Raumsonde „Rosetta“: Forschung bis zum Finale

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Bild: © jim - Fotolia.com
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Nach zwölf Jahren im All neigt sich die Mission der Sonde „Rosetta“ dem Ende entgegen. Bis die Kometen-Jägerin zum Finale auf „Tschuri“ aufsetzt, wird „Rosetta“ weiter Daten an die Wissenschaftler übermitteln.

Noch einmal ein Höhepunkt zum Schluss einer historischen Weltraum-Mission: Fast zwei Jahre nach der erstmals in der Geschichte der Raumfahrt geglückten Landung eines Mini-Labors auf einem Kometen soll nun auch die Raumsonde „Rosetta“ auf dem Brocken „Tschuri“ aufsetzen. Sie hatte den Lander „Philae“ durch die Weiten des Alls zum uralten Boten der Vergangenheit gebracht. Auch die Landung von „Rosetta“, geplant für diesen Freitag, ist für die Europäische Raumfahrtagentur Esa etwas völlig Neues.

„So nah waren wir mit „Rosetta“ an „Tschuri“ noch nie gewesen“, sagte der Chef des Esa-Flugbetriebs, Paolo Ferri, aus dem Satelliten-Kontrollzentrum Darmstadt. „Wir versuchen, bis zur letzten Sekunde noch Messungen und Bilder zu bekommen.“
 
„Gas und Staub haben wir mit „Rosetta“ noch nie so nahe an einem Kometen messen können“, fügte der Esa-Wissenschaftler für Robotische Exploration, Nicolas Altobelli aus Madrid, hinzu. „Wir können das sozusagen hautnah sehen.“
 
Geplant ist die Landung etwa um 13.20 Uhr mitteleuropäischer Sommerzeit. Dann soll auf dem rund 720 Millionen Kilometer von der Erde entfernten Kometen für die „Rosetta“-Mission nach zwölf Jahren ein für allemal Schluss sein. „Wenn die Raumsonde die Oberfläche von „Tschuri“ berührt, wird sie sich ausschalten“, sagte Ferri. „Wir werden nie mehr etwas von ihr hören.“
 
Auf den Kometen niedergehen soll „Rosetta“ gemächlich, langsamer als in üblicher Schrittgeschwindigkeit. „Wir versuchen, die Landung so sanft wie möglich zu machen“, sagte Ferri. Aufsetzen soll die Sonde auf dem „Kopf“ des Kometen, dessen Form mit einer Gummi-Ente verglichen wird. Anvisiert wird ein Punkt neben einer 130 Meter breiten Senke. Das Mini-Labor „Philae“ und „Rosetta“ dürften auf „Tschuri“ nicht weit voneinander entfernt sein, nach Einschätzung von Altobelli vielleicht nur ein bis zwei Kilometer.
 
Die Geheimnisse von „Tschuri“ haben für Wissenschaftler eine enorme Bedeutung. In Kometen stecken die wahrscheinlich ältesten weitgehend unveränderten Reste aus der Zeit vor 4,6 Milliarden Jahre, in der sich das Sonnensystem bildete. „Rosetta“ und „Philae“ waren mit zusammen etwa 20 Instrumenten an Bord gestartet, um „Tschuri“ unter die Lupe zu nehmen.
 
Die etwa 1,3 Milliarden Euro teure „Rosetta“-Mission ist eines der ambitioniertesten Projekte der Esa. Die Raumsonde hob am 2. März 2004 von der europäischen Weltraumstation Kourou an Bord einer „Ariane 5“-Rakete ab. „Rosetta“ hat eine jahrelange Reise durch das All hinter sich, mehrere Milliarden von Kilometern absolviert, sich einen Tiefschlaf gegönnt, um Energie für die letzte, entscheidenden Strecke zum Kometen zu sparen, der mit ganzem Namen „67P/Tschurjumow-Gerassimenko“ genannt wird.
 
Dann der entscheidende Tag, der 12. November 2014: „Rosetta“ hatte „Tschuri“ schon erreicht, nun löst sich das Labor „Philae“ von der Sonde und setzt auf den Kometen auf. „Der Tag heute ist historisch“, lobte der damalige Esa-Generaldirektor Jean-Jacques Dordain in Darmstadt.
 
Welche Erinnerungen gibt es an die „Rosetta“-Mission? „Das spektakulärste Ergebnis war für mich ein ganz frühes, bald nach der Landung“, berichtet Ferri. „Nämlich, dass das Wasser auf dem Kometen nichts zu tun hat mit dem Wasser auf der Erde.“ Für Altobelli: „Die Bilder, die „Rosetta“ von „Tschuri“ schon im Juli 2014 geliefert hat, waren für mich eine absolute Neuigkeit. Wir haben den Kometenkern und die Umrisse erkannt, der Vergleich mit einer Ente war da.“
 
Ähnlich sieht es auch der Projektleiter für den Lander, Stephan Ulamec vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), der die Kamerasysteme hervorhebt: „Haupterkenntnisse mit „Philae“ waren auch die hochaufgelösten Bilder die mit „Rolis“ und „Civa“ gewonnen wurden und erstmals zeigen, wie eine Kometenoberfläche aus der unmittelbaren Nähe aussieht.“
 
Dass „Rosetta“ zum zweiten Mal eine Energie-Pause machen könnte, um dann wieder durchzustarten, hat die Esa nicht im Plan. „Dieser Winterschlaf dürfte fast vier Jahre dauern“, meinte Ferri. Ein entscheidender Punkt: Viel mehr Arbeit noch erledigen könnte die Raumsonde dann nicht mehr, denn „Rosetta“ hat Treibstoff für vielleicht nur noch sechs Monate an Bord. „Das Risiko lohnt sich nicht.“ [Joachim Baier/buhl]

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