Russland hat mit dem Abschuss eines ausgedienten Satelliten heftige Kritik auf sich gezogen. Moskau bestätigte den Raketentest, dementierte aber eine Gefahr für ISS.
Dazu schreibt zum Beispiel das „Wall Street Journal„: „Wladimir Putin hat einen Lauf. Moskau versammelt Truppen entlang der ukrainischen Grenzen, während der russische Verbündete Belarus einen Flüchtlingsangriff auf die Ostflanke der Nato startet. Jetzt hat der ermutigte russische Anführer mit einer Provokation im Weltraum eine neue Front eröffnet. (…) Der Anti-Satelliten-Test unterstreicht, wie sich der militärische Wettbewerb in den Weltraum verlagert hat und dort gibt es keine eindeutigen Regeln. (…)
Die USA sind für einen Großteil des modernen zivilen Lebens auf Satelliten angewiesen, von GPS-Ortungsgeräten über Google Maps bis hin zur täglichen Kommunikation. Auch für die militärische Überwachung und Zielerfassung sind sie entscheidend. Wenn eine ausländische Macht in den ersten Momenten eines Krieges US-Satelliten zerstört, wären die USA so verletzlich wie seit Jahrzehnten nicht mehr. (…) Für bürokratische Bummelei gibt es keine Zeit, denn die Bedrohungen im Weltraum nehmen ebenso zu wie an Land und zu See.“
Moskau relativiert
Nach Anschuldigungen aus den USA hat das russische Verteidigungsministerium den Testabschuss eines Satelliten bestätigt. Den Vorwurf einer Gefährdung für Raumfahrer hat man aber zurückgewiesen. Russlands Militär habe am Montag „erfolgreich einen Test durchgeführt, infolge dessen der ausgediente Raumflugkörper Zelina-D getroffen wurde, der sich seit 1982 im All befindet“, heißt es in einer Mitteilung vom Dienstag. Die Trümmerteile des zerstörten Satelliten „stellten und werden keine Bedrohungen für Raumstationen, Raumflugkörper und Weltraumaktivitäten darstellen“, betonte das Ministerium.
Die US-Regierung hatte Russland vorgeworfen, durch den Test der Anti-Satelliten-Rakete Weltraumschrott hinterlassen zu haben, der die Sicherheit von Astronauten auf der Internationalen Raumstation ISS gefährde. US-Außenminister Antony Blinken verurteilte „Russlands rücksichtslosen Test“. Auf der ISS hält sich seit kurzem auch der deutsche Astronaut Matthias Maurer auf.
Riskiert Putin den Frieden im All?
Den Vorwurf, Moskau gefährde die friedliche Nutzung des Weltraums, nannte Russlands Außenminister Sergej Lawrow „Heuchelei“. Es gebe dafür keinerlei Belege. Stattdessen treibe das Pentagon selbst „auf aktivste Art und Weise“ ein Wettrüsten im All voran, kritisierte Lawrow. Etwa durch Tests von Angriffswaffen.
Das Weltraumkommando (Space Command) der US-Streitkräfte teilte mit, der Test vom Montag habe bislang mehr als 1.500 nachverfolgbare Trümmerteile in der erdnahen Umlaufbahn produziert. Vermutlich würden diese letztlich in Hunderttausende kleinere Trümmer zerfallen und „über Jahre und möglicherweise Jahrzehnte in der Umlaufbahn verbleiben“. Dies bedeute „ein erhebliches Risiko für die Besatzung der Internationalen Raumstation und andere bemannte Raumfahrtaktivitäten sowie für die Satelliten mehrerer Länder“.
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