Es war die Zeit von Tamagotchis, den Backstreetboys und das letzte Weihnachten, das Helmut Kohl im Bonner Kanzlerbungalow verbrachte. Die Rede ist von 1997 und allein die gewählten Worte verdeutlichen, wie weit her diese Zeit heute scheint.
Es begab sich aufder CeBIT ’96, dass der niederländische Elektronik-Riese Philips – nicht zum ersten Mal in der Geschichte Unterhaltungselektronik – mit einer Messeneuheit um die Ecke kam, die die Leute zu begeistern wusste. Und zwar mit einer Bildschirmtechnologie, die TV-Geräte vom platzfressenden Wohnzimmer-Interieur samt dazu passendem Möbelstück, zu einem kaum 10 Zentimeter tiefen (Bewegt-)Bilderrahmen verwandelte.
Ein Jahr später, zum Weihnachtsgeschäft 1997, feierte der etwas ungalant getaufte 42PW9982 seine Serieneinführung in den Markt. Schlappe 15.000 D-Mark musste man damals für das gute Stück über den Ladentisch wandern lassen, damit man zu den ersten Leuten gehören konnte, die der traditionellen CRT-Bildröhre adieu sagen. Der Plasma-TV maß eine Bilddiagonale von 42 Zoll (106 cm) und wurde mit den charmanten Worten „“Der erste Fernseher, den man wie ein Bild an die Wand hängen kann“ beworben.
Zwei Jahre später folgte eine kleinere Variante mit 32 Zoll (81 cm). Konkurrenten wie Pioneer zogen schnell nach. Um 2001 gesellten sich LCD-Flachbildschirme zu den Plasma-TVs, die jedoch anfänglich vor allem unter geringeren Einblickwinkeln litten. Der Erstling konnte zum Beispiel schon anno ’96 in einem Kegel von 160 Grad problemlos betrachtet werden. Die LCD-Variante konnte diese Probleme über die Jahre aber weitestgehend in den Griff bekommen und setzte sich schnell gegenüber den Plasma-Pionieren durch.
Bereits zehn Jahre nach der TV-Revolution auf der CeBIT ’96 wurden in Deutschland mehr Flachbild-Geräte als Röhren-Fernseher verkauft, ein Jahr später auch weltweit. Dies lag in erster Linie, daran dass die kostengünstigere LCD-Variante die Flat-TVs massentauglich machte. Zu diesem Zeitpunkt war der Marktanteil von Plasma-Bildschirmen bereits unter zehn Prozent gefallen. Vor circa drei Jahren stellten die letzten Hersteller schließlich die Plasma-TV-Produktion ein.
Doch der Siegeszug der Flachbildschirme lief davon unbehelligt – quasi parallel zum Aufkommen des HD-Standards – weiter. Neue Technologien wie OLED katapultierten den Detailreichtum der Bewegtbilder in ungeahnte Höhen. Verglichen mit heutigen Auflösungszahlen im hohen einstelligen Millionenbereich, wirken die 852 x 480 Pixel (408.900 Bildpunkte) des 42PW9982 geradezu niedlich.
Doch ohne Pioniere wie Philips und Pioneer (Anm.: wie passend) und natürlich auch vielen anderen TV-Herstellern wären wir vielleicht nie soweit gekommen und guckten womöglich immer noch im wahrsten Sinne des Wortes in die Röhre. Wahrscheinlich nicht – irgendwer hätte sich schon gefunden. Jedoch ist es in Zeiten von 4K und UHD beinahe schon unheimlich wie weit die CeBIT ’96 und ihre TV-Revolution schon zurück liegt.
Die TV-Möbel-Produzenten werden das Datum wahrscheinlich nicht in guter Erinnerung behalten haben. Die meisten fernseh-affinen Menschen dürften sich jedoch an der heutigen TV-Generation erfreuen und mit einer Mischung aus müdem Lächeln und einem kleinen Hauch Nostalgie an Weihnachten 1997 zurückdenken, als die ersten Flachbild-Fernseher das Licht der großen weiten Konsumwelt erblickten. [bey]
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