Der europäische Raumtransporter Edoarod Amaldi ist auf dem Weg zur ISS. Am Freitag startete er mit einer Raktete ins All. An Bord hat er fast sieben Tonnen Nachschub – darunter auch Kekse und einen Sport-BH. Am 28. März soll der Frachter an der ISS festmachen.
Jubel in Kourou und Bremen: Der europäische Raumtransporter Edoardo Amaldi ist am Freitag ins All gestartet. Er bringt fast sieben Tonnen Nachschub zur Internationalen Raumstation ISS. Das unbemannte Versorgungsschiff hob am Morgen an Bord einer Ariane 5-Rakete vom Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guayana ab. In fünf Tagen soll es automatisch an der ISS andocken.
„Das war ein Bilderbuchstart. Alles läuft nach Plan“, sagte der für bemannte Raumfahrt zuständige Direktor der Europäischen Weltraumbehörde ESA, Thomas Reiter. In Bremen verfolgten zahlreiche Mitarbeiter der EADS-Tochter Astrium den Start auf einer Leinwand. Danach meldete sich Reiter per Telefon aus Kourou, um ihnen zu danken. Das Unternehmen baut den Raumfrachter vom Typ ATV in seinem Bremer Werk.
Das nach dem italienischen Physiker Edoardo Amaldi benannte Modell ist bereits der dritte ATV. Im August hatte er Bremen verlassen und war in Containern verpackt per Schiff nach Kourou gereist (DIGITALFERNSEHEN.de berichtete). Über mehrere Monate hatten Ingenieure ihn dort zusammengebaut, beladen und die Systeme immer wieder getestet. Eigentlich sollte der Frachter schon Anfang März ins All fliegen. Bei einer Kontrolle stellten die Experten aber fest, dass zwei Sicherungsgurte nicht richtig befestigt waren. Die ESA verschob den Start.
Am Freitag klappte es dann beim ersten Anlauf. Etwa eine Stunde nach dem Start setzte die Rakete das Raumschiff in einer Höhe von 260 Kilometern ab, wo es seine vier Sonnensegel entfaltete. Doch der schwierigste Teil der etwas mehr als fünf Monate langen Mission steht noch bevor: das automatische Andocken. Bei 28 000 Kilometern pro Stunde wird sich der Transporter der fußballfeldgroßen ISS Stück für Stück nähern, um einen nur 15 Zentimeter großen Andockpunkt an der Station zu treffen.
Der niederländische ESA-Astronaut André Kuipers und ein russischer Kollege werden das Versorgungsschiff in Empfang nehmen. Die sechs Besatzungsmitglieder warten schon gespannt auf seine Ankunft. Denn an Bord werden nicht nur Werkzeuge, Experimentieranlagen, Treibstoff, Wasser, Lebensmittel und frische Kleidung sein.
„Die Familien packen auch ein paar Sachen rein“, erläuterte der Bremer ATV-Spezialist Rachid Amekrane. Was in den Überraschungspaketen steckt, bleibt aber geheim. Nur so viel kann Amekrane verraten: Kekse und Bonbons sind darunter. Auch ein Sport-BH fliegt im Frachtraum des ATV mit. Dabei leben auf der ISS zurzeit nur Männer. Im Sommer zieht jedoch eine amerikanischen Astronautin in der Wohngemeinschaft ein.
Am Ende der rund 450 Millionen Euro teuren Mission wird die ISS-Crew Edoardo Amaldi mit Müll beladen. Nach dem Abdocken von der ISS soll der Frachter in der Atmosphäre verglühen. Bis 2014 werden zwei weitere Modelle folgen. Dann stellt die Esa den Bau dieser Versorgungsschiffe ein. Zurzeit untersucht sie, wie diese weiterentwickelt werden könnten.
„Wir wollen weitergehen“, betonte der Vorsitzende des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt, Johann-Dietrich Wörner, per Telefonschalte aus Kourou. „Dafür brauchen wir Unterstützung – auch finanzielle von Mitgliedstaaten, die bisher nicht so begeistert davon sind.“ Im November sollen die ESA-Mitgliedsländer auf einer Konferenz über die Zukunft des ATV entscheiden. [Irena Güttel/su]
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