„New Horizons“ schickte nun erste Bilder der Oberfläche des kleinsten und am weitesten entfernten Planeten unseres Sonnensystems: Auf dem Pluto sieht man riesige Eisberge, völlig kraterfreie Ebenen und auch vulkanische Prozesse werden von den Forschern nicht ausgeschlossen. Die Bilder, die es bisher gibt, übertreffen bereits jetzt die Erwartungen der Forscher.
Kraterlose Ebenen und Berge aus Eis, die bis zu 3500 Meter in die Höhe ragen: Schon die ersten Fotos der Raumsonde „New Horizons“ zeigen überraschende Details des Zwergplaneten Pluto. Auch von seinen Monden veröffentlichte die US-Raumfahrtbehörde Nasa auf einer Pressekonferenz am Mittwoch (Ortszeit) hoch aufgelöste Bilder. „‚New Horizons‘ schickt schon jetzt unglaubliche Ergebnisse“, sagte Missionsleiter Alan Stern. „Die Daten sehen großartig aus und Pluto und sein Mond Charon sind faszinierend.“
„New Horizons“ hatte nach mehr als neun Jahren Flugzeit und einer Strecke von rund fünf Milliarden Kilometern am Dienstag als erstes Fluggerät Pluto passiert und den Himmelskörper, über den man bislang eher wenig wusste, mit sieben wissenschaftlichen Instrumenten untersucht. Die Daten und Fotos sollen in den kommenden 16 Monaten nach und nach zur Erde geschickt werden.
Bereits die ersten übermittelten Daten überträfen die hohen Erwartungen dramatisch, sagte Nasa-Manager John Grunsfeld. Stern betonte, die Fotos hätten ihn „völlig überrascht“.
So sind Teile von Pluto anscheinend frei von Einschlagskratern – obwohl der Zwergplanet in den Milliarden Jahren seit seiner Entstehung von vielen Objekten getroffen worden sein müsste. Die dabei entstandenen Krater wurden vermutlich durch vulkanische Prozesse ausgelöscht. Diese Regionen könnten noch immer geologisch aktiv sein – etwa in Form von Kryo- oder Eisvulkanismus.
Der Direktor des Göttinger Max-Planck-Instituts für Sonnensystemforschung, Prof. Ulrich Christensen, vermutet, dass der Mantel, der den Gesteinskern von Pluto umgibt, nicht nur Wassereis enthält, sondern auch geschmolzenes Wasser. Dieses könnte stellenweise an die Oberfläche gelangt und dann wieder gefroren sein.
Diese Form von Vulkanismus könnte demnach auch die bis zu 3500 Meter hohen Berge aus gefrorenem Eis nahe des Pluto-Äquators erklären, die auf einer Nahaufnahme zu sehen sind. Sie haben sich nach Einschätzung der Nasa wahrscheinlich vor weniger als 100 Millionen Jahren gebildet und wachsen möglicherweise noch immer. „Es handelt sich um eine der jüngsten Oberflächen, die wir jemals im Sonnensystem gesehen haben“, sagte Nasa-Forscher Jeff Moore.
Auf Plutos Mond Charon entdeckten die Forscher unter anderem bis zu neun Kilometer tiefe Gräben und eine sehr dunkle Stelle, deren Entstehung noch rätselhaft ist. Krater sind nicht zu sehen. „Charon hat uns völlig vom Hocker gerissen“, sagte Nasa-Wissenschaftlerin Cathy Holkin. Auch von Plutos Mond Hydra sandte „New Horizons“ Fotos in vergleichsweise hoher Auflösung. Damit wurde die Größe des Mondes auf 43 mal 33 Kilometer eingegrenzt. Auch seine Oberfläche ist vermutlich mit Eis überzogen.
„New Horizons“ ist unterdessen schon längst weitergeflogen. Weil sie mit 50 000 Kilometer pro Stunde unterwegs ist, hat die Sonde Pluto schon Millionen Kilometer hinter sich gelassen. Derzeit rast sie weiter in die Region des Kuipergürtels hinein. [dpa/ag]
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