Deutsche Mehrheit ist für Pfand auf Smartphones

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Ekektroschrott
© Deutsche Bundesstiftung Umwelt

Recycling statt Restmüll: Mit klarer Mehrheit befürworten Deutsche ein Pfand auf defekte und alte Handys zur Wiederverwertung der Ressourcen.

Alte oder defekte Handys fristen ihr Dasein zumeist entweder in verstaubten Schubladen, oder landen gar illegalerweise im Hausmüll. Dieser Umgang mit ausgedienten Altgeräten zieht allerdings erhebliche Konsequenzen nach sich – für den ganzen Planeten. Allein hierzulande liegen laut Digitalverband Bitkom fast 200 Millionen Mobiltelefone ungenutzt herum.

Mit einem Pfand auf Handys könnten jedoch wertvolle Rohstoffe wie Kupfer, Kobalt und Tantal sowie Silber, Gold und Nickel oder Seltenerd-Metalle für eine Ressourcen-Kreislaufwirtschaft erhalten bleiben. Laut einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts „Forsa Politik- und Sozialforschung“ im Auftrag der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) halten insgesamt 87 Prozent der befragten Deutschen ein solches Handy-Pfand für sinnvoll.

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„Um den Raubbau der Ressourcen zu stoppen, brauchen wir Anreize für die Wieder- und Weiterverwendung von Rohstoffen“, appelliert DBU-Generalsekretär Alexander Bonde sowohl an Wirtschaft als auch Gesellschaft. Damit jedoch eine solche Circular Economy überhaupt funktionieren kann, müssten die Materialien aber erst einmal in einen Wertstoffkreislauf gelangen. Technische Lösungen allein würden nicht reichen. „Wir müssen die Menschen zum Mitmachen animieren“, so Bonde.

Der Verbraucher im Teufelskreis

Schon seltsam, dass die meisten Elektrogeräte heutzutage kurz nach Ablauf der gesetzlichen Garantiezeit den Geist aufgeben oder Macken bekommen, nicht wahr? Der Begriff „Geplante Obsoleszenz“ kursiert schon lange als offenes Geheimnis der Industrie. So vertritt eine große Mehrheit der Befragten (84 Prozent) die Ansicht, dass die Hersteller den Verschleiß ihrer Produkte planen.

Das derzeitige Dilemma der Circular Economy offenbart die Forsa-Erhebung genau in diesem Aspekt: Befragt nach der Reparierbarkeit von Produkten wie Haushaltsgeräten, Handys und Fernsehern, sagten 91 Prozent, Reparaturen lohnten sich finanziell oft nicht, weil sie teuer seien. Zudem sei es für 75 Prozent der Befragten „zu aufwendig, einen geeigneten Anbieter für die Reparatur zu finden“. Deshalb mündet die Devise in der Neuanschaffung.

Stark vom Produkt hängt zudem die Bereitschaft zum Teilen (englisch Sharing) ab. 71 Prozent der Befragten können sich das bei Werkzeug vorstellen. Bei der gemeinsamen Nutzung von Autos, Fahrrädern und E-Scootern nimmt diese Neigung rapide ab. Nur wenige können sich mit dem Sharing-Modell für Kleidung anfreunden. Für alle abgefragten Produkte ist übrigens die Bereitschaft bei Frauen höher als bei Männern und in den alten Bundesländern größer als in den neuen.

Nachhaltigkeit vom Produktdesign bis zum Recycling

„Nur wenn künftige Generationen Wege zu einer Circular Economy ebnen, bleibt der Planet lebenswert“, so Bonde weiter. Circular Economy gehe weit über die klassische Mülltrennung oder reines Recycling hinaus. Vielmehr gelte es innerhalb einer umfassenden Kreislaufwirtschaft einzelne Prozessschritte im Lebenszyklus von Waren, Gütern und Konsumprodukten unter die Lupe zu nehmen. Bonde spricht dabei „vom nachhaltigen Produktdesign über Müllvermeidung bis hin zu Wiederverwertung und Wiederverwendung, Reparieren und Recyceln sowie Teilen und Teilhaben“. Allerdings könne sich diese Circular Economy nur einhergehend mit einer Circular Society entwickeln. Eine solche Transformation zu einer in zirkulären Dimensionen denkenden und handelnden Gesellschaft sei bereits im Gang.

Weltweit fast 54 Millionen Tonnen Elektroschrott im Jahr 2019

Wie dramatisch die Lage etwa beim Elektroschrott ist, zeigt der „Globale E-Schrott-Monitor 2020“. Denn eine Bilanz über den weltweiten Elektromüll 2019 von Monitoren über Handys bis zu Kühlschränken entspricht fast 54 Millionen Tonnen – dem Gewicht von 350 Kreuzfahrtschiffen wie „Queen Mary 2“. Pro Kopf und Jahr sind das global etwa 7,3 Kilogramm, in Deutschland dagegen rund 10,3 Kilogramm. „Wir müssen es schaffen, Wirtschaftswachstum von einem erhöhten Rohstoffverbrauch zu entkoppeln“, sagt Bonde dazu. Eine deutliche Mehrheit (94 Prozent) ist für die staatliche Förderung von Recyclingprodukten, anstelle einer Rohstoff-Steuer als reiner Einzelmaßnahme. Bei Handys dürfte sich solches Handeln auszahlen, denn rund 80 Prozent seiner Bestandteile sind wiederzuverwerten. Global umfasst das weit mehr als eine Milliarde Mobiltelefone, darunter etwa 25 Millionen Geräte in Deutschland, die jährlich verkauft werden.

Bildquelle:

  • dbu2: Deutsche Bundesstiftung Umwelt
70 Kommentare im Forum
  1. Die Deutschen sind klar für was, so lange es selber einen erst einmal nichts kostet. Aber sobald es an den eigenen Geldbeutel geht, sieht es wieder meist anders aus. Manche kommen da erst spät zu der Erkenntnis. Jedenfalls verstehe ich nicht wie das mit dem Pfand da gehen soll. Kommt da die Handypolizei nach Hause und sucht nach ungenutzten Handys in Schubladen und verlangt dann Pfand? Ich verstehe den Text so? o_O Oder ist es beim Kauf ein Pfand was man dann wieder bei Rückgabe, z.B. in einem Wertstoffhof, bekommt? Das wäre dann aber auch mit einem erheblichem Verwaltungs- und Kostenaufwand verbunden.
  2. Pfand ist Quatsch. Ich will bissi Geld fürs alte Handy, und schon kann es haben wer will! Jetzt ist es doch so, du sollst dein Handy zurück geben, kriegst aber nix dafür. So wird des natürlich nix!
  3. Ich würde die Hersteller verpflichten Updates mindestens 4 Jahre bereitzustellen, dann die geplante Obsolenz verbieten und erst nach 5 Jahren eine neue Generation anbieten lassen. Die Anzahl der ungenutzten Handys würde expodential in den Keller gehen.
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