Während die ersten wissenschaftlichen Arbeiten auf Grundlage der Daten des neuen James-Webb-Weltraumteleskops neue Rekorde brechen, gibt es neue Termine für einen Testflug um den Mond. In Zukunft wird es nach derzeitigen Plänen im All wieder mehrere größere Raumstationen geben.
Die NASA hat drei Zeitfenster bekannt gegeben, an denen das „Space Launch System“ mit dem „Orion“-Raumschiff zur sogenannten „Artemis 1“-Mission starten soll. Nach erfolgreicher Reparatur, die nach dem letzten „Wet Dress Rehearsal“ immernoch nötig war, soll die Rakete mitsamt Raumschiff am 29. August, 2. September oder 5. September starten. Der für künftige Mond-Projekte bereits auf seine Reise geschickte Navigationssatellit „CAPSTONE“ liegt aktuell wieder auf Kurs. Nachdem das „CAPSTONE“-Missionsteam eine Woche nach dem Start den Kontakt mit ihm verloren hatte, seien die Konfigurationsprobleme inzwischen gelöst. Die letzte der kleineren Kurskorrekturen, die „CAPSTONE“ an sein Ziel, einen nahezu rektilinearen Halo-Orbit, bringen soll, habe der Satellit autonom ausgeführt. Ankunftszeitpunkt im Mondorbit soll der 13. November sein. Zu diesem Zeitpunkt sollte „Artemis 1“ schon längst erfolgreich abgeschlossen sein. Zu den oben genannten Startterminen passen Landungen am 10. Oktober, dem 11. Oktober und dem 17. Oktober.
Neue Rekorde dank James-Webb-Telekop
Vor zwei Wochen war es soweit: NASA, CSA und ESA veröffentlichten die ersten Bilder des neuen James-Webb-Weltraumteleskops (DIGITAL FERNSEHEN berichtete). Unter anderem auch mit Beteiligung des US-Präsidenten zeigte man Bilder von Galaxienhaufen und Nebeln. Bereits eine Woche nach der feierlichen Veröffentlichung der Bilder folgte die Veröffentlichung eine Arbeit, die Galaxien auf Aufnahmen der NIRCam für Nahinfrarotspektroskopie des Teleskops beschreibt. Diese GLASS-z11 und GLASS-z13 genannten Galaxien wurden in Bezug auf ihre Rotverschiebung betrachtet und von den Forschenden entsprechend benannt.
Mit Werten von z=13 oder z=11 sind die beobachteten Galaxien laut noch zu bestätigenden Messungen besonders alt. Dabei bezeichnet „z“ ein Maß für die Rotverschiebung. Die Rotverschiebung ist eine Möglichkeit die Entfernung beobachteter Galaxien zu messen. So lässt sich auch die Zeit messen, die das dort ausgesendete Licht, das bekanntlich mit Lichtgeschwindigkeit unterwegs ist, bis zum Teleskop brauchte. Im konkreten Fall geht man davon aus, dass das Licht von GLASS-z13, das das Teleskop erreicht, bereits 300-400 Millionen Jahre nach dem Urknall ausgesendet wurde. Dies würde einen neuen Rekord aufstellen. Beobachtungen derart alter Galaxien könnten viele neue Erkenntnisse für das Verständnis des Universums bringen.
Mehrere neue Raumstationen in Planung und Bau
Von der ISS kam die Nachricht, dass Samantha Cristoforetti als erste Europäerin einen Außeneinsatz an der ISS erfolgreich abgeschlossen hat. Ihr russischer Kollege Oleg Artemjew begleitete sie ins Weltall für gemeinsame Reparaturaufgaben an der Internationalen Raumstation. Dass diese Raumstation bereits zum Ende dieses Jahrzehnt das Ende ihrer Lebenszeit erreichen wird, ist zum jetzigen Zeitpunkt beschlossen. Die chinesische Weltraumagentur will dagegen die Montage ihrer bereits dritten Raumstation nach eigenen Angaben noch in diesem Jahr fertig stellen (DIGITAL FERNSEHEN berichtete). Dazu befindet sich derzeit die Crew der Mission „Shenzou 14“ auf der noch unfertigen Raumstation. Diese wird teilweise für die Montage der noch fehlenden Wissenschaftsmodule „Wentian“ und „Mengtian“ zuständig sein. Im Falle der Beförderung von „Wentian“ sorgte die zur Beförderung des Weltraumlabors eingesetzte „Langer Marsch 5B“-Rakete für einige Diskussion. Die Rakete ist so konzipiert, dass sie unkontrolliert abstürzen wird und ihre Trümmer aufgrund ihrer Größe gefährlich werden können.
Auch die russische Weltraumagentur Roskosmos trägt sich mit dem Plan, eine eigene russische Raumstation in den Orbit zu bringen. Nach der Ablösung von Dmitri Rogosin als Roskosmos-Chef (bekannt unter Anderem durch seine unproduktiven Twitter-Kämpfe), ist nun Juri Borissow seit dem 15. Juli neuer Direktor der russischen Weltraumagentur. In einem Beitrag im Kanal von Roskosmos beim Instant-Messaging-Dienst Telegram heißt es nun, dass Borissow bei einem Treffen mit Vladimir Putin angekündigt habe, dass man sich nach 2024 aus dem ISS-Projekt zurückziehen werde (DIGITAL FERNSEHEN berichtete). Man werde statt dessen mit dem Bau einer eigenen Raumstation beginnen, von der auch eine Skizze veröffentlicht wurde.
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