„Tschuri“: Kometenforschung als Ausstellung

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Bild: © jim - Fotolia.com
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Vom All auf die Erde: Noch vor dem Ende der Mission können sich Interessenten darüber informieren, wie“Rosetta“ und „Philae“ die Erforschung des Kometen „Tschuri“ gelang.

Diese wissenschaftliche Mission hat alle Zutaten für einen animierten Kinofilm. Da ist der dreibeinige Landeroboter „Philae“, so groß wie eine Waschmaschine. Da ist Raumsonde „Rosetta“, benannt nach einem Stein, der Hieroglyphen entschlüsseln half. Jahre dauert ihre Reise zu dem entenförmigen Kometen „Tschuri“. Dort folgt ein bis dahin nie gewagtes Landemanöver. Nicht nur Raumfahrtfans kamen vor allem seit 2014 kaum an diesem Projekt der Europäischen Raumfahrtagentur Esa vorbei.

Wenige Wochen vor dem geplanten Ende der „Rosetta“-Mission zeigt das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) nun eine Ausstellung über Höhepunkte, Hintergründe und Geschichte der Kometenforschung. Sie ist ab Dienstag im Berliner Naturkundemuseum zu sehen. Der Titel: „Kometen. Die Mission Rosetta. Eine Reise zu den Ursprüngen des Sonnensystems“.
 
Herzstück ist ein dunkles, knubbliges Modell „Tschuris“ im Maßstab 1:1000. Dessen höchster Punkt reicht deutlich über die Köpfe der Besucher hinweg. Die Größe des realen Vorbilds veranschaulichen die Umrisse von Berlin-Mitte, auf denen das Modell platziert ist. Daneben steht ein „Philae“-Nachbau in Originalgröße – einige der Instrumente sind auch für Laien gut zu erkennen. Um „Tschuris“ Entenform zu entdecken, braucht es dagegen etwas räumliches Vorstellungsvermögen.
 
Vorgestellt hatten sich auch die beteiligten Wissenschaftler so einiges, bevor sie Bilder und Daten erhielten: eine weiche, fast fluffige Kometenoberfläche zum Beispiel. Tatsächlich erwies die sich dann aber als richtig hart, wie der DLR-Projektleiter für den Lander „Philae“, Stephan Ulamec, und der Leiter des DLR-Instituts für Planetenforschung, Tilman Spohn, am Montag erläuterten. Vom Boden bis zur Decke reichende hochaufgelöste Aufnahmen lassen Besucher im Museum nahezu jedes Steinchen auf dem Kometen erkennen.
 
Ziel der Mission war es, mehr über die Anfänge des Sonnensystems vor etwa 4,6 Milliarden Jahren zu verstehen. Kometen sehen die Forscher als Zeugen dieser Zeit. Erste Erkenntnisse der Mission sind bereits in die Ausstellung eingeflossen. Doch die Auswertung wird noch lange andauern: Mit mindestens fünf Jahren aktiver Forschung und noch weiterer Nachwirkung rechnet Spohn.
 
In diesen Tagen liefert „Rosetta“ dem Forscherteam noch letzte Daten. Den Funkkontakt zum Minilabor „Philae“ beendete es bereits im Februar. Am 30. September soll auch „Rosetta“ auf „Tschuri“ in den ewigen Winterschlaf gehen. Die DLR-Experten wollen dieses Ende weder Landung noch Crash nennen: Die Sonde werde vielmehr ganz langsam fallen gelassen und der Funkkontakt abbrechen.
 
Dieses letzte Spektakel wird im Internet übertragen. Währenddessen dürfte im Esa-Kontrollzentrum genascht werden. Denn nicht alles in der Disziplin ist rational, wie der Ausstellungsbesuch lehrt. Ausgehend von einer Tradition der US-Raumfahrtbehörde Nasa wurden im Esa-Kontrollzentrum in Darmstadt bei einigen von „Rosettas“ Meilensteinen Glücksbringer verteilt: handelsübliche Erdnüsse. Eine Dose hat es in eine Vitrine nach Berlin geschafft. [dpa/kw]

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