
Nur wenige Kilometer von der deutschen Grenze entfernt befindet sich hoch über Salzburg der Grundnetzsender Gaisberg. Über ihn sind österreichische Programme bis über München und Regensburg hinaus, bis tife in den Bayerischen Wald zu empfangen.
ORS-Grundnetzsender Gaisberg
Der 1287 m hohe Gaisberg bildet nicht nur den malerischen Hintergrund der Mozartstadt Salzburg. Er beherbergt auch den gleichnamigen Grundnetzsender, der seit 1956 UKW-Radio und seit 1958 auch Fernsehen ausstrahlt. Hier kommt dem Gaisberg seine exponierte Lage am Nordrand der Alpen zugute. Er versorgt nicht nur den Norden des Bundeslands Salzburgs, sondern auch den Westen Oberösterreichs. Darüber hinaus ist er in Richtung Osten bis Linz und noch weiter gut zu empfangen.
Wichtig ist der Gaisberg aber auch für Oberbayern. Kein Wunder, liegt er doch nur rund 10 km von der deutschen Grenze entfernt. So ist es dem Sender Gaisberg zu verdanken, dass österreichisches Radio und Fernsehen über DVB-T2, soweit nicht verschlüsselt, bis München und Regensburg und tief in den Bayerischen Wald empfangen werden kann. Wobei es in den äußeren Randzonen aber bereits etwas umfangreichere Antennenanlagen brauchen kann. Österreichisches DVB-T2 ist für Bayern alleine schon deshalb nicht uninteressant, weil man, so man die ORF-Kanäle und noch mehr, auch in HD sehen möchte, ungleich leichter an ein dafür benötigtes Decodiermodul kommt, als an eine ORF-Sat-Karte.
Der weithin sichtbare Gittermast des ORS-Grundnetzsenders Gaisberg ist 100 m hoch. An seinem oberen Ende sind die rundstrahlenden, horizontal polarisierten UHF-Antennen für das digitale Antennenfernsehen untergebracht. Über sie werden fünf Multiplexe mit einer Leistung von 80 kW ERP ausgestrahlt. Davon ist der wichtigste, Mux A, auf Kanal 32 zu finden. Über ihn kommen die ORF-TV-Programme. Die im Sendegebäude installierten Fernsehsender arbeiten übrigens mit 2 bis 2,5 kW Senderausgangsleistung.
Auf UKW kommen die vier ORF-Wellen Ö1, Radio Salzburg, Ö3 und FM4 mit 100 kW ERP rundstrahlend. Das ORF Radio Oberösterreich wird von hier über eine nach Nordosten ausgerichtete Richtantenne mit 10 kW verbreitet. Weiter werden über den ORS-Mast die Privatsender OE24 mit 10 kW rundstrahlend und über eine nach Westen gerichtete Antenne Energy Salzburg mit 0,27 kW ausgestrahlt.
DAB+
Der Gaisberg ist zudem der einzige Senderstandort über den für das Bundesland Salzburg DAB+ gesendet wird. Von hier kommen auf Kanal 5B der erste und seit 21. Juni 2024 auf Kanal 9A der zweite österreichische Bundesmux, sowie auf Kanal 12B der Regionalmux für Oberösterreich und Salzburg. Die Strahlungsleistung beträgt jeweils 5,6 kW ERP.
In der jüngeren Vergangenheit wurden die Sendeantennen auf dem ORS-Mast vergrößert. Das hat etwa zur Folge, dass die Sender nun mit geringerer Senderausgangsleistung arbeiten können, ohne dass sich die ERP und somit auch die Reichweite verschlechtert hätten. So konnte etwa die Senderausgangsleistung auf Kanal 5B von rund 2 kW auf 0,75 kW verringert werden. Senderausgangsleistungsverringerungen haben auch UKW-Sender der vier ORF-Wellen von 10 auf 8 kW erfahren. Zuletzt wurde auch die Ausgangsleistung der DVB-T2-Sender etwas zurückgefahren. Aktuell beträgt sie bei Mux A, über den die ORF-Programme kommen, 2,5 kW, bei den restlichen etwas über 2 kW.
Leistungsreduzierung
Eine Leistungsreduzierung an einem Sender ist übrigens eine äußerst komplexe und langwierige Angelegenheit und hat behutsam in mehreren Schritten zu erfolgen, die sich bis über einen Tag erstrecken können. Denn hier geht es nicht alleine nur um die Sendeleistung, sondern um das Gleichgewicht vieler einzelner Parameter, die am Ende für ein gutes Bild und stabilen Empfang sorgen. Hinzu kommt, dass diese Anpassungen während des laufenden Betriebs vorgenommen werden mussten.
Energieversorgung
Die Leistungsreduzierungen und Aufstockung der Antennenfelder wurden auch an anderen ORS-Senderstandorten vorgenommen und sind eine Folge der stark gestiegenen Energiekosten der letzten Zeit. Zur Anlage am Gaisberg führt eine 10 kV-Stromleitung. Für Notfälle steht ein 487 kW-Dieselmotor mit einem 650 kVA Synchrongenerator zur Verfügung. Um jederzeit aktiviert werden zu können, wird die Anlage ständig vorgeheizt und wird in regelmäßigen Abständen auch getestet, wobei das Aggregat die volle Energieversorgung des Standorts übernimmt. Ein 10.000 Liter-Dieseltank sorgt für einen zuverlässigen Betrieb für rund eine Woche und darüber hinaus. Im Januar 2019 sorgten extreme Schneefälle für einen Riss der zum Sender führenden Freileitung und einen mehrwöchigen autarken Notbetrieb. Inzwischen wurde zum Sender ein Erdkabel verlegt, womit derartige Extremsituationen der Vergangenheit angehören sollten. Strom wird an einem Grundnetzsenderstandort reichlich gebraucht. Am Gaisberg liegt der durchschnittliche Jahresstromverbrauch bei 1 GWh/Jahr.
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