Peking will im All in einer Liga mit den USA spielen. Der Bau der ersten eigenen Raumstation „Tiangong“ wird deshalb mit Tempo vorangetrieben.
Zur Fertigstellung seiner im Bau befindlichen Raumstation hat China ein weiteres Astronauten-Team erfolgreich ins All geschickt. Das Trio startete am Sonntag an Bord des Raumschiffs „Shenzhou 14“ vom Weltraumbahnhof Jiuquan im Nordwesten der Volksrepublik zu seiner Mission. Eine Rakete vom Typ „Langer Marsch 2F“ brachte sie ins All, wie in einer Liveübertragung des chinesischen Staatsfernsehens zu sehen war. Der Start sei ein „voller Erfolg“ gewesen, erklärte Chinas Raumfahrtbehörde, nachdem das Schiff den Orbit erreicht hatte.
Rund sieben Stunden nach dem Start dockte „Shenzhou 14“ in einem automatisierten Manöver an das Kernmodul „Tianhe“ an, wo die Besatzung wohnen und arbeiten wird.
Die Astronauten Chen Dong, Liu Yang und Cai Xuzhe bilden bereits die dritte Crew, die nun mehrere Monate im All verbringen und Arbeiten an der Station durchführen soll. Anfang Mai hatte ein Frachtflug weitere Ausrüstung und Nachschub zur Vorbereitung der Mission ins All gebracht.
China will Welt(-Raum-)Macht
Während des Aufenthalts der Astronauten sollen im Juli und Oktober zwei weitere Module ins All geschickt und angebaut werden. Möglicherweise im Dezember ist ein weiterer bemannter Flug geplant. Dann sollen sich vorübergehend sechs Astronauten in der Raumstation aufhalten. Die am Ende 66 Tonnen schwere, T-förmige Station soll dann fertiggestellt werden und ihre regulären Betrieb aufnehmen.
Die „Tiangong“ (Himmelspalast) genannte Raumstation untermauert Chinas Ambitionen, zur Weltraummacht aufzusteigen und zu den großen Raumfahrernationen USA und Russland aufzuschließen. Die Volksrepublik hat Milliardensummen in sein Raumfahrtprogramm gesteckt und konnte bereits einige Erfolge vorweisen. So war China das erste Land, das ein Raumschiff samt Erkundungs-Rover auf der dunklen Rückseite des Mondes landete. Vergangenes Jahr landete zudem der Rover „Zhurong“ auf dem Mars, der die Oberfläche des Planeten erkunden soll.
Von der Raumstation ISS ist China ausgeschlossen, insbesondere auf Druck der USA, die Vorbehalte wegen der Intransparenz des chinesischen Raumfahrtprogramms und dessen enge Verbindungen zum Militär haben.
Der Staatsführung in Peking geht es bei ihren hochgesteckten Ambitionen im Weltall um nationales Prestige, aber auch um die globale technologische Vorreiterrolle, die man den USA streitig machen möchte. Mittelfristig sind weitere Missionen zum Mond und zum Mars geplant.
Nasa beauftragt zwei US-Firmen mit Entwicklung neuer Raumanzüge
Die US-Firmen Axiom Space und Collins Aerospace sollen derweil im Auftrag der Raumfahrtbehörde Nasa neue Raumanzüge für Astronauten an Bord der Internationalen Raumstation ISS und auf dem Weg zu Mond und Mars entwickeln. Die beiden Firmen seien nach rund einjährigem Auswahlverfahren ausgesucht worden, teilte die Nasa am Mittwoch bei einer Pressekonferenz mit. „Das ist ein historischer Moment für uns“, sagte Vanessa Wyche, Chefin des Nasa-Zentrums, im texanischen Houston. „In diesen Anzügen wird Geschichte geschrieben werden.“
Die Raumanzüge, die die Nasa-Astronauten derzeit auf der ISS tragen, sind schon viele Jahre alt. Zudem sorgten Vorfälle, bei denen sich bei Außeneinsätzen Wasser in Helmen ansammelte, für Sorgen. Unter anderem war der deutsche Astronaut Matthias Maurer betroffen. Die Entwicklung neuer Raumanzüge ist schon lange geplant, hat sich aber wegen verschiedener Probleme immer weiter verzögert.
Die neuen Anzüge könnten möglicherweise 2025 erstmals getestet werden. Sie sollen etwa für die „Artemis“-Mission verwendet werden, mit der in einigen Jahren wieder US-Astronauten auf dem Mond landen – und in fernerer Zukunft auch zum Mars fliegen sollen.
Russland will deutsches Röntgen-Teleskop gegen Berlins Willen nutzen
Die russische Raumfahrtagentur Roskosmos will das deutsche Satelliten-Teleskop Erosita trotz der von Berlin abgebrochenen Zusammenarbeit wieder in Betrieb nehmen. „Ich habe die Anweisung erteilt, damit zu beginnen, die Arbeit des deutschen Teleskops im System ‚Spektr-RG‘ zusammen mit dem russischen Teleskop wiederherzustellen“, sagte Roskosmos-Chef Dmitri Rogosin in einem am Samstag ausgestrahlten Fernsehinterview.
Das Teleskop war wegen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine und der darauf folgenden westlichen Sanktionen gegen Moskau vom deutschen Max-Planck-Institut in den Schlafmodus versetzt worden.
Erosita war 2019 an Bord des russischen Satelliten Spektrum-Röntgen-Gamma (Spektr-RG) mit einer Proton-Rakete ins All geschossen worden. Es dient zusammen mit einem russischen Teleskop der Weltraumbeobachtung und kann Galaxien in Millionen Kilometer, Entfernung von der Erde durchleuchten. Russische und deutsche Forscher konnten gemeinsam die Daten auswerten. Ziel der gemeinsamen wissenschaftlichen Mission war unter anderem der Nachweis von Schwarzen Löchern in nahe gelegenen Galaxien.
Die nach Kriegsbeginn von Deutschland gestoppte Beobachtung will Rogosin nun einseitig mit der Quasi-Übernahme des Teleskops wieder aufnehmen. „Diejenigen, die diese Entscheidung (zum Stopp der Zusammenarbeit) getroffen haben, besitzen heute kein moralisches Recht dazu, die Forschungen für die Menschheit zu beenden, schon einzig deswegen, weil ihre faschistische Haltung der unserer Feinde ähnelt“, sagte der russische Top-Manager.
Der wissenschaftliche Leiter des Projekts Spektrum-Röngen-Gamma, Raschid Sjunjajew, warnte hingegen vor einseitigen Schritten. Die Wiederinbetriebnahme könne nur mit dem deutschen Einverständnis erfolgen – ansonsten drohe das Teleskop kaputt zu gehen.
Rogosin, der früher russischer Botschafter bei der Nato war, profiliert sich seit geraumer Zeit als Hardliner gegenüber dem Westen. So erklärte er schon 2014 angesichts der US-Sanktionen nach der russischen Krim-Invasion, US-Astronauten sollten doch bitte künftig „mit dem Trampolin“ zur Internationalen Raumstation ISS fliegen. Auch im Krieg gegen die Ukraine ist er ein lautstarker Unterstützer.