Verzögerungen im 5G-Netzausbau: Der Ausbau durch Vodafone, Telekom und Co. lässt wohl noch auf sich warten.
Schneller surfen und streamen: 5G soll in Deutschland bald der Standard sein. Bis Ende des Jahres sollen zwei Drittel der Deutschen mit 5G versorgt sein – so das ambitionierte Ziel der Mobilfunkkonzerne. Ob sich das so umsetzen lässt, ist fraglich.
Laut NTV ist 5G noch nicht einmal dort, wo es schon vermarktet wird. Gerade ländliche Regionen hätten noch keinen Zugriff auf die schnellen Leitungen. Gegenüber der Nachrichtenseite sagte Christian Rusche, Experte für industrielle Organisation am Institut der Deutschen Wirtschaft, folgendes: „Hier können sich die Leute wahrscheinlich freuen, wenn sie ein bisschen mehr Power als den LTE-Standard, den Vorgänger von 5G, bekommen“. Deutschland habe ein Reichweitenproblem.
Ein Teil dieses Problems: 5G-Frequenzen sind nur in direkter Nähe zu erreichen. Daher baut man niedrigere Frequenzen, zum Beispiel im 2 GHz-Bereich aus, um auch auf dem Land große Flächen abzudecken. 5G hingegen liegt bei 3,6 GHz.
Bereits bis Ende letzten Jahres sollten nahezu alle Haushalte in Deutschland mit mindestens 50 MBit/s pro Antennensektor versorgt sein. Doch auch das konnten die Netzanbieter noch nicht vollständig in Deutschland gewährleisten. Allein 4G liefere eine Datenrate von 300 MBit/s.
Das ist der Stand bei den verschiedenen Netzanbietern:
Telekom
Nachdem die Telekom circa die Hälfte der Deutschen an das 5G-Netz angeschlossen hat, sind zwei Drittel der Bevölkerung das nächste Ziel – und das noch bis Ende des Jahres. Dafür sollen 40.000 Antennen funken.
Vodafone
Auch Vodafone hat große Ziele: Immerhin 98,7 Prozent der deutschen Haushalte sind mit dem langsameren LTE versorgt. Um nun komplett auf 5G aufzurüsten, müsste noch einiges passieren. Rund 1.000 Antennen funken momentan in 5G, 7.000 sollen laut Vodafone in diesem Jahr noch dazu kommen. Bis Ende des Jahres sollen zehn Millionen Deutsche mit 5G versorgt sein.
Telefonica
Telefonica liegt da noch weit hinter Telekom und Vodafone: Der spanische Konzern betreibt noch gar keine kommerziell nutzbaren Antennen. Allerdings sollen laut Anbieter O2-Kunden noch bis Ende des Jahres in Großstädten wie Berlin und Hamburg mit 5G vernetzt werden. Da der Konzern bisher nur in drei Bundesländern die Versorgung mit 5G garantieren konnte, drohte die Netzagentur mit einer saftigen Strafe: 600.000 Euro. Der Grund für die Verzögerungen ist laut Telefonica die Corona-Pandemie. Jedoch könnten die Verzögerungen ihren Ursprung auch schon vor der Krise haben. Gerade die hohen Bandbreiten, die der Konzern anbietet, seien ein Problem in größeren ländlichen Gegenden wie beispielsweise Brandenburg.
1&1 Drillisch
1&1 Drillisch liegt wohl auf dem letzten Platz. Da noch kein eigenes Netz vorhanden ist, könnte der 5G-Ausbau noch lange auf sich warten lassen.
Der Ausbau mit 5G könnte also noch deutlich länger dauern als geplant. Im Moment profitiert vor allem die Industrie von dem schnellen Netz. Die Normalbevölkerung müsse sich laut NTV-Experte Rusche noch gedulden: „Bis man Netflix in HD auf jedem Feld schauen kann, dauert es noch bis 2025“.
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