Satellitenunabhängiges Navigationssystem wird entwickelt

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Das funkbasierte R-Mode-Navigationssystem soll die See- und Luftfahrt von der stäranfälligen Satellitennavigation unabhängig machen

Aktuell entwickeln Forscher aus der EU ein Navigationssystem, das ohne Satelliten auskommt. Sein Name: R-Mode, im langen Namen Ranging Mode.

Satellitennavigation gestört?

Dass satellitengestützte Navigationssysteme gestört werden können, ist bekannt und seit spätestens 2023 zu einem echten Problem herangewachsen. Dazu genügt es, Störsender zu betreiben, die falsche Navigationsdaten ausstrahlen. So etwa in der jüngeren Vergangenheit immer wieder im Ostseeraum zu merken. Insbesondere rund um die russische Oblast Kaliningrad (bis Kriegsende Königsberg). Betroffen davon ist vor allem die Luft- und Seefahrt. An Bord werden falsche oder gar keine Positionsdaten angezeigt. Damit steigt die Gefahr von Kollisionen.

Neues System entwickelt

Gemeinsam mit anderen europäischen Forschungseinrichtungen, Behörden und der Industrie, hat das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt ein alternatives Navigationssystem entwickelt, das ohne Satelliten auskommt.

Wie funktioniert Ranging-Mode?

Das R-Mode-System bedient sich dabei bereits existierender Infrastrukturen, konkret Sendeanlagen im Bereich der Mittelwelle und UKW. Im Rahmen eines großflächigen Testbetriebs von 2017 bis 2021 konnte das System seine Praxistauglichkeit unter Beweis stellen. R-Mode erlaubt etwa, dass Schiffe auch ohne Satelliten exakte Positionsdaten erhalten. Dabei wird die Entfernung zu den empfangbaren R-Stationen ermittelt und daraus die aktuelle Position errechnet.

Wie erfolgte der Testbetrieb?

Für den R-Mode-test wurden acht R-Mode-Stationen aufgebaut, mit denen der Bereich von Helgoland bis Stockholm abgedeckt werden konnte. 2024 wurde ein Erweiterungskonzept erarbeitet, das die Grundzüge des Systems festlegt. Die Umsetzung soll ab 2026 erfolgen. Weiter arbeitet man an der Standardisierung des R-Systems. Ab etwa Anfang 2026 sollen die standardisierten R-Mode-Signale über Funkbaken zwischen Deutschland, Estland und Finnland zur Verfügung stehen. Das Ziel ist, dass Schiffe mit R-Mode von Hafen zu Hafen fahren können.

Wie neu ist die Idee der Funknavigation?

Genau genommen ist sie ziemlich alt und reicht zurück bis in die Anfänge der Luftfahrt. So kamen etwa bereits Funknavigationsverfahren zum Einsatz, die es den Alliierten Bombern erlaubten, ihre Ziele in Deutschland zu finden. Auch die NDB-Flugfunkbaken, vornehmlich im Bereich zwischen der Land- und Mittelwelle, dienten als Navigationshilfe. Die meisten NDB-Baken wurden erst in der jüngsten Vergangenheit abgeschaltet.

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5 Kommentare im Forum
  1. @anton551 Ja, so wie ich die technische Umsetzung verstanden habe ist es eine modernisierte Version davon, aber wohl um bis zu Faktor 10 genauer, und vermutlich einfacher in der Handhabung, weil sich, wie bei GPS, die aktuelle Position des Schiffes auf einem Bildschirm mit Seekarte anzeigen lässt. Bei den vorgenannten Navi-Systemen wurde noch ein Experte gebraucht welcher die Werte am Display ablesen, auswerten und händisch in eine Seekarte übertragen kann notwendig.
  2. Auch über das LORAN-System hätte man sich seine Position auf einer Karte anzeigen lassen können. Nur muss man bedenken, wie alt das LORAN-System ist und wie die verfügbare (mobile) Datentechnik zu der Zeit aussah. Natürlich hatte LORAN nicht die Positionsauflösung wie GPS bzw. Galileo. Im Rahmen eines Schullandheim-Aufenthaltes in der 7. Klasse haben wir 1982 die LORAN-Station bei Rantum auf Sylt besucht. Das war eigentlich mein erster Kontakt mit wirklich englisch (amerikanisch) sprechenden Menschen. Ich erinnere mich insbesondere an eine riesige Konservendose, aus der uns "Hi C" zum Trinken eingeschenkt wurde.
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