Die USA wollen wieder ohne russische Hilfe Astronauten ins All schicken. Ein Testflug zur ISS ging nun schief. Bei der weihnachtlichen Bescherung auf der Raumstation fehlen nun Geschenke.
Der mit Spannung erwartete erste Härtetest für das neue Boeing-Raumschiff „Starliner“ ist nach einem folgenschweren Fehler gescheitert. Nach dem Start einer Rakete mit der unbemannten Raumkapsel an Bord am US-Weltraumbahnhof Cape Canaveral kam es zu einem Problem bei der automatischen Zündung der Antriebe. Die eigentlich geplante Reise zur Internationalen Raumstation ISS ist damit ausgeschlossen.
Nasa-Chef Jim Bridenstine erläuterte, dass nach dem zunächst erfolgreichen Start am Freitagmorgen die geplante Trennung der Atlas-V-Rakete vom „Starliner“ der Firma Boeing erfolgte. Dann allerdings seien durch einen falsch laufenden Timer Probleme mit einem Antrieb aufgetreten. In der Folge habe das Raumschiff so viel Treibstoff verbraucht, dass es nicht mehr zur ISS gelangen konnte.
Das Kontrollzentrum habe das fehlerhafte Manöver zwar abbrechen wollen, sagte Bridenstine. „Es scheint aber so zu sein, dass wir (der „Starliner“) zwischen TDRS-Kommunikationssatelliten waren, was bedeutet, dass wir unser Kommando nicht durchbekommen konnten.“
Nasa-Angaben zufolge soll die Mission nun schon nach 48 Stunden mit der Landung auf der Erde wieder enden. Am Samstag hätte das Raumschiff eigentlich erstmals am Außenposten der Menschheit 400 Kilometer über der Erdoberfläche andocken sollen. Die Rückkehr war für den 28. Dezember geplant. Bridenstine versicherte dabei: „Unsere Crew wäre sicher gewesen.“ Und falls eine Besatzung an Bord gewesen wäre, hätte diese die Fehler im Ablauf womöglich noch korrigieren können.
Der fehlgeschlagene Härtetest ist für Boeing und die Nasa ein herber Rückschlag. Die US-Raumfahrbehörde will mit dem „Starliner“ in den nächsten Jahren amerikanische Astronauten zur Internationalen Raumstation (ISS) bringen. Seit der Einstellung des Space Shuttle Programms im Jahr 2011 sind die USA von russischen Raumfähren abhängig. Bridenstine konnte zunächst nicht sagen, wie sich der missglückte Test auf den künftigen Zeitplan für den „Starliner“ auswirken wird.
US-Flugzeugbauer Boeing war zuletzt wegen des Desasters um seinen Krisenjet 737 Max massiv unter Druck geraten. Nach zwei verheerenden Abstürzen war die Maschine mit Startverboten belegt worden. Wann sie wieder abheben kann, ist ungewiss.
Auf dem „Starliner“-Flug zu ISS waren zwar keine Menschen an Bord, aber dafür Weihnachtsgeschenke, die für die Astronauten auf der Raumstation gedacht waren. Die Crew auf dem Außenposten der Menschheit wird über die Festtage nun leer ausgehen – und die Präsente erreichen, falls alles glatt geht, am Wochenende wieder amerikanischen Boden. (Benno Schwinghammer, dpa)
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- Boeing-Starliner: © Boeing