Dass Satelliten von sich ein Selfie schießen können, ist an und für sich schon bemerkenswert. Dass damit aber auch die Folgen einer Kollision sichtbar werden, ist fast unglaublich, aber dennoch jüngst gesehen.
Ende Oktober hatte das Unternehmen Kongsberg NanoAvionics auf X bekannt gegeben, dass einer ihrer MP42-Kleinsatelliten kürzlich einen Einschlag eines Objekts in der Umlaufbahn überlebt hat. Der Satellit war vor zweieinhalb Jahren mit einer Rakete von SpaceX in eine erdnahe Umlaufbahn (LEO) gebracht wurde.
Was ist geschehen?
Der Satellit ist in der Lage, von sich selbst Fotos aufzunehmen und zur Erde zu senden. In diesem Zusammenhang wurde an einem der Solarpaneele ein 6 Millimeter großes Loch entdeckt, das etwa die Größe einer Kichererbse besitzt.
Zu dem was geschehen ist, kann man nur Vermutungen anstellen. Möglich ist, dass der Satellit von einem klitzekleinen Stück Weltraummüll getroffen worden ist. Genauso gut kann es auch sein, dass für das „Einschussloch“ ein Mikrometeorit verantwortlich zeichnet, der auf den Satelliten aufgeprallt ist. In ihrer auf X veröffentlichten Meldung nennt Kongsberg, allerdings scherzhaft gemeint, dass man es auch nicht ausschließen könne, dass hier ein Alien-Specht am Werk war.
Wann ist die Kollision geschehen?
Das von Kongsberg NanoAvionics genannte „kürzlich“ darf man nicht wortwörtlich nehmen. Der Satellit schießt nicht laufend Fotos von sich, sondern nur sehr sporadisch. Das letzte Mal hat er sich im April 2023, also vor eineinhalb Jahren, fotografiert. Somit könnte der Zusammenstoß bereits kurz nach der Aufnahme von 2023 entstanden sein.
Warum hat niemand etwas von der Kollision bemerkt?
Der kleine MP42-Satellit hatte offensichtlich Glück. Denn er funktioniert noch weiter. So hatte man auch keine Anomalien feststellen können. Zumindest können die Solarpaneele weiter genügend Strom erzeugen.
Herrscht Überbevölkerung im LEO-Orbit?
Der LEO-Orbit kennzeichnet die Flughöhe von 200 bis 2.000 km. In diesem Bereich hat während der letzten Jahre eine wahre Bevölkerungsexplosion stattgefunden. Und sie geht munter weiter. Alleine Starlink will zeitnah die Zahl ihrer Satelliten auf etwa 15.000 verdoppeln.
Wissenschaftler warnen bereits seit langem von dieser Überbevölkerung und der damit verbundenen Gefahren. Denn mit der steigenden Satellitenzahl steigen auch der Weltraumschrott und die Wahrscheinlichkeit von weiteren Zusammenstößen.
Wie viel Weltraumschrott gibt es?
Laut Schätzungen der ESA bewegen sich rund 36.500 Objekte von einer Größe von mindestens 10 Zentimeter um die Erde. In der Größenordnung von 1 bis 10 Zentimeter sollten es um 1 Million Teile sein und in der Minisektion von 1 bis 10 Millimeter schätz man beachtliche 330 Millionen Teile. Alle Teile haben eines gemeinsam: Sie haben das Potential, ganze Satelliten zu zerstören und in Extremfällen sogar eine Kettenreaktion auszulösen.
Auch interessant: