In zwei Jahren soll es wieder einen deutschen Astronauten geben. Die Europäische Weltraumorganisation (Esa) entscheidet bald über den Nachfolger von Alexander Gerst auf der Internationalen Raumstation (ISS). Auch der Mond rückt wieder ins Blickfeld der Esa.
Die Europäische Weltraumorganisation (Esa) will in Kürze bekanntgeben, welchen Deutschen sie 2018 ins All schickt. „Wir brauchen noch einige Tage und Wochen“, sagte Esa-Chef Jan Wörner am Freitag in Paris. Es gebe noch zwei Kandidaten für den Einsatz auf der Internationalen Raumstation ISS. Als letzter Deutscher war Alexander Gerst 2014 für 165 Tage an Bord des Außenpostens der Menschheit.
Der Geophysiker setzte in dieser Zeit über Twitter zahlreiche Nachrichten mit Bildern der Erde aus dem All ab und verschaffte sich damit in Deutschland viel Aufmerksamkeit. Wörner sagte, schon zu seiner Zeit als Chef des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) habe er mit dem damaligen Esa-Chef darüber gesprochen, 2018 wieder einen „Europäer mit deutscher Nationalität“ zur ISS schicken.
Natürlich sei es möglich, dass Gerst noch einmal ins All fliege – ob er einer der beiden Kandidaten ist, sagte der Raumfahrt-Chef aber nicht. Derzeit ist aus Europa der Brite Tim Peake an Bord der Raumstation, er soll am 5. Juni zurückkehren. Im November startet der Franzose Thomas Pesquet ins All.
Wörner warb bei seiner Jahres-Pressekonferenz in der Pariser Esa-Zentrale auch für seinen Vorschlag eines „Mond-Dorfes“ als Zukunft der internationalen Weltraum-Zusammenarbeit. „Ich sehe das Mond-Dorf als idealen Nachfolger der (internationalen Raumstation) ISS im Bereich Forschung“, sagte er.
Seine im vergangenen Jahr aufgeworfene Idee sieht vor, einen gemeinsamen Standort auf dem Mond für Weltraum-Projekte verschiedener Länder und Akteure zu suchen. Er führe derzeit weltweit Gespräche, ob es Interesse dafür gebe. Wörner betonte, dass dies allerdings kein Vorhaben für die nahe Zukunft sei – „und wenn jemand eine bessere Idee hat, macht das auch nichts“.
Schon in diesem Jahr greift die Esa nach dem Mars: Gemeinsam mit der russischen Raumfahrtagentur Roskosmos startet im März der erste Teil des Raumsondenprojekts ExoMars, das nach Spuren von Leben auf dem roten Planeten suchen soll. Bereits Ende Januar schickt die Esa den ersten Satelliten des Europäischen Datenrelais System (EDRS) ins All, das mit Laser-Technik Breitband-Datenübertragungen ermöglichen soll.
Auch das europäische Satellitennavigationssystem Galileo soll Fortschritte machen, im Herbst soll eine Ariane 5 vier weitere Satelliten ins All bringen – zudem peilen Esa und EU an, noch in diesem Jahr erste Dienste anzubieten. Es werde ein „sehr interessantes Jahr für die Esa“, sagte Wörner, der die Führung der Organisation im vergangenen Sommer übernommen hatte.
Die US-Raumfahrtagentur Nasa hat unterdessen milliardenschwere Versorgungsflüge zur Internationalen Raumstation ISS an drei private Unternehmen vergeben. Die Firmen SpaceX, Orbital und Sierra Nevada seien von 2018 bis 2024 für die unbemannten Flüge verantwortlich, sagten Nasa-Mitarbeiter am Donnerstag (Ortszeit) in Cape Canaveral. Beginnen soll die erste Mission 2019. Die Kosten würden von der jeweiligen Mission abhängen. [dpa/buhl]
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