Zumindest in einer internationalen Sat-Frequenzliste haben wir einen mysteriösen Eintrag gefunden: Cosmos 2520. Was steckt dahinter?
Dieser Satellit ist auf 45,0 Grad Ost positioniert und enthält keine TV- oder Radioübertragungen. Auch Videoübertragungsfrequenzen oder zumindest Datenkanäle werden nicht genannt. Also scheint über diesen Satelliten nichts zu kommen. Er scheint einfach nur da zu sein. Warum, das steht vorerst in den Sternen. Oder doch nicht?
Cosmos 2520 – wem gehört der Satellit?
Bei Cosmos 2520 handelt es sich um einen russischen Satelliten, der am 16. August 2017 mit einer Proton-M-Rakete gestartet wurde. Betreiber des Satelliten ist das russische Verteidigungsministerium. Daraus ergibt sich, Cosmos 2520 ist ein militärischer Satellit.
Cosmos 2520 trägt mehrere Namen. Bekannt ist er auch als Kosmos 2520, 14F149 und als Blagowest 11L. Blagowest 11L hatte man bereits vor etlichen Jahren gehört und von dem wenigen, was damals zu dem Satelliten veröffentlicht wurde, gewann man den Eindruck, er könnte für Sat-DXer interessant sein. Denn es hatte den Anschein, dass es sich hier um eine neue kommerzielle Satellitenserie handelt.
Militärisch oder kommerziell?
Wir dürfen davon ausgehen, dass mehrere unserer vermeintlichen TV-Satelliten auch militärische Nutzlasten mit sich führen und so einen Doppelnutzen erfüllen. Diesen Verdacht hegen zum Beispiel einige unter anderem bei diversen Türksat-Satelliten, die zwar ausgesprochen leistungsfühig wären, über sie aber seit Jahren dennoch nichts ausgestrahlt wird.
Der dreiachsstabilisierte Cosmos 2520 basiert auf dem Express-2000 Satellitenbus der russischen Firma ISS Reschetniow. Nachdem ursprünglich geplant war, den Satelliten teilweise auch zivil zu nutzen, stammt ein Teil der Nutzlast von Thales Alenia Space. Diese Doppelnutzung ist auch als dual use bekannt. Was die Betreiber letztlich dazu bewogen hat, die kombinierte Nutzung auf Eis zu legen, ist nicht bekannt. Fest steht jedenfalls, dass dies nicht im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg stehen kann, da dieser erst viereinhalb Jahre nach dem Start des Satelliten ausgebrochen ist. Allem Anschein nach hat man aber die Option der zusätzlichen kommerziellen Nutzung noch nicht ganz auf Eis gelegt. Zumindest scheint der Hersteller eine künftige teilweise zivile Nutzung von Cosmos 2520 nach wie vor nicht auszuschließen.
Was weiß man noch über Cosmos 2520?
Die NORAD-Nummer von Cosmos 2520 ist 42907. Mit dieser Nummer lässt sich der Satellit zweifelsfrei identifizieren und auf ihrer Grundlage kann der Flug des geostationären Satelliten auch beobachtet werden.
Cosmos 2520 ist für eine Lebensdauer von 15 Jahren vorgesehen. Er dürfte der erste einer Reihe von vier Satelliten sein. Von ihnen sind Cosmos 2526 und 2533, alias Blagowest 12L und 13L, im April und Dezember 2018 gestartet. Cosmos 2539, alias Blagowest 14L, ist im August 2018 gefolgt. Cosmos 2526 soll sich auf 128 Grad Ost befinden. Die Positionen der beiden anderen Satelliten ist nicht bekannt.
Unser Cosmos 2520 soll Transponder im C-, Ka- und Q-band besitzen. Wie viele, ist nicht bekannt. Auch zu den Ausleuchtzonen weiß man nichts. Das Q-Band deckt übrigens den bereich von 33 bis 50 GHz ab und dürfte für äußerst punktgenaue Übertragungen dienen.
Wozu dient Cosmos 2520?
Gewöhnlich lassen sich Militärs nicht in die Karten schauen. Entsprechend wenig wissen wir über den Satelliten und die über ihn laufenden Dienste. Wir dürfen davon ausgehen, dass über den Satelliten militärische Telekommunikationsdienste übertragen werden. Von seiner Position ist Cosmos 2520 jedenfalls bestens geeignet, ganz Russland gut zu erreichen.
Gibt es noch mehr solcher Satelliten?
Es ist so sicher wie das Amen im Gebet, dass sich (nicht nur) im geostationären Orbit gar nicht so wenige Satelliten befinden, von denen wir nichts wissen. Wie viele es tatsächlich sind, darüber wagen wir nicht einmal zu spekulieren. Jedenfalls ist Cosmos 2520 nur einer von vielen, nennen wir sie, geheimnisvollen Satelliten, die zumindest ein wenig auch von uns wahrgenommen werden.
Auch interessant: