Rekordflug: Neue All-Stars für die Weltraumnation Russland

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Bild: © jim - Fotolia.com
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Der Rekordflug ins All soll Russlands jüngste Raumfahrtpannen vergessen machen. Das ehrgeizige Riesenreich päppelt seine oft gescholtene Vorzeigeindustrie mit Milliarden auf.

Die Raumfahrt hat drei neue All-Stars. So schnell wie noch nie erreichen drei Männer aus Russland und den USA an Bord einer Sojus-Kapsel die Internationale Raumstation ISS: Statt zwei Tagen brauchen sie keine sechs Stunden. Vor allem für Russland ist der Rekordflug ein ungemein wichtiger Erfolg, nachdem die stolze Raumfahrtnation zuletzt eher Pleiten, Pech und Pannen angehäuft hatte.
 
Nun aber legt die Raumfahrtbehörde Roskosmos im Wettbewerb mit der US-Weltraumagentur Nasa, den Europäern und den aufstrebenden Chinesen erst einmal vor. „Die Durchführung des Fluges von Sojus TMA-08M ist ein weiterer evolutionärer Schritt bei der Verbesserung von Raumschiffen dieses Typs“, teilt Roskosmos der Nachrichtenagentur dpa mit. „Dies erlaubt die Nutzung ähnlicher technischer Lösungen für künftige Entwicklungen.“ Da klingt Stolz durch.
 
Außer Russland kann derzeit kein Staat Menschen ins All bringen und wieder zurück – und erst recht nicht in dieser Geschwindigkeit. Doch Roskosmos will noch weiter, zu den Sternen: Endlich sollen mit Hilfe russischer Technik auch entferntere Ziele wie der Mond – auf dem noch nie ein Kosmonaut stand – und der Mars in Reichweite geraten. Um es dorthin zu schaffen, arbeitet Russland nun auch eng mit der Europäischen Weltraumorganisation ESA zusammen. Das gemeinsame milliardenschwere Projekt ExoMars soll den Roten Planeten auf Spuren von gegenwärtigem oder früherem Lebens untersuchen.

Eine Wand aus Monitoren beherrscht den wichtigsten Schaltraum im Flugleitzentrum in Koroljow. Hier im „Gehirn“ der Mission laufen die Fäden zusammen. Auf Karten ist zu sehen, wie die Sojus der ISS auf ihrer Flugbahn immer näher kommt. Bunte Grafiken erklären, wie das Raumschiff funktioniert.
 
Beim Start der historischen Mission zur ISS in der Nacht zum Freitag herrscht demonstrative Gelassenheit. Bei weitem nicht alle Plätze sind besetzt. Ruhig meldet ein Sprecher, dass alles nach Plan laufe. „Der Crew geht es gut“, wiederholt die Stimme aus dem Lautsprecher regelmäßig. Routine, so scheint es. Doch gespannt sind sie hier, rund 30 Kilometer nordöstlich von Moskau schon, ob auch alles wie geplant funktioniert.
 
Moderner will Roskosmos werden, die jüngsten Pleiten vergessen machen. Das gilt auch für den Weltraumbahnhof Baikonur in Kasachstan und die angrenzende Stadt mit etwa 71 000 Einwohnern. Hier gibt es immer wieder Klagen über baufällige Wohnungen und fehlende Schulen. Eine „Neugeburt“ verspricht Vizeregierungschef Igor Schuwalow, der passend zum Rekordflug in die kasachische Steppe gereist ist.
 
Fortschritt soll es auch geben bei den Raumschiffen. „Die neuen Raumschiffe müssen den Transport einer vierköpfigen Crew zum Mond und deren Rückkehr zur Erde sicherstellen“, fordert Roskosmos vom staatlichen Sojus-Bauer Energija. Falls nötig, ist dann sogar Platz für sechs Raumfahrer. Abflugort soll dann nicht nur Baikonur sein, sondern auch der neue Weltraumbahnhof Wostotschny im russischen Fernen Osten.
 
Etwa 53 Milliarden Euro will das Riesenreich bis 2020 in sein Raumfahrtprogramm pumpen und damit seine Position auf dem „Weltraummarkt“ festigen – dank der Einnahmen aus dem lukrativen Öl- und Gasgeschäft soll ein Imagewandel her. Doch um die hohen Ziele auch im eigenen Land besser verkaufen zu können, müssen Erfolge her. Die neuen „All-Stars“ sollen im September zur Erde zurückkehren – Russland wartet schon auf sie. [Benedikt von Imhoff]

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