
Der Untersberg zählt zu den exponiertesten Senderstandorten Deutschlands. Oder sollte man besser sagen von Österreich? Oder von beiden?
Sender Untersberg
Der Untersberg ist ein mächtiger Gebirgsstock und markiert das nördliche Ende der Berchtesgadener Alpen. Er liegt etwa je zur Hälfte auf bayerischem und salzburger, also österreichischem, Boden. Nachdem alpine Regionen schwer mit Rundfunk zu versorgen sind, begann man bereits während der 1960er-Jahre mit der Planung für eine Sendeanlage auf dem Untersberg. Ziel war und ist es, nicht nur im Norden den grenznahen Bereich der A8 und die an sie anschließenden Gemeinden zu versorgen, sondern auch im Süden die hochalpine Region des Berchtesgadener Landes rund um Marktschellenberg.
Heute werden über den Standort auf UKW die ersten fünf Programme des Bayerischen Rundfunks mit einer Leistung von 40 Watt (Bayern 1) und 100 Watt (Bayern 2, 3, BR Klassik, BR24) ERP ausgestrahlt. Weiter kommen von hier auch die drei DVB-T2-Pakete von ARD und ZDF mit jeweils 5 kW ERP. Diese Ausstrahlungen dienen nur der lokalen Versorgung. Anders sieht es bei der Verbreitung der beiden DAB+-Pakete des BR auf Kanal 11D (Bayern) und 10A (Oberbayern/Schwaben), sowie des Kanals 7A (Oberbayern Süd) der BDR aus, die mit je 5 kW ERP zur Ausstrahlung gelangen. Sie tragen zur Digitalradio-Versorgung bis nahe Passau im Norden und Rosenheim im Westen bei. Der erste deutsche Bundesmux auf Kanal 5C bedient mit 3,5 kW ein nicht ganz so großes Gebiet.
Zwei Standorte
Genau genommen besteht der Senderstandort Untersberg aus zwei Standorten. Denn der Topografie des Berges ist es zu verdanken, dass man von im entweder den Norden, also unter anderem Freilassing und Salzburg, oder den Süden mit dem Berchtesgadener Land und dem salzburger Tennengau erreicht. Für alle gut sichtbar sind die umfangreichen Antennenanlagen im Bereich der Bergstation der Untersberg-Seilbahn. Sie befindet sich auf der österreichischen Seite des Berges. Hier findet man zwei vertikal polarisierte Feldantennen für UKW, über der darüber zwei zierlich klein wirkende logperiodische Antennen mit je fünf Elementen für DAB+ montiert sind. An der Spitze des an der Gebäudewand angebrachten Masts finden sich vier UHF-Antennen für DVB-T2 in Form der weit verbreiteten Antennenkästen. Während die DAB+-Antennen mit geringem Winkelversatz geschätzt ziemlich exakt nach Norden ausgerichtet sind, zeigen jene für UKW und DVB-T2 nach Nord und Nordwest. Einige Meter unterhalb ist an einem separaten Mast sind zwei 7-Element-UKW-Antennen angebracht, die für den Ballempfang des Senders Wendelstein dienen.
Rund 90 m entfernt befindet sich auf dem so genannten Geyereck ein weiterer Antennenmast, auf dem je eine Sendeantenne für UKW und DAB+, sowie zwei Antennenkästen für DVB-T2 angebracht sind. Jene für Digitalradio und das Fernsehen sind leicht nach unten geneigt und strahlen gezielt in den Bereich des Berchtesgadner Lands zwischen Berchtesgaden und der österreichischen Grenze bei Marktschellenberg.
Bemerkenswert an diesem zweiten Antennenträger ist, dass er sich, etwa 2 m von der Staatsgrenze entfernt, bereits auf bayerischem Boden befindet. Nachdem beide Antennenmasten von denselben Sendegeräten angespeist werden, erfolgt die Ausstrahlung an beiden Standorten über dieselben Frequenzen. Bei den SFN-Netzen bei DAB+ und DVB-T2 ist das nichts Außergewöhnliches. Für UKW aber eher schon.
In der schon länger zurückliegenden Vergangenheit wurden beide Standorte in den Frequenzlisten gesondert angeführt. Heute wird die Sendeanlage am Untersberg, für die der Bayerische Rundfunk hauptverantwortlich zeichnet, nur noch Österreich zugeschrieben.
Wichtig für Österreich
Aufgrund der Höhe des Untersbergs, alleine die Sendeanlagen befinden sich auf 1805 m Seehöhe, erreicht der Standort nicht nur die umliegenden Gemeinden, sondern ist besondern im angrenzenden Flachland im Norden weithin empfangbar. So ist er etwa einer der wichtigsten Standorte für den Empfang von deutschem DAB+ in den Bundesländern Salzburg und Oberösterreich. Wobei es zu berücksichtigen gilt, dass insbesondere die Sendeantennen am Seilbahngebäude in keiner Weise in Richtung Österreich ausgerichtet sind. Nur von der nach Süden ausgerichteten liegt der Bereich der Tauernautobahn bis Golling, also dort, wo auf dem Weg nach Süden die vielen Tunnels beginnen, „gezwungenermaßen“ noch am Rande der Hauptsenderichtung. Die flachen Regionen der Bundesländer Salzburg und Oberösterreich werden im wahrsten Sinne des Wortes von dem wenigen versorgt, was seitlich von den Sendeantennen abgeht. Was aber auch heißt, dass hier nur ein Bruchteil der nach Bayern ausgestrahlten 5 kW ERP in Richtung Österreich „verloren gehen“. Diese Restsignale werden jenseits der Grenze aber mit viel Dank und Freude an den guten Radioprogrammen angenommen.
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