Nächstes Jahr soll Alexander Gerst zu seiner zweiten Weltraummission starten. „Horizons“ ist ihr Name. So sehr der Blick in die Weiten des Weltalls gerichtet sein mag: Ganz wichtig ist, dass der Astronaut nie den Bodenkontakt verliert.
Nur noch hundert Jahre bleiben der Menschheit, dann muss sie ihren Heimatplaneten verlassen – mit dieser dramatischen Warnung machte Stephen Hawking Anfang des Monats weltweit Schlagzeilen. Klimawandel, Asteroideneinschläge, Epidemien und Bevölkerungswachstum könnten den Umzug nach Einschätzung des englischen Astrophysikers unvermeidlich machen.
Das sieht Alexander Gerst (41) ganz anders. Zwar hält auch er den Klimawandel für eine große Bedrohung, doch gleichzeitig ist er davon überzeugt, dass eine Auswanderung der Menschheit Science Fiction ist: „Es geht darum, dass wir lernen, wie wir unseren Planeten erhalten. Es gibt keinen Planeten B.“
In knapp einem Jahr soll Alexander Gerst zu seiner zweiten Weltraummission aufbrechen – der Name: „Horizons“. Den Horizont immer wieder zu erweitern, sei natürlich das Ziel aller Raumfahrt, sagt er dazu. „Noch weiter rauszufliegen. Was wir dort finden, ist völlig unbekannt.“ Das klingt fast schon ein wenig nach „Star Trek“ (Raumschiff Enterprise): „to boldly go where no man has gone before“ – mutig dorthin zu gehen, wo noch kein Mensch gewesen ist.
Aber es sind fast die einzigen Sätze, die sich Gerst am Montag bei einer Pressekonferenz im Europäischen Astronautenzentrum in Köln in dieser Richtung erlaubt. Viel mehr redet er über die Segnungen der Raumfahrt für den ganz normalen Erdenbürger und Steuerzahler. Auf die Frage, welche Experimente auf der Raumstation ihm die liebsten sind, antwortet er zum Beispiel: „Ich finde vor allem solche Versuche interessant, die uns wirklich Vorteile bringen auf der Erde.“
Auch du brauchst die Raumfahrt! Das ist seit vielen Jahren eine Hauptbotschaft der Europäischen Raumfahrtagentur (ESA). Und das ist nur überzeugend, wenn die Experimente tatsächlich handfeste Vorteile etwa in Form von neuen Medikamenten bringen. Im Mittelpunkt des neuen Missions-Logos steht denn auch kein Raumschiff, sondern ein menschliches Profil.
Das alles ist ziemlich gut abgestimmt auf „Astro-Alex“, einen Sympathieträger, wie ihn die Raumfahrt lange nicht gehabt hat. Mit seinen sehr persönlichen Facebook- und Twitter-Beiträgen aus dem All bewegte er während seiner ersten Mission 2014 auch viele Menschen, deren Herz nicht automatisch höher schlägt, wenn sie Galaxien oder den Abdruck eines Astronautenfußes im Mondstaub sehen.
Nächstes Jahr dürfte Gerst wieder aus dem All zwitschern – unter anderem will der Unicef-Botschafter dazu aufrufen, die Erde zu einem besseren Ort speziell für Kinder und Jugendliche zu machen.
Dabei wird er sich seine Zeit auf dem Raumschiff noch etwas besser einteilen müssen als 2014, denn in den letzten drei Monaten seiner neuen Mission ist er auch als Kommandant der ISS vorgesehen. Dabei gehe es übrigens nicht darum, viel herumzukommandieren, stellte er am Montag gleich mal klar. Schließlich bewege er sich da oben unter Profis und Freunden. Auch das muss man als Astronaut heutzutage drauf haben: Man ist zwar irgendwo ein Überflieger. Aber dabei darf man auf keinen Fall den Bodenkontakt verlieren. [Christoph Driessen]
Bildquelle:
- Technik_Raumfahrt_Artikelbild: © jim - Fotolia.com