Konferenz thematisiert Umgang mit Weltraumschrott

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Weltraumschrott

Es ist eine sehr unschöne Vorstellung, aber Experten befürchten, dass der sternenklare Nachthimmel irgendwann nicht mehr schwarz sein könnte. Schuld daran: Licht-Verschmutzung durch Weltraumschrott.

Kaum etwas sieht so makellos aus wie der sternenklare Nachthimmel. Doch was man mit dem bloßen Auge nicht erkennt: Der Weltraum ist ein Schrottplatz – mehr als eine Million Teile Weltraummüll kreisen ständig um die Erde. Und das ist zunehmend ein Problem, wie wir bei DIGITAL FERNSEHEN regelmäßig thematisieren. Deshalb findet am Dienstag (1. April) in Bonn die Europäische Konferenz zu Weltraummüll statt, die größte wissenschaftliche Veranstaltung dieser Art.

Was ist Weltraumschrott?

Weltraumschrott oder Weltraummüll oder – in der Fachsprache – Weltraum-Rückstände sind alle nicht mehr verwendeten Objekte wie Satelliten oder Bruchstücke davon, die aus Kollisionen oder Explosionen entstanden sind. Sie können winzig klein sein oder auch mehrere Meter groß. Der Weltraummüll kreist sowohl in erdnahen Bahnen um die Erde als auch weit weg.

Wieviel Weltraumschrott gibt es?

Insgesamt rasen mehr als eine Million Stücke Müll, die größer als ein Zentimeter sind, um die Erde, wie die Europäischen Weltraumorganisation Esa berichtet. Und diese Zahl nimmt ständig zu, denn der Weltraum wird immer stärker kommerziell genutzt. „Wir haben jetzt bis zu 3000 Objekte, die wir jedes Jahr in den Orbit hineinbringen“, sagt Tim Flohrer, Leiter Space Debris Office der Esa. „Vor 20 Jahren waren wir noch bei 100 Objekten im Jahr.“

Die meisten Satelliten werden heute kommerziell betrieben. „Das ist nicht mehr, wie man das denken würde, Wissenschaft oder staatliche Nutzung“, so Flohrer. Die meisten kommerziellen Satelliten gehörten nur wenigen Betreibern, etwa die Starlink-Satelliten von SpaceX, dem Raumfahrtunternehmen von Elon Musk. Der Großteil der Satelliten wird heute für Kommunikationstechnologie eingesetzt. Fast jeder Mensch nutzt Daten, die auf Weltraumsatelliten beruhen, zum Beispiel im Navi der Autos oder bei der Wettervorhersage.

Wie problematisch ist Weltraumschrott?

Weil es im Weltraum zunehmend wie in einer Rushhour zugeht, kann es leicht zu Kollisionen zwischen Schrott und Satelliten kommen. Deshalb müssen die Satelliten so gebaut sein, dass sie Objekten ausweichen können. „Das ist Tagesgeschäft“, so Flohrer. Sogar die Internationale Raumstation ISS musste schon kurzfristig Ausweichmanöver ausführen, um eine Kollision zu verhindern. „Das heißt, wenn die Astronauten gerade schlafen, müssen sie aufgeweckt werden.“

Zudem gibt es langfristige Konsequenzen. Denn wenn doch eine Kollision eintritt, dann endet das nicht mit ein paar Beulen, sondern dann zerfallen die beteiligten Objekte in zahllose Fragmente. „Denn die Geschwindigkeiten und damit die Energien sind sehr hoch“, erläutert Flohrer. Im schlimmsten Fall könnte sich irgendwann die Situation ergeben, dass bestimmte Bahnen so stark mit Weltraumschrott verschmutzt sind, dass sich kein Betrieb mehr zu akzeptablen Kosten gewährleisten lässt.

Gibt es noch mehr mögliche Folgen?

Ja, zum Beispiel für den schwarzen Nachthimmel. Da gibt es die Befürchtung, dass der durch die große Zahl von Satelliten aufgehellt werden könnte. Und zwar so, dass man die Sterne nicht mehr gut sieht. Denn all die Satelliten und Schrott-Teile reflektieren Sonnenlicht – Lichtverschmutzung im Weltraum. Zudem gilt: Je mehr wir den Orbit nutzen, desto mehr Objekte werden auch wieder in die Erdatmosphäre eintreten. Im besten Fall kontrolliert in unbewohntem Gebiet, manchmal aber eben auch unkontrolliert mit den entsprechenden Risiken. „Deshalb müssen wir die Satelliten so bauen, dass sie möglichst vollständig verglühen und solche Schäden am Boden eben nicht passieren“, fordert Flohrer. „Da müssen wir besser werden.“

Was kann man dagegen tun?

Es gibt zwei Möglichkeiten, mit dem Problem umzugehen: vermeiden oder aufräumen. Dabei gilt: Vermeiden ist billiger. „Es gibt Standards, es gibt Empfehlungen, es gibt in einigen Ländern auch bindendes Recht dafür, keinen neuen Weltraummüll zu produzieren“, erläutert Flohrer. Das heißt, Satelliten, die nicht mehr gebraucht werden, muss man entweder kontrolliert aus dem Orbit zurückholen oder unschädlich machen. Wie das noch besser gewährleistet werden kann, ist eines der Themen der Bonner Konferenz.

Christoph Driessen

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Bildquelle:

  • Weltraumschrott 2025-4: © zhuan/stock.adobe.com
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