Während einige Länder ehrgeizige Raumfahrtpläne haben, sind die Europäer eher zögerlich. Bis 2018 könnte es eine Mond-Mission geben. Aber erstmal ohne Astronauten – ein Roboter soll den Himmelskörper erkunden.
Als im Juli 1969 der erste Astronaut den Mond betrat, verfolgten das viele Millionen Menschen auf der Erde begeistert vor dem Fernseher. Mehr als 40 Jahre später setzen auch die Europäer zum Sprung auf den Mond an. Bis 2018 wollen sie mit einer Raumfähre auf dem Erdtrabanten landen. Doch der erste Europäer auf dem Mond wird wohl kein Mensch sein, sondern ein Roboter.
Denn die bemannte Raumfahrt ist teuer – und angesichts der Euro-Krise und den gigantischen Schuldenbergen in vielen Ländern gibt es wenig Bereitschaft, diese zu fördern. „Das Geld haben wir momentan in Europa nicht“, sagt der zuständige Vorstand vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), Hansjörg Dittus. „Momentan sind wir eher rational eingestellt“.
Die Zukunft der bemannten Raumfahrt ist am Donnerstag auch Thema beim Deutschen Luft- und Raumfahrtkongress, der seit Dienstag in Bremen tagt. Aus deutscher und europäischer Sicht wird die Reise ins Universum weiterhin stark von internationaler Zusammenarbeit und Arbeitsteilung geprägt sein.
Ob Mond, Mars oder Asteroiden – solche Missionen werden nach Ansicht des deutschen Astronauten Thomas Reiter immer internationaler Natur sein. „Es ist nicht vorstellbar, dass eine Nation allein zum Mars fliegt“, sagt der Direktor für bemannte Raumfahrt bei der europäischen Weltraumbehörde Esa.
Als Vorbild könnte die Internationale Raumstation ISS dienen, an der neben Europa, die USA, Russland, Kanada und Japan beteiligt sind. Der Betrieb und die Versorgung sind zwischen den Ländern genau aufgeteilt. Die Europäer stellen unter anderem das Forschungslabor „Columbus“, die USA und Russland übernehmen im Gegenzug den Transport von Astronauten zum Außenposten der Menschheit in rund 400 Kilometern Höhe.
Zurzeit sind die ISS-Partner dabei allerdings allein auf die russische Sojus-Kapsel angewiesen. Die Amerikaner haben ihre Space Shuttles im Sommer eingemottet, ein Nachfolgesystem wird erst in einigen Jahren zur Verfügung stehen. Die Firma SpaceX entwickelt zurzeit im Auftrag der amerikanischen Raumfahrtbehörde Nasa eine Raumkapsel. Im Winter ist nach Angaben von SpaceX-Chefingenieur Hans Koenigsmann der nächste Testflug geplant.
Sich nur auf ein Transportvehikel zu verlassen, kann durchaus riskant sein, wie die jüngste Panne an einer Sojus-Rakete zeigt. Dennoch planen die Europäer keine eigenen bemannten Flüge ins All. Dabei wäre mit dem europäischen Raumtransporter ATV, der die ISS und ihre Crew mit Treibstoff und Lebensmitteln versorgt, die Technik dafür bereits vorhanden.
„Technologisch wären wir durchaus in der Lage, das ATV und die Ariane-Rakete entsprechend umzurüsten – natürlich nicht kurzfristig“, sagt der Direktor für die ISS bei der EADS-Raumfahrttochter Astrium, Michael Menking. Sein Unternehmen baut in Bremen den Raumtransporter und die Ariane-Oberstufe. Doch bisher scheitert die Entwicklung einer bemannten Raumfähre vor allem am politischen Willen der Esa-Staaten.
Wohin steuert die bemannte Raumfahrt? Während China – aber auch Indien, Brasilien und Südkorea – verstärkt ins All drängen, kann in Europa zurzeit niemand diese Frage eindeutig beantworten. „Man sucht derzeit ein bisschen nach Orientierung“, meint Menking. Die ISS wurde gerade bis 2020 verlängert. Doch was danach passiert, ist genauso offen wie eine Mond- oder Mars-Mission.
Die Rückkehr zum Mond ist für Esa-Direktor Reiter ein nahe liegendes Ziel. „Der Mond ist wissenschaftlich hoch interessant, und er ist nicht so unendlich weit weg wie der Mars“. Astrium entwickelt im Auftrag der Esa gerade eine Raumfähre für eine Landung am Südpol des Erdtrabanten – allerdings soll diese ohne Pilot dorthin fliegen und mit einem Roboter den Himmelskörper eigenständig erkunden.
Das heißt aber nicht, dass europäische Astronauten niemals einen Fuß auf den Mond setzen werden. „Wir sind robotisch noch lange nicht so weit, dass wir die bemannte Raumfahrt ersetzen können“, sagt DLR-Vorstand Dittus. So könnte die unbemannte Landung auch ein Türöffner für künftige Missionen sein. [Irena Güttel]
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