Hausbesitzer wollen keine Dachflächen mehr vermieten: Ganz egal, ob Laterne oder Litfaßsäule, alle deutschen Netzbetreiber erproben daher neues Terrain bei der Suche nach Antennenstandorten.
Mit dem Mobilfunkstandard 5G soll die Internetnutzung unterwegs viel besser werden als bisher. Der Ausbau läuft auf Hochtouren, doch ein Problem treibt die Netzbetreiber um: Wohin nur mit all den nötigen Antennen?
Beim Ausbau seines Mobilfunknetzes setzt das Telekommunikationsunternehmen Vodafone auf Litfaßsäulen als Antennenstandort. Eine erste solche Funkanlage nahm das Unternehmen am Donnerstag in Düsseldorf in Betrieb, 150 weitere sollen folgen. Dadurch komme man beim Ziel einer flächendeckenden 5G-Versorgung weiter voran, sagte der Technikchef von Vodafone Deutschland, Gerhard Mack, bei der Einweihung. Er hofft, dass das Modellprojekt Schule macht und auch auf andere Städte übertragen wird. Die drei kleinen Antennen mit einer Reichweite von circa 400 Metern sind unter einer grauen Leichtbau-Kuppel verborgen, die auf der Litfaßsäule ist.
5G benötigt dichteres Netz
Hintergrund ist die Tatsache, dass die Reichweite in 5G in hohen Frequenzen deutlich geringer ist als bei 4G – dadurch brauchen die Telekommunikationsunternehmen viel mehr Standorte für ihr 5G-Netz. Alle drei deutschen Netzbetreiber suchen händeringend nach Orten, wo sie ihre 5G-Funkzellen montieren können. Die Suche nach geeigneten Antennenstandorten sei sehr schwer, sagte Vodafone-Manager Mack. „Wir kriegen da viel Widerstand, viele Hausbesitzer wollen uns ihre Dachfläche nicht mehr vermieten, weil sie Angst haben, dass die Mieter dann Stress machen.“
Mit den Litfaßsäulen geht Vodafone nun einen ungewöhnlichen Weg. Ganz neu ist die Idee aber nicht: Die Telekom nutzt in Berlin bereits 200 Liftfaßsäulen als Standorte für Antennen, dies aber in 4G. Das im März gestartete Projekt laufe gut, so ein Telekom-Sprecher. 2022 könnte von Litfaßsäulen der Telekom aus auch im 5G-Standard gefunkt werden.
Laternen und Litfaßsäulen rücken bei Antennenstandorten in den Fokus
Auch Straßenlaternen rücken in den Fokus. Telefónica funkt seit Juli in Frankfurt am Main von einer Straßenlaterne aus in 5G. Sollte das Pilotprojekt erfolgreich sein, wolle man weitere Laternen nutzen, sagt ein Telefónica-Sprecher. Vodafone wiederum nutzt ebenfalls einige Laternen für 5G, diese sind in Düsseldorf.
Ein Vorteil von Laternen und Litfaßsäulen: Der wegen der Strahlenbelastung geltende Mindestabstand zu Menschen kann gut eingehalten werden. Aber könnten die Standorte nicht trotzdem Sorgen von Bürgern schüren? Vodafone-Technikchef Mack betonte: „Wir haben in Deutschland die schärfsten Bestimmungen und Gesetze zum Thema Störabstände – und die werden alle eingehalten“. Düsseldorfs Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU) sagte: „Über die Standortbescheinigung der Bundesnetzagentur ist den Strahlenbelangen hinreichend Rechnung getragen“. Mit einem dichten Antenennnetz müsse man leben, wenn man 5G wolle – „und das wollen wir“.
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