„Hello Earth“: Philae und Rosetta bleiben auf Tschuri

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Bild: © jim - Fotolia.com
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Vor einem Jahr hatte das große Abenteuer begonnen: Das Minilabor „Philae“ war auf dem Kometen „Tschuri“ gelandet – 500 Millionen Kilometer von der Erde entfernt. Zum Ende der Mission im nächsten Jahr soll auch Muttersonde „Rosetta“ auf dem Kometen landen.

Es wäre das schöne Ende eines langen Abenteuers: Das Minilabor „Philae“ und seine Muttersonde „Rosetta“ sollen am Ende der Mission der Europäischen Raumfahrtagentur Esa beide auf dem fernen Kometen „Tschuri“ bleiben. „Wir planen nicht nur ein einfaches Ausschalten, das wäre traurig“, sagt der Chef des Esa-Flugbetriebs, Paolo Ferri, in Darmstadt, von wo aus die Muttersonde gesteuert wird. „Wir werden „Rosetta“ langsam an die Oberfläche fliegen und wahrscheinlich sogar landen.“ Die Mission soll im September 2016 enden.
 
Im Gegensatz zu „Philae“ lasse sich „Rosetta“ steuern. Die Planung sei zwar kompliziert, aber es gebe schon viele Ideen. „Wir werden es tun“, sagt Ferri. Schon die Landung des Mini-Labors „Philae“ auf dem fernen Kometen „Tschuri“ vor einem Jahr ließ die Welt staunen: Erstmals in der Geschichte der Raumfahrt war die Landung auf einem Kometen gelungen – zehn Jahre, acht Monate und zehn Tage nach dem Raketenstart, rund 500 Millionen Kilometer von der Erde entfernt.

Das Landemanöver am 12. November 2014 auf dem Kometen „67P/Tschurjumow-Gerassimenko“ war die schwierigste Aufgabe bei der ganzen Mission und ein historischer Moment in der Geschichte der Raumfahrt, wie Ferri rückblickend erzählt: „Rosetta“ musste mit hoher Präzision fliegen und dann im richtigen Moment „Philae“ auf den Weg schicken: „Es war wie ein Wurf“, sagt Ferri. Das waschmaschinengroße Labor bewegte sich relativ langsam Richtung „Tschuri“, 18 Zentimeter pro Sekunde. Sieben Stunden brauchte es für gut 22 Kilometer. Einmal unterwegs konnte niemand mehr eingreifen.
 
Dann diese Dramatik: auf die Minute genau die erste Bodenberührung. Aber die Harpune zur Verankerung löst nicht aus. „Philae“ prallt am Kometen ab, ist in Bewegung. Im Kontrollraum des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Köln kann das Team nur anhand der Daten ablesen, was da passiert. „Die Daten haben uns gezeigt, der Lander bewegt sich, er dreht sich. Und da haben wir wirklich für zwei Stunden nicht gewusst, wo hüpft der hin, was ist da los“, erzählt „Philae“-Projektleiter Stephan Ulamec vom DLR.
 
Schließlich die Landung an diesem schattigen Plätzchen – aber nicht umgekippt, nicht ins Loch gefallen. Das war lebenswichtig für die weitere Arbeit. Aber es fehlt Sonne. Nach drei Tagen ist „Philaes“ Batterie leer. Nicht nur bei „Philae“, auch irgendwie bei Ferri: „Es war Freitagabend. Da ist die Spannung plötzlich runtergegangen. Da hatte ich Zeit, darüber nachzudenken.“
 
Es gab zuvor keine exakten Vorstellungen, wie so ein Komet überhaupt aussieht. Der kleine Landeroboter liefert Bilder: „Man sieht den Kometen so, als würde man selbst draufstehen“, sagt Ulamec. Und „Philae“ sorgt mit seinen Daten für eine richtige Überraschung: Niemand hatte gedacht, dass der Komet an der Oberfläche so hart ist.
 
„Rosetta“ begleitet den Kometen noch immer: Erst hat die Sonde den dampfenden und staubenden Kometen auf seinem Weg Richtung Sonne beobachtet. Jetzt zeigt sie, was mit zunehmendem Abstand zu unserem Zentralgestirn mit „Tschuri“ passiert.
 
Einige Theorien zur Entstehung eines Kometen und des Sonnensystems mussten die Wissenschaftler schon über den Haufen werfen. So waren sie davon ausgegangen, dass das irdische Wasser von Kometen stammt. Nach Analysen ist aber klar, dass die Unterschiede dafür zu groß sind.
 
Wird es noch mal ein Zeichen von „Philae“ geben? Nach sieben Monaten Winterschlaf hatte sich der kleine Landeroboter im Juni gemeldet: „Hello Earth! Can you hear me?“ (Hallo Erde! Kannst du mich hören?) hieß es auf seinem Twitter-Profil. Weltweit jubelten Forscher und Raumfahrt-Fans. Danach waren die Verbindungen zur Erde nicht richtig stabil – vielleicht hatte die Kälte der Elektronik geschadet. Aber Mitte oder Ende November gibt es wieder gute Chancen, meinen die Experten. Und für eine Überraschung ist „Philae“ ja immer gut. [Elke Silberer/am]

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