Trotz des fehlgeschlagenen Marsmond-Projekts „Phobos-Grunt“ plant Russland gemeinsam mit der Europäischen Weltraumbehörde Esa eine neue Mars-Mission. Der Start ist für frühestens 2016 geplant.
Das Marsmond-Projekt „Phobos-Grunt“ ist gerade erst gescheitert, doch Russland hat bereits neue Raumfahrt-Ambitionen: Eine gemeinsame Mars-Mission mit der Europäischen Weltraumbehörde Esa ist geplant und auch den Mond nehmen die Russen wieder stärker ins Visier.
„Wir führen derzeit Verhandlungen mit der ESA, dass wir im Zeitraum 2016/2018 dorthin fliegen“, sagte der Chef der russischen Raumfahrtbehörde Roskosmos, Wladimir Popowkin, am Donnerstag dem Radiosender Westi FM. Zudem kündigte Popowkin an, Russland werde bis 2020 zwei Raumapparate zum Mond schicken. Später sei dort eine bemannte Station geplant.
Bei dem rund 650 Millionen Euro teuren Projekt „ExoMars“ soll eine Sojus-Rakete ein Forschungsfahrzeug vom Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guayana zum Roten Planeten bringen. Russland verfolgt laut Popowkin zudem weiter den Plan einer bemannten Mond-Station. Derzeit entwickle Roskosmos ein Transportsystem, mit dem Menschen zum Mond fliegen könnten, sagte er dem Moskauer Radiosender Westi FM.
„Wir führen bereits sowohl mit der US-Raumfahrtbehörde NASA als auch mit der ESA Gespräche darüber, wann wir mit der Erschließung beginnen. Es gibt zwei Varianten: Entweder schaffen wir eine Basis auf dem Mond oder eine automatische Station in der Umlaufbahn des Mondes.“ Für die Umsetzung der Pläne benötige Roskosmos aber noch Zuschüsse.
Zunächst schicke Russland bis 2020 zwei Raumapparate zum Mond, kündigte Popowkin an. Laut Roskosmos soll erst der Flugkörper „Luna-Glob“ dort nach Wasser suchen, später soll ein Mondmobil folgen. Bei seiner bisher letzten Mondmission hatte Moskau zu Sowjetzeiten 1976 die Raumsonde „Luna-24“ zum Erdtrabanten geschickt.
„Die Hauptgründe für den unkontrollierten Absturz von „Phobos-Grunt“ waren Fehler bei der Produktion und während der Tests wie auch Konstruktionsfehler“, sagte Popowkin. Er kündigte ein neues Kontrollsystem in seiner Behörde an. „Wir werden mehr Experten an der Planung beteiligen. Das können auch ehemalige Roskosmos-Ingenieure sein, die sich bereits in Rente befinden“, sagte Popowkin. „Pensionierte Fachleute trotz ihres oft hohen Alters heranzuziehen – das ist doch heute weltweit gängige Praxis.“
Trümmer der Sonde waren am 15. Januar nach offiziellen Angaben in den Pazifik gestürzt. Dass die starke elektromagnetische Strahlung eines US-Radars die Sonde beeinflusst haben könnte, sei nur einer der möglichen Gründe, sagte der Roskosmos-Chef. Er bezifferte den Gesamtschaden auf fünf Milliarden Rubel (etwa 124,2 Millionen Euro). Mit der ersten interplanetaren Mission seit 15 Jahren hatte Russland nach mehreren Rückschlägen wieder international Eindruck machen wollen. [dpa/su]
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