Die chinesische Raumfahrt will am Samstag einen neuen Meilenstein in ihrer Geschichte schreiben: Erstmals soll ein Raumschiff der Asiaten auf dem Mond landen. Dabei stehen die Chinesen auch vor einer technischen Feuerprobe, denn gut 80 Prozent der benötigten Technologie wird zum ersten Mal eingesetzt.
China plant seine erste Mondlandung an diesem Samstag. Wie die Nachrichtenagentur dpa am Freitag in Peking aus informierten chinesischen Kreisen erfuhr, soll das Raumschiff Chang’e 3 etwa um 21.10 Ortszeit (14.10 Uhr MEZ) mit dem rund zehnminütigen Manöver zur Landung in der „Bucht der Regenbogen“ (Sinus Iridum) beginnen. Der Landeplatz gilt als eine der schönsten Mondlandschaften. Nach den USA und der früheren Sowjetunion würde China damit die dritte Nation, die eine Mondlandung unternommen hat. Offiziell ist der Landetermin noch nicht bekanntgegeben worden.
Zuletzt hatte die Sowjetunion vor 37 Jahren im August 1976 mit Luna 24 eine Mondlandung unternommen. Chang’e 3 fliegt derzeit in einer elliptischen Umlaufbahn um den Mond und kommt an der kürzesten Stelle bis auf 15 Kilometer an die Oberfläche heran. Das Raumschiff ist nach der chinesischen Mondfee Chang’e benannt, die der Legende nach mit einem weißen Hasen auf dem Mond hockt. In einer Onlineumfrage hatten drei Millionen Chinesen das Mondfahrzeug der Überlieferung entsprechend Jadehase (Yutu) genannt.
Der 140 Kilogramm schwere, sechsrädrige Rover soll drei Monate lang die Oberfläche des Erdtrabanten erkunden. Erst bei künftigen Mondflügen bis 2017 ist auch eine Rückkehr mit Gesteinsproben zur Erde geplant. Chang’e 3 war am 2. Dezember vom Raumfahrtbahnhof in Xichang in der Provinz Sichuan zu seiner Reise gestartet. Die Mondlandung gilt unter Experten als das bislang schwierigste unbemannte Vorhaben des ehrgeizigen chinesischen Raumfahrtprogramms. Mehr als 80 Prozent der benötigten Technologie wird zum ersten Mal eingesetzt.
Chang’e 3 wird anders als frühere Mondfähren der USA und der Sowjetunion etwa 100 Meter über der Oberfläche schweben können, um Hindernissen ausweichen und den geeigneten Landeplatz aussuchen zu können, wie chinesische Experten schilderten. Das vierbeinige Raumschiff ist mit präzisen und schnell reagierenden Sensoren ausgestattet, um Bewegung und Umgebung zu analysieren.
Die europäische Raumfahrtagentur (ESA) unterstützt die Kommunikation mit Chang’e 3 über seine Bodenstation in Kourou in Französisch-Guayana. Auch werden genaue Positionsbestimmungen von den ESA-Kontrollposten im spanischen Cebreros und australischen New Norcia mit ihren 35 Meter großen Antennen geliefert. Das Satellitenkontrollzentrum in Darmstadt, wo für den Flug auch chinesische Ingenieure mitarbeiten, kontrolliert alle Aktivitäten.
„Ob für bemannte oder robotergesteuerte Missionen, solche internationalen Kooperationen sind für die zukünftige Erforschung von Planeten, Monden und Asteroiden notwendig und nutzen der Allgemeinheit“, sagte der frühere deutsche Astronaut und heutige Raumflugdirektor Thomas Reiter. Chinas Raumprogramm steuert die Landung und das Mondfahrzeug selbst über seine Stationen in Kashi im äußeren Westen Chinas und im nordöstlichen Jiamusi.
China verfolgt ein ehrgeiziges Raumfahrtprogramm. Es plant bis 2020 den Bau einer Raumstation, die mit dem Auslaufen der Internationalen Raumstation ISS möglicherweise der einzige bemannte Außenposten im All sein dürfte. Mit einem Satellitennetz baut China auch ein globales Navigationssystem auf. 2003 hatte China erstmals einen Astronauten ins All gebracht. [dpa/fm]
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