „Wir sehen durch den Wettbewerb derzeit zehn Euro im Durchschnitt als Preispunkt, auf den sich der Wettbewerb einpendeln wird,“ sagte Brambring.
Ähnliche Zahlen bestätigte Nicole Agudo Berbel. Auch die Marktforschung bei ProSiebenSat.1 kam zu diesem Preispunkt. Maxdome liege nach einer Anpassung im vergangenen Jahr bei 7,99 Euro im Monat und sei damit gut aufgestellt. Rolf Wierig, Vice President Content bei Kabel Deutschland, schlug in die gleiche Kerbe. Seit Jahren biete sein Unternehmen dem Kunden ein deutschsprachiges Pay-TV-Paket für 10 Euro an und habe damit eine Preisgrenze gesetzt.
Sky liegt mit seinen Paketen weit über der Basis von 10 Euro im Monat. Für Holger Enßlin ist das kein Problem, denn der Preis hänge am Ende vom Produkt ab. „Bundesliga und aktuelle Filme sind Premiumcontent für den man höhere Preise verlangen kann.“ Mit seinem VoD-Angebot Snap by Sky gehe der Pay-TV-Anbieter auf die wandelnden Gewohnheiten ein, die in Studien prognostiziert wurden. Bei den Abonnenten funktioniere der Dienst bisher sehr gut. Auf die Frag,e ob ein reines VoD-Angebot erfolgreich sein könne, gebe es in Deutschland aber bisher noch keine Antwort.
Die Wettbewerber sind also vorbereitet, Netflix kann kommen.
Weitere Details zur Messe bietet das Anga Com Spezial, hier kostenlos downloaden. [fp]
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