Der unkontrollierte Absturz der fehlgeleiteten russischen Marsmond-Sonde Phobos-Grunt steht in den nächsten Tagen bevor. Doch wann und wo die Trümmerteile auf die Erde fallen werden, ist nach wie vor ungewiss.
„Der aktuelle Stand ist, dass die Raumsonde um den 15. Januar abstürzen wird – mit einer Unsicherheit von derzeit plus, minus 30 Stunden. Zum weitaus größten Teil wird der Körper verglühen“, sagte am Montag Heiner Klinkrad von der Europäischen Weltraumbehörde Esa in Darmstadt.
„Die Russen haben berechnet, dass etwa 20 bis 30 Fragmente mit einem Gesamtgewicht von etwa 200 Kilo den Boden erreichen könnten.“ Wo das passiere, könne man derzeit aber noch nicht sagen. Faktoren wie die Bahn, auf der sich der Satellit bewegt, seine Lage und die Sonnenaktivität beeinflussen dem Experten zufolge, wann genau der rund 13,5 Tonnen schwere Satellit abstürzt.
Die Befürchtungen, dass ein Risiko von schädlichen Substanzen ausgehen könnte, hält Klinkrad für unberechtigt. Phobos-Grunt hat in seinen Aluminiumtanks mehrere Tonnen des Raketentreibstoffs Hydrazin (UDMH). Diese Substanz ist zwar für den Menschen schädlich, da jedoch das Aluminium einen geringen Schmelzpunkt hat, werden die Tanks früh aufbrechen.
„Der Treibstoff wird dabei freigesetzt und verbrennt“, sagte Klinkrad. Das Hydrazin werde deshalb nicht die Erdoberfläche erreichen. Auch von dem für ein Experiment benötigten radioaktiven Kobalt gehe keine Gefahr aus: „Dazu ist die mitgeführte Menge von vier hundertstel Gramm viel zu gering.“
Berichte über Berechnungen des US-Militärs, Phobos-Grunt stürze am 13. Januar im Südwesten Afghanistans ab, bezeichnete Klinkrad als „Fehlinterpretation amerikanischer Prognosen“. Solche Berechnungen mit Angabe von Zeit und Ort würden zwar routinemäßig erhoben, sie seien jedoch stets mit einer Unsicherheitsangabe versehen und bildeten nur eine Momentaufnahme ab.
Die am 9. November (Ortszeit) gestartete Raumsonde sollte zum Marsmond Phobos fliegen, kreist aber wegen technischer Probleme zurzeit in etwa 190 Kilometer Höhe um die Erde (DIGITALFERNSEHEN.de berichtete). [dpa/su]
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